Der Untergang der Titanic in der Nacht zum 15. April 1912 ist eine der größten und geschichtsträchtigsten Katastrophen. Mit dabei war auch der in Genf geborene Amerikaner Richard Norris Williams, der das Unglück überlebte und später im Tennissport für Furore sorgte.
Titanic-Überlebender gewann US-Open
Während aktuell in New York die Profis um den Titel der US Open kämpfen, steht in den Siegerlisten des Vorgängerturniers der US Open der Name Richard Norris Williams.
Dass dieser Name seit dem 1. September 1914 dort steht, grenzt an ein Wunder. Zusammen mit seinem Vater wollte Williams, der 1911 Schweizer Meister im Tennis war, mit der Titanic von Cherbourg nach New York reisen. Sein Ziel war die Universität von Harvard, zusätzlich wollte er in den USA Tennis spielen.
Familiendrama auf der Titanic
Doch ein Eisberg sollte seine Pläne durchkreuzen. Als die als unsinkbar geltende Titanic im Meer versinkt, helfen Vater und Sohn Williams bei den Rettungsmaßnahmen. Am Ende wollen sie ihr eigenes Leben retten.
Bei Vater Williams misslingt dieser Plan – ein Schornstein der Titanic erschlägt ihn. Der 21-jährige Richard springt wenig später ins eiskalte Wasser, um den Sog des Untergangs zu entgehen und schwimmt um sein Leben.
Ein umgekipptes Rettungsboot wird nach sechs Stunden im Wasser zur rettenden Insel, doch Williams hat der eiskalte Atlantik zugesetzt. Er hat Erfrierungen an den Beinen und kann diese nicht mehr spüren.
Auf einem Rettungsschiff empfiehlt ein Arzt die Amputation beider Beine. Doch Williams widerspricht. „Meine Beine brauche ich noch“, entgegnet er. Und tatsächlich: Williams erholt sich und kann drei Monate später wieder zum Tennisschläger greifen.
Große Erfolge nach Untergang
1912 verliert er bei den amerikanischen Meisterschaften noch im Viertelfinale, doch im September 1914 gewinnt er in Newport/Rhode Island diese und damit das Vorgängerturnier der US Open. Zwei Jahre später wiederholte der Amerikaner den Triumph.
Außerdem gewann er im Doppel von Wimbledon 1920 und holte bei den Olympischen Spielen 1924 Gold im Mixed. 1925 und 1926 triumphierte er erneut beim US-Open-Vorläufer im Doppel und reckte insgesamt fünfmal den Davis Cup in die Höhe.
Seinen größten Sieg errang er allerdings nicht auf dem Tennisplatz, sondern im eisigen Wasser des Nordatlantiks, als er in der Nacht des 15. April vielen Menschen und auch sich selbst das Leben rettete.