Alexander Zverev rannte, er kämpfte, doch was er auch versuchte, es half am Ende nichts. Der große Tennis-Traum des Hamburgers von seinem ersten Titel bei einem der vier Grand Slams bleibt unerfüllt, bei den US Open war im Viertelfinale gegen Taylor Fritz Schluss.
Zverev rechnet mit sich selbst ab
Zverev unterlag dem über weite Strecken aktiveren Amerikaner 6:7 (2:7), 6:3, 4:6, 6:7 (3:7) - nach 3:26 Stunden war das Turnier für ihn vorzeitig beendet.
Im Anschluss ging Zverev schonungslos mit sich ins Gericht: „Es war einfach nur bodenlos, ich habe nichts getan, womit ich den Sieg verdient gehabt hätte, so einfach ist das. Ich habe schrecklich gespielt. Der Aufschlag war okay, aber von der Grundlinie aus habe ich mich absolut schrecklich gefühlt.“ Vor allem mit seiner Rückhand haderte der 27-Jährige: „Schrecklich, absolut schrecklich. Mein zuverlässigster Schlag, den ich normalerweise nachts um drei ohne Probleme spiele ... mir fehlen die Worte.“
„Ich muss mein bestes Tennis spielen“, hatte Zverev vor dem Match gesagt, doch in der Neuauflage des Achtelfinales von Wimbledon, das er in fünf Sätzen dramatisch gegen Fritz verlor, tat sich die deutsche Nummer eins gegen den Weltranglisten-Zwölften von Beginn an schwer.
„Das ist natürlich eine Riesenenttäuschung für ihn. Da geht kein Weg dran vorbei, Fritz hat gewonnen, weil er der Bessere war. Sascha hat gut gefightet, aber im vierten Satz hatte ich nicht das Gefühl, dass er wirklich an seine Chance glaubt“, urteilte Boris Becker bei sportdeutschland.tv.
Er fügte hinzu: „Kompliment an Fritz, der mutiger und variabler war als Zverev. Er sah fitter aus und hat verdient gewonnen, weil er der bessere Spieler war.“ Laut Mischa Zverev hätte sein Bruder noch mehr Prozent herausholen müssen, um seinen Gegner schlagen zu können. „Der hat sein Spiel durchgezogen, war konstant und aggressiv. Dazu hat er gut serviert, seine Returns waren hervorragend“, bilanzierte Mischa Zverev.
Fritz setzt Zverev früh unter Druck
Fritz war von Beginn an der aktivere, risikofreudigere Spieler. Auch dank guter Returns setzte er Zverev immer wieder unter Druck. Zverev wirkte bei vielen Ballwechseln zu passiv, bekam wenig freie Punkte und haderte im Tie-Break, den Fritz dominierte, auch mit seinem Schläger. Nach 55 Minuten war der erste Satz verloren, trotz beinahe ausgeglichener Bilanzen zu Recht.
Fritz „wurde gut eingestellt, gute Strategie. Kompliment an Fritz, der mutiger und variabler war als Zverev. Er sah fitter aus und hat verdient gewonnen, weil er der bessere Spieler war“, lobte Becker den Amerikaner, der weiter der aktivere Spieler blieb, während Zverev eher reagierte. Aber Zverev kämpfte - und nutzte seine Chance, als sie sich plötzlich bot: Mit dem ersten Breakball überhaupt ging er 5:3 in Führung, kurz darauf gelang ihm der Ausgleich nach Sätzen.
Ein Strohfeuer? Es schien so, schon im zweiten Spiel des dritten Satzes gelang Fritz ein Break zum 3:0, doch Zverev glich aus. Die Schwächephase des Amerikaners aber konnte er nicht nutzen.
Fritz raffte sich wieder auf - und bei Aufschlag der deutschen Nummer eins nutzte er seinen fünften Satzball, um in Führung zu gehen. Nicht zuletzt, weil er entschlossener agierte.
Becker: Zverev strahlt zu wenig Überzeugung aus
Zverev fand auch im vierten Satz kein Konzept, wirkte bisweilen sogar resigniert. Becker stellte wiederholt fest, dass Zverev zu wenig Überzeugung ausstrahlte, „der Ausdruck fehlt“, monierte er. Fritz dagegen blieb bei sich, hielt an seinem Konzept fest - und ist nun erstmals im Halbfinale eines Grand Slams.
Im Halbfinale der US Open stehen dagegen Kevin Krawietz und Tim Pütz. Das deutsche Doppel besiegte die argentinischen Routiniers Maximo Gonzalez und Andres Molteni nach einem umkämpften ersten Satz am Ende souverän mit 6:7 (11:13), 6:4, 6:1. Der Einzug in die Runde der letzten vier ist der größte gemeinsame Erfolg von Krawietz und Pütz bei einem Grand Slam neben der Halbfinal-Teilnahme in Wimbledon 2023.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)