Alexander Zverev genoss den Jubel auf dem Center Court von Roland Garros in vollen Zügen. "Ich liebe laute Stadien, ich liebe lautes Publikum", schwärmte der 21-Jährige nachdem er mit einem erneuten Sieg des Willens erstmals in seiner Karriere das Achtelfinale der French Open erreicht hatte. In einem fast vierstündigen Krimi hatte sich der an Nummer zwei gesetzte Hamburger gegen den Bosnier Damir Dzumhur 6:2, 3:6, 4:6, 7:6 (7:3), 7:5 durchgesetzt - und damit auch das Publikum im Court Philippe Chatrier in Ekstase versetzt. (Service: Spielplan)
Zverev nach Krimi im Achtelfinale
Zverev wehrt Matchball ab
Zum zweiten Mal überhaupt hat Zverev in Paris damit die dritte Runde bei einem Grand-Slam-Turnier überstanden. Bislang war der Weltranglistendritte, der gegen den verbissen kämpfenden Dzumhur im fünften Satz sogar einen Matchball abgewehrt hatte, lediglich in Wimbledon 2017 ebenfalls ins Achtelfinale eingezogen. In Paris trifft er nun in der Runde der letzten 16 auf den Russen Karen Chatschanow.
Unmittelbar nach seinem verwandelten Matchball hatte Zverev, der bereits in Runde zwei gegen den Serben Dusan Lajovic über fünf Sätze hatte gehen müssen, beim Gang ans Netz sichtbar tief durchgeatmet. "Das Match war Wahnsinn. Ich bin einfach nur froh, das überstanden zu haben", sagte er wenig später: "Ich konnte nur kämpfen. Etwas anderes ging nicht. Ich bin jetzt einfach nur müde."
Viele leichte Fehler bei Zverev
Im ersten Match des Tages hatte der passionierte Langschläfer Zverev auf dem Court Philippe Chatrier zunächst einen hellwachen Eindruck gemacht. Mit gutem Service und aggressivem Grundlinienspiel hatte er den an Nummer 26 gesetzten Dzumhur ins Laufen gebracht. Doch weil dieser im zweiten Durchgang sein Spiel umstellte und plötzlich unkonventionell und mit vielen Stopps agierte, entglitt Zverev das Match zunehmend.
Weil Zverev im dritten Satz plötzlich zudem auch noch viele leichte Fehler produzierte, kippte das Match endgültig. Dzumhur war nun am Drücker, Zverev haderte mit sich selbst. Immer wieder ging der Blick des Hamburgers fragend in Richtung der eigenen Box, wo Vater Alexander senior als sein Trainer allerdings ebenfalls hilflos war.
Große Willenskraft
Doch wie schon in der Runde zuvor gegen Lajovic stemmte sich der dreimalige Masterssieger am Ende mit seiner ganzen Willenskraft erfolgreich gegen die drohende Niederlage. "Das hatte mit Tennis nichts mehr zu tun, das war nur noch pure Lust aufs Kämpfen", urteilte Deutschlands Tennislegende Boris Becker bei Eurosport: "Sascha hat in der entscheidenden Phase Kämpferherz bewiesen." Das galt auch für das große Finale im fünften Satz.
Am Samstag haben in Paris auch Zverevs älterer Bruder Mischa gegen den Südafrikaner Kevin Anderson (Nr. 6) und Maximilian Marterer gegen Jürgen Zopp (Estland) noch die Chance auf den Einzug in die Runde der letzten 16. Dazu erwarten Julia Görges (Nr. 11) gegen Serena Williams (USA) und Andrea Petkovic gegen Simona Halep (Rumänien/Nr. 1) große Duelle. Angelique Kerber (Nr. 12) ist gegen die Sandplatzspezialistin Kiki Bertens (Niederlande/Nr. 18) im Einsatz.