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Die größte Tennis-Sensation der Geschichte: Als Navratilova ihr Waterloo erlebte

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Die größte Tennis-Sensation der Geschichte: Als Navratilova ihr Waterloo erlebte

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Als Navratilova ihr Waterloo erlebte

Martina Navratilova schafft in der Saison 1983 Unglaubliches und spielt fast eine perfekte Tennis-Saison. Doch bei den French Open kommt es zu einer der größten Sensationen der Geschichte. Dabei spielt auch ein kurioser Zoff eine Rolle.
Bei den French Open geht es für die Tennis-Stars um den zweiten Grand-Slam-Titel des Jahres. Hier gibt's die wichtigsten Infos zum Turnier.
Martina Navratilova schafft in der Saison 1983 Unglaubliches und spielt fast eine perfekte Tennis-Saison. Doch bei den French Open kommt es zu einer der größten Sensationen der Geschichte. Dabei spielt auch ein kurioser Zoff eine Rolle.

Wer mit Niederlagen nicht umgehen kann, sollte besser nicht Tennisprofi werden. Denn Niederlagen gehören dort selbst für die größten Stars fast zur wöchentlichen Gewohnheit, schließlich kann immer nur eine Person beim jeweiligen Turnier triumphieren.

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Das wird bei einem Blick auf die legendären Big 3 um Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic schnell deutlich. Federer schaffte unter ihnen die zwei besten Saisons, als er 2005 von 85 Matches nur vier verlor sowie ein Jahr später von 97 Matches lediglich fünf (vier davon gegen Nadal).

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Viermal erreichte Federer in einem Jahr eine Siegquote von über 90 Prozent, Nadal und Djokovic gelang diese außerordentliche Leistung immerhin je zweimal. Die beste Saison bei den Herren spielte allerdings John McEnroe, als er 1984 von 85 Matches lediglich drei verlor.

Navratilova spielt eine historische Tennis-Saison

All dies verblasst aber im Vergleich zu jener Saison, die Martina Navratilova 1983 hinlegte. Nie zuvor oder danach war ein Tennisprofi in der Open Era einer perfekten Saison so nahe gekommen, nicht einmal Steffi Graf, die gleich zehnmal (!) eine Siegquote von über 90 Prozent am Jahresende auswies.

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Doch 1983 war Graf noch zu jung und Navratilova hatte das Duell mit ihrer größten Rivalin Chris Evert klar auf ihre Seite gezogen. So dominierte die inzwischen für die USA startende Tschechin das Jahr nach Belieben und ihre Gegnerinnen waren oft froh, wenn sie mehr als ein Spiel pro Satz gewannen.

So lief es zunächst auch bei den French Open in diesem Jahr ab, als sich Navratilovas Ergebnisse in den ersten drei Matches so lasen: 6:1, 6:1, 6:1, 6:1, 6:0, 6:3. Dann folgte am 28. Mai 1983 jenes Match, das mit Fug und Recht als eine der größten Sensationen in der Geschichte des Sports gelten darf.

Ihre 17-jährige Gegnerin Kathy Horvath stand zum ersten Mal überhaupt bei einem Grand Slam im Achtelfinale. Zwar war es bereits das vierte Duell der beiden, die bisherigen waren jedoch alle klar an Navratilova gegangen. Nun wartete das größte Match ihrer Karriere auf die Nummer 45 der Welt.

Coach-Zoff bringt Navratilova aus dem Rhythmus

Für Navratilova waren die Partien bis dato dagegen eher Pflichtaufgaben gewesen, nachdem sie mit einer verbesserten Rückhand im Vorjahr erstmals auch in Paris triumphiert hatte. Das wird davon unterstrichen, dass ihre Strategie-Trainerin Renee Richards zunächst gar nicht vor Ort war und erst am Morgen des Duells anreiste.

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Wie Navratilova in ihrem Buch „Martina“ schildert, führte die späte Ankunft Richards‘ zu einer folgenschweren Fehleinschätzung: „Ohne gesehen zu haben, wie ich bisher spielte, riet sie mir, hinten (an der Grundlinie) zu bleiben und auf Fehler von Horvath zu warten. Sie sagte, ich sollte den Ball nur im Spiel halten.“

Dieser Plan ging schief und so verlor Navratilova den ersten Satz völlig überraschend mit 4:6. Die damals 26-Jährige änderte daraufhin ihr Spiel, agierte wohl auch auf Anraten ihrer zweiten Trainerin Nancy Lieberman, die eigentlich mehr für die Fitness zuständig war, aggressiver und holte sich den zweiten Satz souverän mit 6:0.

Doch im Entscheidungssatz merkte Navratilova, dass ihre Trainerinnen sich plötzlich voneinander distanziert hatten und Liebermann ganz woanders saß: „Ich habe mich ständig gefragt, warum Nancy sich umgesetzt hat und bin nie in diesen Flow gekommen, den ich in den ersten drei Matches hatte.“

„Das beste Tennis, das je eine Frau gespielt hat“

Navratilova gewann beim Stand von 3:3 kein Spiel mehr und stellte nach dem Match ihre beiden Trainerinnen zur Rede. Richards warf ihrer Trainer-Kollegin vor, ihre Autorität als Trainerin untergraben zu haben. Sie selbst habe Navratilova bis zum dritten Satz gute Anweisungen gegeben, dann habe sich Lieberman umgesetzt, um ihre Signale besser mitteilen zu können.

Lieberman verteidigte sich und erklärte, sie habe den Platz neben Richards nur verlassen, um auf die Toilette zu gehen und auf dem Rückweg ins Stadion dann einfach schnell den nächstgelegenen Platz gewählt.

„Ich wusste nicht, wem ich glauben sollte, aber ich wusste, dass es bei mir gut gelaufen war, bis Renee kam und mir sagte, ich soll gegen Kathy hinten bleiben. Es war das erste Mal, dass ich an ihrem Urteilsvermögen gezweifelt habe“, schrieb Navratilova, die Richards laut der New York Times noch am Folgetag feuerte.

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Ob ihr Jahr ohne dieses Match wirkliche ohne Niederlage geendet wäre, ist schwer zu sagen. Schließlich hätte sich der Druck Richtung Jahresende dann deutlich erhöht. Fakt ist für Navratilova, dass sie 1983 abseits dieser Partie „das beste Tennis spielte, das je eine Frau gespielt hat“ - und bei 86 Siegen lediglich diese eine Niederlage einstecken musste.

Die Folgesaison von Navratilova dürfte ebenfalls in diese Kategorie fallen, als sie zwischen Mitte Januar und Anfang Dezember 74 Matches in Folge gewann. Lediglich am Anfang und am Ende des Jahres unterlag sie einmal knapp in einem Finale sowie einmal im Halbfinale.

Nur ein Traum? Keine Aufnahmen der French-Open-Sensation

Horvath widersprach später der These, dass Navratilovas falsche Taktik und der Trainerinnen-Zoff entscheidend für die Sensation 1983 war: „Martina kam nicht ans Netz, weil sie es nicht konnte. Ich habe den Ball gut gespürt und tief gehalten, daher gab es nichts, worauf sie vorkommen konnte.“

Beim Matchball hatte Horvath sogar den Spieß umgedreht und Navratilova mit deren eigener Taktik besiegt. Die junge US-Amerikanerin war ans Netz gestürmt, woraufhin Navratilova patzte. „Sie war so fest“, sagte Horvath, die ihr folgendes Match mit 1:6, 1:6 verlor und nie wieder gegen Navratilova gewinnen sollte.

Überprüfen kann man all dies nicht, denn auch die TV-Stationen hatten sich auf eine mäßig spannende Lehrstunde für Horvath eingestellt. So existieren keine bekannten Film- oder Videoaufnahmen dieses Matches.

Mancher wird es daher bis heute für einen seltsamen Traum halten - doch die Aussagen der beiden Spielerinnen geben einen Eindruck, wie es zu einer der größten Sensationen in der Geschichte dieses Sports kommen konnte.