Bei der Oscar-Verleihung bekam der Film zwei Trophäen, am Sonntag fesselte die deutsche TV-Premiere von „King Richard“ Tennis-Fans an den Bildschirm.
Hollywood-Hit riss alte Wunden auf
Die Verfilmung des Lebens von Richard Williams, dem Vater von Serena und Venus Williams, war ein großer Leinwand-Erfolg. Weniger begeistert hat er die Familie einer früheren Konkurrentin der Williams-Schwestern.
„King Richard" verärgerte Jennifer Capriatis Mutter
Wie es oft so ist bei Filmen über reale Begebenheiten, nahm sich der Kinohit mit Hauptdarsteller Will Smith einige dramaturgische Freiheiten. Verärgerung löste er damit bei Denise Capriati aus, der Mutter von Jennifer Capriati – vor den Williams-Schwestern das gefeierte Wunderkind des US-Tennis.
Die Olympiasiegerin von 1992 taucht selbst als Figur in dem Film auf, verkörpert von Jessica Wacnik. Nach der Veröffentlichung 2021 übte Denise Capriati scharfe Kritik an dem aus ihrer Sicht unfairen Darstellung ihrer Tochter und der Familie.
In dem Film wird oft thematisiert, dass Papa Williams der Familie Capriatis nacheiferte – aber wegen Capriatis sportlichem und persönlichem Absturz Mitte der Neunziger auch Befürchtungen hegte, sie zu verheizen.
In einer Schlüsselszene am Ende des Films verweigerte Richard Venus zwischenzeitlich den Aufstieg ins Profigeschäft, veranlasst durch Capriatis Krise und ihre Verhaftungen wegen Ladendiebstahls und Marihuana-Besitzes 1993 und 1994. Die Art und Weise der Inszenierung stieß Mama Capriati sauer auf.
Auch Ikone Chris Evert übte Kritik
„Am Ende des Films zeigt Hollywood ein Foto meiner Tochter während einer harten Zeit ihres Lebens, zeigt ihr Polizeifoto – und Richard sagt, dass er Gott dankt, es nicht wie die Capriatis gemacht zu haben“, schrieb Denise Capriati bei Facebook – und verdeutlichte, dass sie das unangebracht fand: „Ich könnte über Richard so einiges andere erzählen. Es bricht mir das Herz, in was für einer Welt wir leben.“
Denise Capriati war nicht die Einzige, die die Szene kritisierte, auch Legende Chris Evert kritisierte bei Twitter: „Der Mugshot von Jennifer Capriati war nicht cool.“
Negative Gefühle blieben auch bei Rick Macci zurück, dem ehemaligen Coach Capriatis, der in dem Film ebenfalls als Figur vorkommt. „Ich wünschte, sie hätten auch ihr Comeback gewürdigt“, sagte Macci im vergangenen Jahr dem Functional Tennis Podcast: „Wie sie porträtiert wurde, war einseitig.“
Capriati hatte auch selbst Stunk mit Richard Williams
In den Jahren 1994 und 1995 spielte Capriati insgesamt nur ein Tennis-Match, nach ihrem Comeback 1996 schien sie ihre alte Klasse verloren haben, scheiterte drei Jahre lang bei jedem Major-Turnier, bei dem sie antrat, in Runde eins oder zwei.
Ab dem Jahr 1999 verblüffte Capriati die Tennis-Fans dann aber mit einem zweiten Frühling und die Rückkehr in die Weltspitze.
Capriati wurde so zur Rivalin der jungen Williams-Schwestern und geriet auch in einen Konflikt mit Richard Williams, nachdem der ihr Verhalten auf dem Platz öffentlich kritisiert hatte.
„Capriati sollte aufhören, auf dem Court so viel zu fluchen und auf ihren Vater hören“, sagte Richard Williams. Die heute 48 Jahre alte Capriati schoss zurück: „Er soll sich auf seine Töchter konzentrieren. Ich brauche seine Ratschläge nicht. Ich könnte auch über sie Dinge sagen, aber ich lasse mich nicht auf dieses Niveau herab."
Ungeachtet der Kritik an dem Film bekam er 2022 zwei Oscars - für Drehbuchautor Zach Baylin und Hauptdarsteller Smith, dessen Kür von seiner Ohrfeige gegen Moderator Chris Rock überschattet wurde.