Was für ein Drama nach einem nervenaufreibenden Match gegen den Angstgegner! Alexander Zverev hat bei den Australian Open nach einem Fünfsatz-Krimi seinen erstmaligen Einzug ins Endspiel von Melbourne verpasst.
Zverev schildert Einbruch nach Drama
Der deutsche Tennis-Star verlor sein Halbfinale gegen seinen Erzrivalen Daniil Medwedew aus Russland nach einer Achterbahn der Gefühle und deutlich über vier Stunden Spielzeit mit 7:5, 6:3, 6:7, 6:7 und 3:6 und versäumte damit das finale Turnier-Duell am Sonntag mit Jannik Sinner. Der Südtiroler hatte zuvor Rekord-Champion Novak Djokovic ausgeschaltet.
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“Es ist extrem frustrierend. Aber vor allem, weil ich mich nicht zu 100 Prozent gut gefühlt habe“, sagte Olympiasieger Zverev, nachdem sein Traum vom ersten Grand-Slam-Titel in Melbourne dramatisch geplatzt war. Über Nacht habe sich bei ihm eine fiebrige Erkältung entwickelt, sagte der Hamburger, dem deswegen im Nervenkrimi gegen Daniil Medwedew die Kräfte ausgingen.
„Ich habe Ende des zweiten Satzes meine Energie verloren und mich nicht mehr frisch gefühlt“, sagte Zverev nach der bitteren Niederlage gegen Angstgegner Medwedew. Einem Tennis-Thriller, in dem Zverev im vierten Satz nur zwei Punkte vom Einzug in sein erstes Endspiel bei den Australian Open entfernt war.
Zverev trotz Niederlag „stolz“
Für Zverev war es einer der schmerzhaftesten Niederlagen seiner Karriere. „Ich kann aber auch stolz auf mich sein, ich habe alles getan, was ich konnte“, so Zverev, der im Turnierverlauf vor allem im Viertelfinale gegen Carlos Alcaraz groß aufgetrumpft hatte: „Ich bin mir sicher: Wenn ich die richtigen Sachen mache, werde ich nochmal so eine Chance bekommen.“
Sein Gegner Medwedew, der am Sonntag im Endspiel auf den Italiener Jannik Sinner trifft, hatte hingegen gut lachen. „Am Anfang war ich ein bisschen verloren, aber im dritten Satz hab ich mir gesagt, ich will wenigstens stolz auf mich sein. Und ich habe gewonnen und bin jetzt sehr stolz“, sagte Medwedew, der nach 4:18 Stunden seinen ersten Matchball verwandelte: „Die zwei Tiebreaks waren unglaublich. Da habe ich auch ein bisschen Glück gehabt.“
Boris Becker hatte zwischenzeitlich als Eurosport-Experte gefragt: „Daniil ist ein Kämpfer vor dem Herrn. Wie kann Zverev diese Enttäuschung wegstecken, woher kommen Kraft und Moral für den fünften Satz?“
Und fügte an: „Ich bin etwas enttäuscht. Es fing so gut an für Sascha. Insgesamt waren es aber, vor allem zum Schluss, zu viel unerzwungene Fehler. Die haben ihn das Match gekostet“, meinte Becker mit Blick auf 21 unforced errors im fünfen Satz.
Australian Open: Zverev verpasst Finale
Dabei wirkte Zverev gegenüber seinem Kontrahenten Medvedev, der zuvor schon zweimal im Endspiel gestanden hatte, zunächst lange in allen Belangen einen Tick besser.
Im ersten Durchgang war der Hamburger schnell mit 4:1 davongezogen, wackelte nur kurz zum zwischenzeitlichen 5:5, ehe er den Satz nach 70 Minuten doch für sich entschied.
Danach kam Zverev immer mehr ins Rollen, agierte sehr druckvoll und setzte vor allem am Netz Akzente.
Allerdings musste der 26-Jährige, der im Viertelfinale Carlos Alcaraz (6:1, 6:3, 6:7, 6:4) souverän besiegt hatte, dann im Tiebreak des dritten Satzes einen ersten Dämpfer hinnehmen, weil Medvedev sogleich den ersten seiner zwei Satzbälle nutzte.
Pleite nach Thriller gegen Medvedev
Danach wurde die Begegnung zu einem regelrechten Krimi: Zverev ließ sich nicht beirren, agierte weiter souverän - sein Widersacher aber ebenso, so dass auch dieser Satz zur ganz knappen Angelegenheit geriet.
Weil beide Spieler kein Break zuließen, kam es erneut zum Tiebreak - mit dem abermals besseren Ende für Medvedev, der mehr Überraschungsmomente auf seiner Seite hatte.
Ausschlaggebend für Zverevs Aus war dann eine zu hohe Fehlerquote im entscheidenden fünften Durchgang und ein frühes Break von Medvedev zum 3:2, der gleich seinen ersten Matchball verwandelte.
„Am Anfang war ich ein bisschen verloren, aber im dritten Satz hab ich mir gesagt, ich will wenigstens stolz auf mich sein. Und ich habe gewonnen und bin jetzt sehr stolz“, sagte Medwedew hinterher: „Die zwei Tiebreaks waren unglaublich. Da habe ich auch ein bisschen Glück gehabt.“
Bitter: Gegen den russischen Weltranglistendritten hat Zverev nun sechs der letzten sieben Duelle verloren. Zverev hatte zum zweiten Mal nach 2020 bei den US Open in ein Grand-Slam-Endspiel einziehen wollen, damals unterlag er dem Österreicher Dominic Thiem in fünf Sätzen - ebenfalls nach 2:0-Satzführung.
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Mit Sport Information-Dienst (SID)