Der frühere Wimbledonsieger Michael Stich fühlt sich durch das schwere Umknicken von Tennis-Star Alexander Zverev im Halbfinale der French Open schmerzhaft an eine eigene Verletzung erinnert.
Böse Erinnerungen an Stich-Horror
„Ich habe damals dreieinhalb Monate Pause machen müssen, hatte Reha und Wiederaufbautraining“, sagte Stich (53) bei Sky über sein eigenes, bis heute im Gedächtnis gebliebenes Drama im Jahr 1995.
Michael Stich erlebte schlimme Verletzung 1995 in Wien
Zur Erinnerung: Vier Jahre nach seinem Wimbledon-Finalsieg gegen Boris Becker 1991 - seinem ewigen Freund-Feind, mit dem er dann 1992 auch Olympia-Gold im Doppel holte - erlebte Stich 1995 einen Herbst, wie er bitterer kaum verlaufen konnte. (HINTERGRUND: Warum Michael Stich nie so populär wie Boris Becker wurde)
Im September war er tragischer Held beim deutschen Davis-Cup-Halbfinale gegen Russland, als er im fünften und entscheidenden gegen Andrej Tschesnokow neun Matchballe verspielte und das epische Drama am Ende 4:6, 6:1, 6:1, 3:6, 12:14 verlor.
Mit der Enttäuschung in den Knochen wollte Stich beim Turnier in Wien wieder ein positives Ausrufezeichen setzen - und war auf gutem Weg, vor der verhängnisvollen Begegnung mit dem Australier Todd Woodbridge am 20. Oktober 1995.
Horror-Szenen vor den Augen von Frau Jessica
Beim Stand von 2:2 geschah das Unglück früh: Bei einem Spurt zum Ball knickte Stich mit dem Fuß komplett um und sorgte für einen Anblick, der sich Fans von damals eingebrannt hat. Vor den Augen der entsetzten Jessica Stockmann - seiner damaligen Ehefrau - wurde Stich auf einer Trage abtransportiert. (Die Tragödie um Jessica Stockmanns ersten Tennis-Lebensgefährten Michael Westphal)
Die Diagnose damals: Außenbandriss, ein weiterer Anriss des vorderen Bandes plus Kapselschaden im linken Sprunggelenk. Der monatelange Leidensweg danach war auch noch nicht das Ende für Stich.
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„Als ich wiederkam, habe ich direkt das erste Turnier gewonnen und mich erneut verletzt“, gegen den Franzosen Guy Forget brach in Mailand die Blessur wieder auf.
Stichs Comeback kann Zverev Mut machen
Am Ende konnte Stich trotzdem das Bestmögliche aus der Situation herausholen: „Ich habe die Zeit genutzt, um an meinem Spiel zu arbeiten, meine Schwächen zu identifizieren und mich neu herauszufordern“, erinnert sich Stich, der 1996 überraschend ins French-Open-Finale einzog und gegen Jewgeni Kafelnikow seinen zweiten Grand-Slam-Coup knapp verpasste: „Vielleicht kann Alexander Zverev das ähnlich machen.“
Zverev hatte das Halbfinale beim Stand von 6:7 (8:10), 6:6 aufgeben müssen.
Er wurde im Rollstuhl vom Court geschoben und kam an Krücken zurück, um seinem Gegner zu gratulieren. „So wie das aussah, könnte Wimbledon für ihn ausfallen“, vermutete Stich. „Aber er ist jung, und ich hoffe, dass er stärker zurückkommt.“
Zverev selbst gab in einer Video-Botschaft auf Instagram an, dass von einer „sehr ernsten Verletzung“ auszugehen sei. Das Ärzteteam führe aber noch weitere Untersuchungen durch, eine genaue Diagnose nannte er daher noch nicht.
Das Wimbledon-Turnier beginnt am 27. Juni.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)