Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera hat politische Aussagen von Tennis-Topstar Novak Djokovic bei den French Open (im SPORT1-Liveticker) als „nicht angemessen“ kritisiert.
Djokovic-Wirbel: Weltverband reagiert
„Das darf sich nicht wiederholen“, sagte Oudea-Castera bei France 2, Djokovics Botschaft sei „militant“ und „sehr politisch“ gewesen.
Der serbische Grand-Slam-Rekordchampion hatte nach seinem Erstrundensieg in Paris auf die Kameralinse geschrieben, der Kosovo sei das „Herz Serbiens“, und fügte „stoppt die Gewalt“ an.
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Tennis-Weltverband: Kein Verfahren gegen Djokovic
Sanktionen muss Djokovic wegen seiner umstrittenen Kosovo-Botschaft nicht befürchten. Der Tennis-Weltverband ITF meldete sich am Mittwoch ebenfalls zu Wort und betonte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass „politische Äußerungen“ von Athleten nicht verboten seien.
Die Verhaltensregeln für Spieler bei Grand-Slam-Turnieren lägen in der Verantwortung der Veranstalter, stellte die ITF fest: „In diesen Regeln gibt es keine Bestimmung, die politische Äußerungen von Spielern verbietet.“
Der Weltverband bestätigte zudem, dass er einen Brief vom kosovarischen Tennisverband erhalten habe und teilte mit, diesen an die „Behörden, die die Grand Slams verwalten“, weitergeleitet zu haben.
Djokovic reagiert auf Ausschreitungen im Kosovo
Hintergrund von Djokovics umstrittenem Kommentar sind die jüngsten Ausschreitungen im Kosovo, bei denen etwa 30 Soldaten der internationalen Schutztruppe KFOR verletzt wurden.
Der Aufruf „Stoppt die Gewalt“ ist dabei nicht das Problem, wohl aber die Einordnung des Kosovo als „Herz Serbiens“.
Der Kosovo hat 2008 nach einem langen kriegerischen Konflikt seine Unabhängigkeit ausgerufen, die meisten westlichen Länder erkennen ihn als Staat an - anders sehen es unter anderem Serbien, Russland, China und auch einige EU-Staaten (Spanien, Griechenland, Zypern, Slowakei, Rumänien).
Djokovic mit nationalistischer Position in der Kosovo-Frage
Djokovic räumte später bei einer Pressekonferenz ein, dass es sich um ein „heikles Thema“ handele. Als öffentliche Persönlichkeit und Sohn eines im Kosovo geborenen Vaters verspüre er aber eine besondere Verantwortung gegenüber dem serbischen Volk, sagte der 36-Jährige. Er sei aber kein Politiker und wolle keine Debatte anstoßen, fügte er hinzu.
Djokovics Äußerung sei nicht überraschend, der Tennisspieler habe Verbindungen zu serbisch-nationalistischen Kreisen, sagte Lukas Macek vom Pariser Institut Jacques Delors der Nachrichtenagentur AFP.
Tatsächlich macht Djokovic schon seit vielen Jahren aus seiner nationalistischen Position zur Kosovo-Frage keinen Hehl. „Der Kosovo ist Serbien“ kommentierte er schon 2008 die Unabhängigkeitserklärung in einem Video und bekräftigte seine Sicht seitdem immer wieder.
Als Provokation wurde in dieser Hinsicht auch aufgefasst, dass Djokovic und seine Teamkollegen nach dem Gewinn des ATP-Cup 2020 ein altes Volkslied mit der Zeile „Niemand kann den Kosovo meiner Seele entreißen“ anstimmten.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)