Mit hängendem Kopf humpelte Alexander Zverev ans Netz. Eine kurze Umarmung mit Kumpel Dominic Thiem, dann verabschiedete er sich mit traurigem Blick von der großen Grand-Slam-Bühne in Paris.
Zverevs Traum platzt gegen Thiem
Beeinträchtigt von einer Oberschenkelverletzung war Zverev bei den French Open in seinem erstem ersten Viertelfinale eines Major-Turniers chancenlos. Mit 4:6, 2:6, 1:6 unterlag er dem Österreicher Thiem, drei Fünfsatzmatches in Serie zuvor hatten offensichtlich ihre Spuren hinterlassen.
Thiem trifft nun in seinem dritten French-Open-Halbfinale in Folge auf den Überraschungsmann Marco Cecchinato (Italien), der sensationell den früheren Weltranglistenersten Novak Djokovic ausschaltete.
"Ich wusste, dass ich nicht mehr gewinnen kann. Ich konnte mich kaum bewegen, konnte kaum aufschlagen", sagte Zverev, der sich bereits im dritten Spiel des Tages erstmals mit schmerzverzerrtem Gesicht an den linken Oberschenkel gegriffen hatte: "Aber ich wollte nicht in meinem ersten Viertelfinale bei einem Grand Slam aufgeben. Auch wenn ich definitiv darüber nachgedacht habe."
Fast zwei Stunden lang hatte Zverev auf die Zähne gebissen und verzweifelt versucht, die Schmerzen zu ignorieren. Das mit Spannung erwartete Duell der nach Rafael Nadal derzeit wohl besten Sandplatzspieler der Welt wurde jedoch eine einseitige Angelegenheit. "Es hätte wirklich ein interessantes Match werden können. Leider hat mein Körper mich aufgehalten", sagte Zverev.
Die Chance, als erster Deutscher seit Michael Stich vor 22 Jahren das French-Open-Halbfinale zu erreichen, nie wirklich greifbar.
Zverev beantragt medizinische Auszeit
"Er ist einer der fittesten Jungs auf der Tour, aber selbst für ihn ist es hart, drei Fünfsatzmatches in Serie zu bestreiten", sagte Gewinner Thiem nach Spielende: "Ich hoffe, dass wir in Zukunft wieder aufeinandertreffen. Wenn wir beide bei 100 Prozent sind, wird das für alle nochmal interessanter."
Zverev hatte in der zweiten Runde gegen den Serben Dusan Lajovic, in der dritten gegen den Bosnier Damir Dzumhur und im Achtelfinale gegen den Russen Karen Chatschanow jeweils über fünf Sätze und mindestens dreieinhalb Stunden gehen müssen.
Gegen Thiem beantragte Zverev beim Stand von 1:4 im zweiten Durchgang die erste medizinische Auszeit. Mit dick bandagiertem Oberschenkel spielte er weiter. Doch die Einschränkung war unübersehbar. Zwar versuchte Zverev alles, um das Spiel noch einmal offen zu gestalten. Doch von seiner Normalform war der Hamburger weit entfernt.
Zwischen den Ballwechseln humpelte er sichtbar über den Platz, verschwand nach dem zweiten Satz zur erneuten Behandlung in der Kabine. Am Ende half alles nichts. Während Thiem nun in seinem dritten French-Open-Halbfinale steht, verbuchte Zverev in Paris immerhin sein bestes Grand-Slam-Ergebnis. Mit dem Einzug in die Runde der letzten Acht übertraf er seine bisherige Bestmarke aus Wimbledon, wo er im Vorjahr im Achtelfinale stand.
Kerber letzte deutsche Hoffnung
Aus deutscher Sicht ist damit Angelique Kerber (Nr. 12) die letzte Hoffnungsträgerin in Paris. Die 30-Jährige, die am Vortag die Französin Caroline Garcia 6:2, 6:3 geschlagen hatte, trifft im Viertelfinale am Mittwoch auf die Weltranglistenerste Simona Halep.
Das letzte Duell mit der Rumänin hatte sie im Halbfinale der Australian Open im Januar denkbar knapp mit 3:6, 6:4, 7:9 verloren.