Naomi Osaka erhält nach ihrem Ausstieg aus den French Open Zuspruch aus der Sportwissenschaft. "Aus sportpsychologischer Sicht ist es für mich eine sehr mutige Aktion", sagte Marion Sulprizio, Geschäftsführerin von "MentalGestärkt", einer Initiative der Deutschen Sporthochschule Köln für psychische Gesundheit im Leistungsport, dem SID.
Sport-Psychologin: Osaka sehr mutig
Sulprizio findet "es genau richtig", dass Osaka am Montag ihre Depressionen im Zuge ihres Rückzugs vom Grand-Slam-Turnier in Paris öffentlich gemacht hat: "Wir erleben es immer noch viel zu selten, dass Athleten mit einer psychischen Erkrankung sagen: Ich höre jetzt auf, ich brauche eine Pause und die Zeit zum Regenerieren, um dann wieder zurückzukommen."
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Osaka hatte sich am Montag nach einem Streit um ihren Medien-Boykott von den French Open zurückgezogen. In einem öffentlichen Statement teilte die 23-jährige Japanerin mit, seit den US Open 2018 immer wieder unter Depressionen zu leiden. Sie wolle nun zunächst einmal Abstand von den Tenniscourts gewinnen und dann nach ihrer Rückkehr mit der Tour an Verbesserungen für die Spieler, die Presse und Fans arbeiten.
Für Diplom-Psychologin Sulprizio sind Depressionen im Leistungssport "im Grunde wie eine Kreuzbandverletzung" zu behandeln: "Da bin ich auch ein Jahr nicht auf dem Platz und muss erst wieder gesund werden. Das ist das gleiche, wenn ich eine Angststörung oder eine depressive Phase habe."
Generell sieht Sulprizio großen Nachholbedarf im gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Reaktionen. "Die Vorsilbe 'Psycho' ist immer noch stigmatisiert und mit Geisteskrankheit assoziiert", sagte sie. Der Spitzensport sei "noch nicht so weit, dass man es als selbstverständlich hinnimmt, dass ein Psychologe, Psychiater oder Psychotherapeut genauso wie ein Mannschaftsarzt, Physiotherapeut oder Athletiktrainer zum Team eines Bundesligisten gehören".