Was für eine Energieleistung und ein denkwürdiger Abend in Flushing Meadows! Alexander Zverev ist nach einem weit über Mitternacht hinausgehenden Kraftakt und trotz eines Fehlstarts im ersten Satz ins Achtelfinale bei den US Open eingezogen und hat auf dem Weg zum ersehnten ersten Grand-Slam-Titel einen wichtigen Schritt gemacht.
Historischer Sieg für Zverev!
Der deutsche Tennis-Superstar gewann nach hartem Kampf gegen den Argentinier Tomas Martin Etcheverry mit 5:7, 7:5, 6:1 und 6:3 und trifft nun auf Brandon Nakashima (USA), der in der ersten Runde Holger Rune (Dänemark) ausgeschaltet hatte.
Nach 3:35 Stunden auf dem Court und um 2.35 (!) Uhr Ortszeit in New York verwandelte der Hamburger seinen zweiten Matchball. Nur ein einziges Mal in der Geschichte der US Open war ein Match noch später zu Ende gegangen.
Zverev winkt Nummer 1 der Weltrangliste
Mehr noch: Angesichts des jeweils sensationell frühen Turnier-Ausscheidens der Top-Favoriten Novak Djokovic (Serbien), sonst potenzieller Halbfinalgegner, und Carlos Alcaraz (Spanien) ist Zverevs großer Traum von der Nummer 1 sogar ein ganzes Stück realistischer geworden.
Zwar hat der aktuelle Weltranglistenerste Jannik Sinner aktuell noch einen recht großen Vorsprung - doch der Italiener muss bis zum Ende des Jahres extrem viele Punkte verteidigen. Im ATP Race (Jahresranking) ist der Rückstand von Zverev daher deutlich geringer auf Sinner.
Für Zverev bedeutete bereits der Erfolg gegen Etcheverry einen weiteren großen Meilenstein: Der 27-Jährige ist der einzige 1990 oder später geborene ATP-Spieler, der in derart jungem Alter 100 Matches bei einem Major-Turnier gewonnen hat. Dabei ist Zverev erst Jahrgang 1997(!).
Und: Der Erfolg gegen Etcheverry war bereits sein 55. in diesem Jahr - kein Spieler auf der Tour hat mehr vorzuweisen.
„Danke, dass ihr so lange geblieben seid. Es ist Freitagnacht in New York... Um ehrlich zu sein: Wenn ich Freitagnacht frei hätte, wäre ich woanders. Aber es ist ja eure Entscheidung“, sagte Zverev unmittelbar nach Matchende auf dem Court.
„Es war eine tolle Atmosphäre und hat so viel Spaß gemacht, hier zu spielen. Danke, dass ihr mir diese Energie gegeben habt! Ihr Zuschauer macht das hier so besonders, ihr gebt uns all diese Emotionen.“
Zverev mit Fehlern und Emotionen
Zverev hatte am Freitag lange auf seinen Einsatz warten müssen, erst um 22.58 Uhr Ortszeit begann die Partie im Louis Armstrong Stadium, der zweitgrößten Arena im USTA Billie Jean King National Tennis Center.
Zu Beginn leistete sich der Olympiasieger von Tokio gegen den 33. der Weltrangliste viele einfache Fehler, auch mit seinem üblicherweise starken Aufschlag konnte der Hamburger nur wenig Druck erzeugen. Immer wieder schimpfte er in Richtung seiner Box.
Erst ab dem zweiten Durchgang steigerte sich Zverev kontinuierlich. Etcheverry hatte er im vorher einzigen Aufeinandertreffen im Viertelfinale von Roland Garros 2023 in vier Sätzen besiegt, in New York nahm er nun ab Mitte des dritten Satzes Kurs auf das Achtelfinale.
Im vierten Satz wehrte er beim Stand von 2:3 drei Breakbälle ab und ließ sich dann nicht mehr aufhalten.
Traum vom ersten Grand-Slam-Titel lebt
Im 35. Anlauf soll es für Zverev endlich klappen mit dem ersten Grand-Slam-Triumph.
In New York, wo er nun bei seinen vergangenen fünf Auftritten immer mindestens das Achtelfinale erreichte, war er 2020 nur zwei Punkte vom Triumph entfernt gewesen, ehe er gegen Dominic Thiem eine der bittersten Niederlagen seiner Laufbahn kassierte.
Bei der Generalprobe in Cincinnati hatte Zverev nach Wochen der gesundheitlichen und sportlichen Rückschläge zuletzt mit dem Halbfinaleinzug aufsteigende Form bewiesen, die er nun bestätigt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)