"Wo stand der Gojo nochmal in der Weltrangliste, bevor ich mit ihm angefangen habe?", ruft Carlo Thränhardt zu Lars Übel. Die Antwort des Tenniscoaches: Um die 160.
Philipps Fitmacher
Dann wurde Thränhardt Fitness- und Mentaltrainer des Münchner Tennisprofis Peter Gojowczyk. Und der verbesserte sich Ende 2014 tatsächlich bis auf Rang 79. "Mit unserer gemeinsamen Arbeit."
Dass Thränhardt, 57 Jahre alt und vor allem als Weltklasse-Hochspringer und Weltrekordler (2,42 Meter) der 80er bekannt, nun auch Fitness- und Mentaltrainer des deutschen Davis-Cup-Teams ist, hat außerhalb der Branche dann aber doch überrascht.
Bekanntheit im Mainstream erlangte Thränhardt zwischenzeitlich vor allem durch seine Teinahme am ersten RTL-Dschungelcamp 2004 - worüber er heute nicht mehr gerne redet: "Da wusste noch keiner, was dort wirklich passiert. Ich wollte noch vor dem Abflug aus dem Vertrag raus."
Thränhardt trainierte schon Becker
Tatsächlich ist Thränhardt jedenfalls dem Tennis seit seiner Kindheit verbunden, zuerst als Fan – von Björn Borg-, in den 90ern als Fitnesstrainer – von Boris Becker - und noch später als Freizeitspieler.
Auf der Sport Scheck Pro Base in Unterföhring im Münchner Norden betreut er nicht nur Peter Gojowczyk, sondern unter anderem auch Matthias Bachinger, derzeit immerhin die Nummer 121 der Welt. "Vergangenes Jahr im November habe ich begonnen, mit Philipp Kohlschreiber zu arbeiten", sagt Thränhardt.
Und die Personalie Kohlschreiber ist dann auch eine der ersten Baustellen für das neue Davis-Cup-Führungsteam um Teamchef Michael Kohlmann, Berater Niki Pilic und den Athletikspezialisten Thränhardt.
"Ich kenne Kohlschreibers Ruf als Querkopf", sagt der. "Ich kann das aber so nicht bestätigen. Er nimmt nicht alles für gegeben hin, auch im Training, ja. Aber er arbeitet sehr bewusst und sehr nachhaltig."
"Sinnvolle Gespräche" mit Kohlschreiber
Kohlmanns Vorgänger Carsten Arriens war letztendlich auch über die Personalie Kohlschreiber gestolpert – den erst rauswarf und es in den folgenden Monaten stets versäumte, ihn zu einem möglichen Versöhnungsgespräch zu treffen.
Thränhardt ist zuversichtlich, dass Kohlschreiber und das Davis-Cup-Team wieder zusammenfinden. "Die besten Spieler müssen spielen, ganz einfach. Und mit sinnvollen Gesprächen lässt sich die Situation sicher wieder kitten."
Kapitän Kohlmann genießt einen bisher tadellosen Ruf bei den Spielern, er gehörte schon seit seinem Vor-Vorgänger Patrick Kühnen als Co-Trainer zum Team. Und mit Niki Pilic hat der DTB eine echte Instanz im Tennis verpflichtet.
"Pilics Erfahrung kann nur vorteilhaft sein"
"Das Know-how von Niki Pilic zu nutzen ist, ist ein sehr, sehr gute Idee", sagt Thränhardt. "Ich kenne kaum jemanden, der in den vergangenen 50 Jahren so viel Tennis erlebt und gesehen hat wie er. Seine Erfahrung kann nur vorteilhaft sein."
Alleine den Davis-Cup mit Deutschland gewann Pilic dreimal, als Teamchef 1988, 1989 und 1993. Als Diplomat abseits des Platzes lieferte er wohl sein Meisterstück, als er die persönlich einander wenig wohlgesonnenen Boris Becker und Michael Stich zum 1992 in Barcelona zum Olympiasieger-Doppel formte.
Und dann ist da eben noch Thränhardt, der die Fitness der Spieler verantwortet und ihnen als amtierender Senioren-Weltrekordler der Hochspringer (Klasse M55, 1,90 Meter) sicher auch noch ein bisschen was zur mentalen Wettkampfhärte sagen kann.
Thränhardt ist im deutschen Tennis bestens vernetzt, seine Arbeit, schätzt er selbst ein, kommt vor allem bei der Zielgruppe an. "Wenn das Präsidium des DTB so eine Entscheidung trifft, dann haben die natürlich mit den Spielern gesprochen, ob das Sinn macht."
Fitness schafft Selbstvertrauen auf dem Platz
Konkret beschreibt er seine Aufgabe im Davis-Cup-Team so: "Ich schaue mir an: Wo sind die Defizite eines Spielers, woran müssen wir besonders arbeiten – ohne dabei die Stärken anzugreifen."
Auf der Basis seiner Analyse passt er Pläne und -Inhalte des Trainings hinter dem Training an. "Das ist psychologisch wichtig für die Spieler, dass sie etwa wissen: Ich bin bei 30-Meter-Sprints, bei Sprüngen und Kniebeugen besser geworden. Das schafft Selbstvertrauen, auch auf dem Platz."
Geld verdient er nach eigener Auskunft nicht mit seiner neuen Funktion. "Das ist nicht lukrativ für mich. Aber das ist auch nicht entscheidend. Der Davis Cup hat eine unzweifelhafte Strahlkraft."