Novak Djokovic gegen Nick Kyrgios, der kühle „Djoker“ gegen den unberechenbaren „Bad Boy“: Das Wimbledon-Finale am heutigen Sonntag (15 Uhr im LIVETICKER) ist ein Feuerwerk der Gegensätzlichkeiten - aber es ist seit kurzem ein Duell unter Freunden.
Djokovic, Kyrgios: Ex-Feinde nun Kumpel
„Zwischen uns ist es so eine Art Bromance, was etwas komisch ist“, erzählte Kyrgios vor dem mit Spannung erwarteten Match zweier so unterschiedlicher Charaktere, eine Art brüderliche Romanze also.
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Der Australier war dem Serben - gegen den er vorher selbst öfters Giftpfeile geschickt hatte - zur Seite gesprungen, als dieser Anfang des Jahres wegen seiner Impfverweigerung unter medialem Dauerfeuer stand. „Seitdem schreiben wir uns manchmal persönliche Nachrichten bei Instagram“, berichtete Kyrgios.
So auch vor dem Finale. Via Instagram-Story witzelten sie schon über ein gemeinsames Essen - Gewinner zahlt, betonte Kyrgios. Djokovic nahm das Angebot an, schlug einen Nachtclub als Treffpunkt vor - und stellte einen wilden Abend in Aussicht.
Kyrgios und Djokovic waren lange verfeindet
Zuvor waren die beiden Hitzköpfe mit unterschiedlichen Meinungen immer wieder aneinander geraten und hatten aus ihrer Abneigung füreinander keinen Hehl gemacht.
„Ich denke jeder weiß, dass wir eine Zeit lang alles andere als Freunde waren“, so Kyrgios: „Das war gut für den Sport. Jedes Mal, wenn wir gegeneinander gespielt haben, gab es darum einen Hype. Für die Medien und Zuschauer war das sehr interessant.“
Besonders kritisch wurde Kyrgios 2020, als er Djokovic für die Organisation der infektionsbefeuernden Adria Tour zu Beginn der Corona-Pandemie scharf anging. Damals infizierte sich der Serbe, der auch noch heute ungeimpft ist, im Rahmen der Turniere an Corona.
Auch bei den Australian Open 2021 beschimpfte Kyrgios Djokovic noch als „tool“, als naiven Idioten. Djokovic schoss zurück, dass er „nicht viel Respekt“ für Kyrgios als Menschen hätte.
Australian-Open-Eklat als Wendepunkt
Den Abschiebe-Eklat um Djokovic im Jahr darauf kommentierte Kyrgios dann aber völlig anders, kritisierte Behörden und Medien für mangelnden Respekt gegenüber Djokovic: „Ich schäme mich, australischer Sportler zu sein. Ich habe gesehen, was dieser Mann für uns und für den Sport getan hat. Ich finde es einfach nicht richtig.“
Der Serbe sei „einer unserer großen Champions und am Ende des Tages auch ein Mensch“.
Djokovic wusste den Beistand zu schätzen und änderte daher auch seine Meinung über Kyrgios: „Als es in Australien hart auf hart kam, war er einer der wenigen Spieler, die mich öffentlich unterstützt haben. Das respektiere ich sehr.“
Es kann trotzdem hitzig werden
Trotz der neuerlichen Freundschaft kann es auf dem Platz weiter sehr hitzig werden. „Eines ist sicher“, sagte Djokovic: „Es wird ein emotionales Feuerwerk. Er spielt immer, als ob er nichts zu verlieren hat.“
Dabei brennen seinem australischen Gegner oft die Sicherungen durch. Alleine in diesem Jahr fiel er unter anderem durch die Beleidigung des Stuhlschiedsrichters und den Wurf seines Schläger, der fast ein Ballkind traf, auf.
Auch in Wimbledon kam es im Spiel gegen Stefanos Tsitsipas zu verbalen Entgleisungen beider Spieler.
Sein Final-Gegner Djokovic sorgte auf dem Platz auch schon für negative Schlagzeilen. Bei den US Open 2020 wurde er disqualifiziert, nachdem er bei einem Wutausbruch eine Linienrichterin mit einem weggeschlagenen Ball traf.
Kyrgios in zwei Duellen zweimal Sieger
Gegen Kyrgios hat Djokovic im Lauf seiner langen Karriere bislang erst zweimal gespielt - und zweimal verloren. 2017 im Achtelfinale von Indian Wells und im Viertelfinale von Acapulco hatte Kyrgios das bessere Ende für sich.
„Ihr denkt sicher alle, dass Novak der Favorit ist, und vielleicht ist er es ja auch“, sagte Kyrgios: „Aber es wird bestimmt ein Match, bei dem einem das Wasser im Mund zusammenläuft.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)