Der offizielle X-Account von Wimbledon trug die entscheidende Botschaft schlicht vor. „Sie lieben dich“, adressiert an Andy Murray, twitterte der All England Lawn Tennis and Croquet Club am Donnerstagabend um 21:58 Uhr Londoner Ortszeit.
Nie wieder? Legende schafft Klarheit
Kurz zuvor hatte Murray an der Seite seines Bruders Jamie in der Doppelkonkurrenz mit 6:7 und 4:6 gegen die Australier John Peers und Rinky Hijikata verloren.
Eine Niederlage, vielleicht seine vorletzte in Wimbledon, auf die emotionale Szenen auf dem Center Court vor 15.000 Zuschauern folgten, oder - wie es der offizielle Wimbledon-X-Account mitteilte - nach der kein Auge trocken blieb.
Tränen auf der Tribüne in Wimbledon
Auf der Tribüne standen Murrays Mutter Judy die Tränen in den Augen, seine Frau Kim Sears klatschte und kämpfte mit den Emotionen und auf dem Court hatte sich geballte Tennis-Prominenz versammelt. John McEnroe, Martina Navratilova, Novak Djokovic, Iga Swiatek und weitere Stars standen zu Ehren Murrays und applaudierten dem Briten nach einem seiner letzten Matches in Wimbledon.
Nach seiner Absage für das Einzel entschied sich der 37-Jährige für einen Start im Doppel an der Seite seines Bruders und zusätzlich im Mixed zusammen mit Emma Raducanu.
„Sie lieben dich“
Für das Doppel mit seinem Bruder hatten die Organisatoren zum ersten Mal seit 1995 wieder ein Erstrundenduell im Doppel auf dem Center Court angesetzt, wohlwissend um die Bedeutung der Partie.
Die Gründe für seine Beliebtheit zeigte der Schotte dann im Interview nach dem Match. Bescheiden und sichtlich ergriffen stand der zweimalige Wimbledonsieger an der Seite der britischen Tennis-Legende Sue Barker, während die Zuschauer ihn mehrfach mit Applaus überschütteten.
Barker konnte das Publikum kaum bremsen. „Ich kann sie nicht stoppen, sie lieben dich“, sagte die French-Open-Siegerin von 1976, die lange Zeit für die BBC Tennis kommentierte.
Tennis-Legende Murray: „Würde gerne weiterspielen“
Dann kam Murray doch noch zu Wort. „Es war eine großartige Zeit auf der Tour. Ich würde gerne weiterspielen, aber es geht nicht“, sagte Murray: „Ich würde am liebsten immer weiterspielen“.
Auch wenn sein exaktes Karriereende noch unklar ist, stellte Murray auf der Pressekonferenz später klar, dass er wohl nie wieder ein Einzel als Profi spielen werde: „Ich kann definitiv immer noch Matches hier oder auf dem Rasen gewinnen, sobald ich mich von der Rückenverletzung erholt habe. Aber ich will das jetzt nicht tun. Ich weiß, dass ich es tun könnte, aber ich habe nicht vor, je wieder Einzel zu spielen.“
2019 war dem Kämpfer eine Teilprothese in der Hüfte eingesetzt worden, weitere Blessuren warfen ihn immer wieder zurück. „Alle Verletzungen waren wirklich hart“, gestand Murray, der sich zuletzt am Rücken operieren lassen musste.
Teile seiner Laufbahn habe er als stressig empfunden, fügte Murray hinzu, dessen große Momente auf den Leinwänden des Center Courts abgespielt wurden. Djokovic, Roger Federer, Rafael Nadal und Serena Williams priesen den 37 Jahre alten Schotten als großen Athleten.
In das Taxi gekotzt
Murray berichtete, sein zweiter Triumph in Wimbledon 2016 sei sein „liebster Titel“ gewesen: „Ich kann mich an nicht mehr viel von der Feier erinnern. Und leider habe ich auf dem Weg nach Hause in das Taxi gekotzt.“ Er freue sich darauf, künftig mehr Zeit für seine Frau und seine vier Kinder zu haben.
Zuvor wartet aber noch mindestens eine Mixed-Partie und ein wahrscheinlich noch emotionalerer Abschied.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)