Nach der denkwürdigen Schlacht der Aufschlaggiganten offenbarte Kevin Anderson Mitgefühl für seinen Kontrahenten John Isner.
Anderson nach Rekordmatch im Finale
"Er ist ein toller Typ, ich will mir gar nicht vorstellen, wie sich diese Niederlage für ihn anfühlen muss", sagte der Südafrikaner, nachdem er sich in einem dramatischen Halbfinal-Krimi ins Endspiel von Wimbledon gekämpft hatte. Nach 6:36 Stunden setzte sich Anderson mit 7:6 (8:6), 6:7 (5:7), 6:7 (9:11), 6:4, 26:24 durch. Es war das drittlängste Match der Tennis-Geschichte.
Danach berichtete der emotional angeschlagene Anderson von seinen gemischten Gefühlen. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn man unter diesen Bedingungen ein so langes Match spielt, dann fühlt sich das an, wie ein Unentschieden. Aber es musste heute einen Sieger geben", sagte der Bezwinger von Titelverteidiger Roger Federer und US-Open-Finalist von 2017.
Zum zweiten Mal steht er nun in einem Grand-Slam-Finale - und war doch körperlich wie emotional einfach nur erschöpft. "Es tut mir leid, wenn ich gerade nicht richtig euphorisch sein kann", meinte er unmittelbar nach Spielende entschuldigend.
Bei Grand-Slam-Turnieren hatte lediglich das Wimbledon-Erstrundenmatch zwischen Isner und dem Franzosen Nicolas Mahut 2010 mit 11:05 Stunden reiner Spielzeit länger gedauert. Der fünfte Satz, in dem traditionell kein Tiebreak mehr gespielt wird, endete damals 70:68, die Partie erstreckte sich damals über drei Tage. 2015 hatte zudem die Davis-Cup-Partie zwischen Leonardo Mayer (Argentinien) und Joao Souza (Brasilien) 6:43 Stunden gedauert.
Anderson gelingt seltenes Kunststück
Gegen Anderson hatte Isner im dritten Satz nach zuvor 110 gewonnenen Aufschlagspielen in Serie erstmals ein Break kassiert, gleich im Anschluss jedoch auch Anderson dessen Service abgenommen. Im dritten Durchgang wiederholte sich diese Situation, doch durch das dritte Break sicherte sich Anderson letztlich den Satz. Am Ende kam der 2,08 m große Isner auf 53 Asse, sein 2,03 m großes Gegenüber auf deren 49. Alleine der fünfte Satz dauerte 2:55 Stunden.
Im zweiten Halbfinale kam es am Abend noch zum Klassiker zwischen dem wiedererstarkten Novak Djokovic (Serbien/Nr. 21) und French-Open-Sieger Rafael Nadal (Spanien/Nr. 2) kommen. das Match wurde nach drei hochklassigen Sätzen bei einer 2:1-Führung für Djokovic unterbrochen und wird am Samstag ab 14 Uhr fortgesetzt.