Die umstrittene Einreise von Novak Djokovic nach Australien nimmt immer verrücktere Züge an und ist längst zum Politikum geworden.
Djoker-Einreise wird zur Staatsaffäre
Nachdem der Serbe um kurz vor Mitternacht in Melbourne gelandet war und versuchte, mit einem Visum einzureisen, das keine medizinischen Ausnahmen für ungeimpfte Personen zulässt, hat sich die Situation um den Tennis-Superstar inzwischen zu einem echten Nervenkrieg entwickelt. (HINTERGRUND: Nächste Wende im Fall Djokovic?)
Am späten Mittwochabend (MEZ) schaltete sich nun sogar Serbiens Präsident Aleksandar Vucic ein.
„Ich habe ein Telefongespräch mit ihm geführt und ihm gesagt, dass ganz Serbien bei ihm ist“, schrieb Vucic am bei Instagram.
Und fügte an: „Unsere Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, um die Belästigung des besten Tennisspielers der Welt in kürzester Zeit zu stoppen. In Übereinstimmung mit allen Normen des internationalen Rechts wird Serbien für Novak Djokovic, für Gerechtigkeit und Wahrheit kämpfen.“
Djokovic am Flughafen Melbourne festgehalten
Djokovic wird von den lokalen Behörden an der Weiterreise gehindert, wird viele Stunden nach seiner Landung in der Hauptstadt des Bundesstaats Victoria immer noch von Grenzschutz-Beamten in einem Flughafenraum verhört.
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Serbischen Berichten zufolge wurde Djokovic in einem Raum isoliert und wird noch immer zu seiner Ausnahmegenehmigung befragt - der 34-Jährige durfte zwischenzeitlich offenbar auch sein Handy nicht nutzen.
Djokovic stundenlang verhört und isoliert vom Team
Djokovic soll von seinem mitreisenden Team getrennt worden sein, darunter auch sein Vater Srdjan sowie sein Trainer Goran Ivanisevic.
„Nicht gerade der gewöhnlichste Trip“, schrieb der sichtlich müde frühere kroatische Weltklasse-Spieler bei Instagram aus dem Wartebereich.
Srdjan Djokovic sagte dem Internetportal B92, sein Sohn werde derzeit in einem bewachten Raum festgehalten: „Novak befindet sich derzeit in einem Raum, den niemand betreten kann. Vor dem Raum stehen zwei Polizisten.“
Bei Sputnik Serbia soll der Vater des Ausnahme-Akteurs zudem erbost erklärt haben mit Blick darauf, dass sein Sohn nunmehr stundenlang festgehalten werde: „Dies ist ein Kampf für die freiheitliche Welt, dies ist nicht nur ein Kampf für Novak, sondern ein Kampf für die ganze Welt. Wenn sie ihn nicht in einer halben Stunde gehen lassen, werden wir uns auf der Straße versammeln. Das ist ein Kampf für alle!“
Djokovic-Vater in Rage: „Kampf für die freiheitliche Welt“
Australische Medien und Beobachter sprechen davon, dass die Chancen auf ein Passieren für Djokovic nun indes immer kleiner werden.
Mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung will der Titelverteidiger bei den Australian Open (ab 17. Januar) aufschlagen, was in Down Under indes für großes Unverständnis gesorgt hatte.
Auch weil die Regierung Victorias ihre Unterstützung zur schnelleren Klärung des Problems abgelehnt hat, verzögerte sich Djokovics Einreise.
„Wir werden Novak Djokovic nicht bei der Beantragung eines Einzelvisums für die Teilnahme an den Australian Open unterstützen“, twitterte Sportministerin Jaala Pulford.
Und fügte an: „Wir haben uns immer klar zu zwei Punkten geäußert: Visumsbewilligungen sind Sache der Bundesregierung, und medizinische Ausnahmegenehmigungen sind Sache der Ärzte.“
Australiens Behörden und Politik unerbittlich
Auch Premierminister Scott Morrison gab sich am Mittwoch konsequent: „Novak Djokovic muss bei seiner Ankunft in Australien – wenn er nicht geimpft ist – einen akzeptablen Nachweis erbringen, dass er aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann.“
Djokovic und die Organisatoren der Australian Open hatten am Dienstag mitgeteilt, dass der 20-malige Grand-Slam-Champion für das erste Major-Turnier des Jahres eine medizinische Ausnahmegenehmigung erhalten habe.
Hintergründe wurden nicht genannt. Ohne Sondererlaubnis dürfen in Melbourne nur geimpfte Tennisprofis spielen.
Wie Australian-Open-Turnierdirektor Craig Tiley bestätigte, ist Djokovic nicht der einzige Profi, der eine medizinische Ausnahmegenehmigung erhalten hat - meist wohl aufgrund einer Corona-Erkrankung. Der Großteil der Anträge wurde jedoch abgelehnt.
Was reagieren die Macher der Australian Open nun?
Um nicht den Eindruck einer „Lex Djokovic“ aufkommen zu lassen, ist Djokovic zu einer Erklärung aufgefordert worden, auf welcher Grundlage er die Ausnahmegenehmigung beantragt und erhalten hat.
Ob er Tileys Wunsch Folge leistet, wird sich in Kürze zeigen - falls Djokovic nun nicht schon bald direkt in den nächsten Flieger nach Hause gesetzt wird.