In den vergangenen Jahren war er einer der profiliertesten Journalisten der Tennis-Welt - ehe seine Berichterstattung über die Gewaltvorwürfe gegen Alexander Zverev ihn in einen langwierigen juristischen Konflikt mit dem deutschen Tennis-Olympiasieger trieb.
Zverev-Klage mit Folgen
Nun wirkt der US-Reporter Ben Rothenberg desillusioniert und überlegt den Beruf zu wechseln.
Zverev verklagte Reporter Rothenberg
Rothenberg war der Journalist, der ab Herbst 2020 zwei Interviews mit Zverevs Ex-Freundin Olga Scharipowa veröffentlichte und deren Anschuldigungen häuslicher Gewalt damit neue Aufmerksamkeit verschaffte.
Zverev hat wiederholt alle Vorwürfe zurückgewiesen und verklagte - wie nun bekannt wurde - neben den Publikationen Racquet und Slate auch Rothenberg, der elf Jahre lang für die New York Times von Grand-Slam-Turnieren berichtet hatte und mit seinen kritischen Berichten und Enthüllungen zu diversen Themen immer wieder Wirbel entfacht hatte.
Die in Berlin eingereichte und von Rothenberg angefochtene Unterlassungsklage war am Dienstag Thema eines großen Berichts in der renommierten Washington Post, in dem Rothenberg schildert, dass der Fall auch für ihn persönliche Konsequenzen hatte.
„Es ist entmutigend“, wird Rothenberg zitiert: „Ich bereue nichts, aber einfacher hat es mein Leben nicht gemacht.“
Rothenberg nach Konflikt mit Medium auf sich gestellt
Was den Reporter besonders beschäftigt: Das Magazin Racquet, in dem seine erste Story erschien, zahlt ihm seine Rechtskosten nicht mehr. Laut Rothenbergs Darstellung wurde es ihm damit begründet, dass er einen Artikel für ein Konkurrenzmedium verfasst hätte - persönliche Animositäten, weil dessen Chef ein Mitgründer von Racquet war, hätten wohl eine Rolle gespielt. Racquet-Chefredakteurin Caitlin Thompson dementiert Rothenbergs Version der Geschichte, äußerte sich ansonsten aber nicht näher.
Rothenberg zufolge ist er auch deshalb auf sich gestellt, weil Racquet aufgrund eines Formfehlers bei der Zustellung der Unterlassungserklärung nicht mehr offiziell Teil des Verfahrens sei.
Inzwischen hat der Journalist eine Spendenkampagne initiiert, um seine Prozesskosten zu decken, es geht um knapp 20.000 Euro, die Rothenberg an eine wohltätige Organisation gegen häusliche Gewalt spenden will, sollte er den Prozess gewinnen.
In der Washington Post wird auch Zverevs Anwalt Christian Schertz zitiert, der den Raquet-Bericht „schlicht gesetzeswidrig“ nennt.
Schertz vertrat Zverev auch in seinem Prozess wegen des Verdachts der Körperverletzung gegen Ex-Freundin Brenda Patea. Das Verfahren wurde gegen eine Zahlung von 200.000 Euro eingestellt. Zverev betonte, dass er damit keine Schuld anerkenne, vor dem Gesetz gilt er weiter als unschuldig.
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„Journalismus scheint keine solide Basis mehr zu sein“
Die Post verweist in ihrem neuen Artikel darauf, dass die Rechtslage in Deutschland für Medien strenger sei, während Zverev in den USA aufgrund höherer Gewichtung der Rede- und Pressefreiheit im Vergleich zu den Persönlichkeitsrechten wohl keine Chance gehabt hätte. Der zweite Artikel von Slate ist inzwischen für europäische User durch so genanntes Geoblocking nicht mehr verfügbar, in den USA aber weiter online.
Rothenberg und sein Anwalt Jan Hegemann betonen unisono, dass sie trotz allem glauben, den Rechtsstreit gegen Zverev zu gewinnen.
Unabhängig davon berichtet Rothenberg, dass es für ihn in den vergangenen Jahren schwerer geworden sei, Akkreditierungen für Grand-Slam-Turniere und Zugang zu den Spielern zu bekommen. Bei den US Open, wo die Folgen des Doping-Wirbels um Jannik Sinner früher ein maßgeschneidertes Thema für Rothenberg gewesen wären, gehört er nicht zum Medientross.
Rothenberg veröffentlichte zuletzt ein Buch über Naomi Osaka und moderiert weiter einen Podcast, erwägt aber einen Wechsel zu einem anderen Themenbereich oder gar, den Reporter-Job ganz aufzugeben: „Journalismus scheint keine solide Basis mehr zu sein, um sich darauf eine Zukunft aufzubauen.“