Ein halbes Jahr nach ihrer vorläufigen Sperre wegen Dopings hat Wimbledon-Siegerin Simona Halep ihr langes Schweigen gebrochen.
Unschuldsbeweis? Halep meldet sich
Bei einer Urin-Probe der ehemaligen Nummer eins der Welt war im Rahmen der US Open im August 2022 das verbotene Mittel Roxadustat gefunden und in A- und B-Probe nachgewiesen worden. Halep hatte im Oktober dementiert, wissentlich ein nicht erlaubtes Medikament eingenommen zu haben.
Nachdem lange nichts mehr von der Rumänin zu hören war, hat sie sich nun wieder zu Wort gemeldet, ihre Unschuldsbeteuerung erneuert und Kritik am Weltverband ITF geübt - und dafür eine kühle Reaktion geerntet.
Simona Halep behauptet, Beweise für ihre Unschuld zu haben
„Nach viel Arbeit haben von mir beauftragte Experten herausgefunden, dass die Spuren das Ergebnis einer Verunreinigung sind. Dies erklärt die sehr geringe Menge, die in meinem Körper festgestellt wurde“, behauptete Halep in einem Interview mit Tennis Majors: „Ich hatte noch nie von dieser Substanz gehört und habe nicht verstanden, wie man diese in meinem Urin finden konnte.“
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Halep macht eine Kontamination eines ihrer Nahrungsergänzungsmittel für ihren positiven Test verantwortlich und sagt, nie verbotene Mittel verwendet zu haben.
Der deutsche Doping-Experte Fritz Sörgel hatte bei SPORT1 eine andere Einschätzung gegeben und darauf hingewiesen, dass die geringe Menge auch dadurch erklärbar sei. dass sie das Mittel „mit einem in der Tennis-Szene bekannten Abstand zum Wettbewerb eingenommen hat“, sich „verschätzt“ hätte und aufgeflogen sei.
Halep dagegen sagt, dass sie seit Dezember 2022 Unterlagen besitzt, die ihre Unschuld belegen sollen. Eine unabhängige Überprüfung der angeblichen Belege steht allerdings aus - was Halep ebenfalls kritisiert. (Szenekenner Jannik Schneider im SPORT1-Interview: „Tennis hat ein Doping-Problem“)
Halep erhebt Vorwürfe gegen den Verband
Aus Haleps Sicht dauert das Prozedere unnötig lange, sie attackiert den Weltverband ITF. Dieser habe ihre Beweise zurückgewiesen und immer wieder Anhörungstermine abgesagt oder verschoben.
Auch eine von ihr geforderte Anhörung vor einem unabhängigen Gericht sei annulliert worden. Geplante Comebacks beim Turnier in Indian Wells oder bei den kommenden French Open seien so unmöglich geworden.
Für den 28. Mai ist ein neuer Anhörungstermin angesetzt, aber auch hier droht laut Halep eine Absage. „Es ist ungerecht, acht Monate lang wegen einer provisorischen Suspendierung nicht spielen zu können und sich nicht vor unabhängigen Richtern verteidigen zu dürfen“, meinte die 31-Jährige: „Wie lange muss ich noch warten, um angehört zu werden?“
Kühle Reaktion des Verbands
Die ITF hat mittlerweile in einem knappen Statement reagiert und Haleps Vorwürfe zurückgewiesen, man sei gar nicht zuständig: „Die ITF ist in die Handhabung dieses Falls nicht involviert, das Anti-Doping-Programm im Tennis und dessen Durchsetzung liegt in der Hand der International Tennis Integrity Agency (ITIA), im Namen von ATP, WTA. ITF und den Grand Slams.“
Die ITIA wiederum schweigt sich seit Monaten aus, unter Verweis auf das laufende Verfahren und damit verbundene Geheimhaltungspflichten.
Dass sie in den Tenniszirkus zurückkehren will, wenn sie darf, steht für Halep nach wie vor außer Frage. „Es ist schwer, in meinem Alter Tage, Wochen und Monate zu verlieren“, erläuterte sie. „Je mehr Zeit vergeht, desto schwerer ist es, wieder wettbewerbsfähig zu werden, aber Tennis ist mein Leben und ich will wieder spielen.“