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Wimbledon: Der Sensations-Sieger, mit dem es ein tragisches Ende nahm

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Wimbledon: Der Sensations-Sieger, mit dem es ein tragisches Ende nahm

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Wimbledon-Coup mit tragischem Ende

Arthur Ashe - der heute 80 Jahre alt geworden wäre - gewann 1975 das Tennis-Turnier in Wimbledon. 18 Jahre später starb er nach jahrelangen gesundheitlichen Problemen früh an den Folgen einer AIDS-Erkrankung.
Arthur Ashe im Jahr seines Wimbledon-Siegs 1975
Arthur Ashe im Jahr seines Wimbledon-Siegs 1975
© Imago
Arthur Ashe - der heute 80 Jahre alt geworden wäre - gewann 1975 das Tennis-Turnier in Wimbledon. 18 Jahre später starb er nach jahrelangen gesundheitlichen Problemen früh an den Folgen einer AIDS-Erkrankung.

Arthur Ashe breitete die Arme aus und nickte triumphierend in die Runde des jubelnden Wimbledon-Publikums.

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Als erster (und bis heute einziger) schwarzer Sieger auf dem Heiligen Rasen hatte der 31-Jährige an jenem 5. Juli 1975 Geschichte geschrieben, unter sensationellen Umständen. (NEWS: Alles zum Tennis)

Ashe hatte zwar bereits zwei Grand-Slam-Siege auf seinem Konto, war aber dennoch krasser Außenseiter gegen den damals 22 Jahre alten Jimmy Connors, Titelverteidiger, Nummer eins der Welt und wegen seiner Ausnahmebegabung haushoher Favorit in einem Duell zweier US-Landsmänner, das auch von persönlichen Spannungen geprägt war.

Doch an diesem Tag hatte Connors in London SW19 keine Chance: Der tragisch früh verstorbene Arthur Robert Ashe, Jr. - der heute 80 Jahre alt geworden wäre - vollende an diesem Tag ein emotionales, persönliches Märchen - und schuf ein Vermächtnis, das speziell in seiner Heimat bis heute nachwirkt.

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Arthur Ashe: Rassismus prägten sein Leben und seine Karriere

Als Ashe am 10. Juli 1943 in Richmond/Virginia zur Welt kam, deutete wenig darauf hin, dass er eines Tages das bedeutendste Tennisturnier der Welt gewinnen würde.

Schwarze waren von dem elitären Sport in jener Zeit ausgeschlossen - und Ashe war ohnehin alles andere als privilegiert: Seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war, an einer Präeklampsie. Mattie Ashe hatte die tödliche Schwangerschaftsvergiftung erlitten, als sie ein weiteres Kind erwartete. Vater Arthur Sr., ein Parkwächter, zog den Junior und Bruder Ronnie, allein groß.

Als junge Arthur - Nachfahre einer Sklavenfamilie, die im 18. Jahrhundert dem North-Carolina-Gouverneur Samuel Ashe zu dienen hatte - aufwuchs, galt in seinem Heimatstaat noch die Rassentrennung. Der institutionalisierte Rassismus prägte ihn, auch noch viele Jahre, als 1953 ein Schullehrer sein Talent entdeckte und an Robert Walter Johnson vermittelte, den Trainer der fünfmaligen Grand-Slam-Siegerin Althea Gibson.

Ashe wurde beigebracht, bei einem verlorenen Ball nie zu reklamieren und nie mit dem Schiedsrichter zu diskutieren: Sein Gentleman-Image basierte auf dem Ratschlag, der weißen Mehrheitsgesellschaft als Afroamerikaner keine zusätzliche Angriffsfläche zu bieten.

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Noch als Ashe schon etablierter Profi war, wurde er wegen seiner Hautfarbe diskriminiert: Er durfte jahrelang nicht an dem ATP-Turnier in Südafrika teilnehmen, wo noch die Apartheid galt. Als dort dann die Regeln für Sportler gelockert wurden und er die Einladung annahm, wurde ihm auch das von Kritikern zum Vorwurf gemacht.

Wimbledon-Sieg durch trickreiche Taktik

Ashe legte trotz aller Hürden eine große Karriere hin, gewann je einmal die Australian und die US Open und auch viermal den Davis Cup mit den USA.

Der größte und zu diesem Zeitpunkt völlig unerwartete Coup war dann Wimbledon 1975, wo Ashe spätestens im Finale gegen Connors als absoluter Underdog galt. Das Duell mit Connors war auch persönlich aufgeladen: Der Youngster hatte seinen Landsmann verklagt, weil der sich in einem Konflikt mit Davis-Cup-Kapitän Dennis Ralston auf Ralstons Seite gestellt und Connors scharf angegriffen hatte.

Auf dem Platz brachte Ashe den hochfavorisierten Connors dann mit einem taktischen Kniff aus dem Konzept: Er spielte kein reines Powertennis, sondern verließ sich auf seinen ersten Aufschlag und servierte angeschnibbelte Bälle ins Halbfeld - eine Strategie, mit der Connors überhaupt nicht zurechtkam. Schon nach einer Stunde führte Ashe mit 2:0 Sätzen, am Ende stand ein deutliches 6:1, 6:1, 5:7, 6:4.

Herzprobleme beenden Karriere - und münden in AIDS-Tragödie

Ashes Karriere endete fünf Jahre nach seinem größten Sieg unter dramatischen Umständen: Er erlitt im Sommer 1979 mit nur 36 Jahren einen Herzinfarkt. Ashe war erblich vorbelastet, sowohl sein Vater als auch die jung verstorbene Mutter hatten Herzprobleme. Im April 1980 trat er zurück.

Tragisch: 1983 unterzog er sich einer zweiten Bypass-Operation und steckte sich dabei allem Anschein nach - wie später herauskam - über eine verseuchte Blutkonserve mit HIV an. 1988 wurde die Erkrankung nach Lähmungserscheinungen in seinem rechten Arm diagnostiziert, 1992 machte er ein Jahr nach NBA-Ikone Earvin „Magic“ Johnson seine Erkrankung öffentlich. Fortan widmete sich Ashe im letzten Jahr seines Lebens dem Kampf gegen AIDS.

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Ashe starb am 6. Februar 1993 mit 49 Jahren, unmittelbare Todesursache waren Folgen einer Lungenentzündung. Er wurde der weltweit bekannteste Sportler der an AIDS-Folgen verstarb, eineinhalb Jahre, nachdem den deutschen Ex-Davis-Cup-Spieler Michael Westphal dasselbe Schicksal ereilt hatte. Ashe hinterließ seine Frau Jeanne Moutoussamy-Ashe, eine bekannte Fotokünstlerin, und die nach ihrer Passion benannte Adoptivtochter Camera.

Bereits 1985 wurde Ashe in die Hall of Fame in Newport aufgenommen. 1993 verlieh der damalige US-Präsident Bill Clinton ihm posthum die "Presidental Medal of Freedom" (Freiheitsmedaille des Präsidenten).

In seinem Geburtsort Richmond wurde eine Statue von ihm errichtet, und in New York trägt das größte Tennis-Stadion der Welt seinen Namen: Das Herreneinzel-Finale der US Open wird alljährlich im Arthur Ashe Stadium ausgetragen.

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Mit Sportinformationsdienst (SID)