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Der perfekte Bösewicht

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Der perfekte Bösewicht

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Der perfekte Bösewicht

Daniil Medvedev wollte sich 2024 als neuer Mensch präsentieren, nur davon ist inzwischen nicht mehr viel zu sehen. Ein Ausraster folgt auf den nächsten. Die Bösewicht-Rolle spielt er jedenfalls überzeugend - doch verdient er sie wirklich?
Tennis-Star Daniil Medvedev fiel zuletzt wieder öfter durch unschöne Szenen auf
Tennis-Star Daniil Medvedev fiel zuletzt wieder öfter durch unschöne Szenen auf
© IMAGO/LaPresse
Daniil Medvedev wollte sich 2024 als neuer Mensch präsentieren, nur davon ist inzwischen nicht mehr viel zu sehen. Ein Ausraster folgt auf den nächsten. Die Bösewicht-Rolle spielt er jedenfalls überzeugend - doch verdient er sie wirklich?

„Auf dem Platz ist es schwieriger, seine Emotionen zu kontrollieren. Das möchte ich aber können. Selbst wenn etwas passiert, möchte ich so sein, wie ich bin - und versuchen, weniger dumme Dinge zu tun, die mir als Mensch und Tennisspieler nicht helfen. Hoffentlich kann ich das in dieser Saison erreichen, und wir werden einen neuen Daniil Medvedev sehen.“

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So lautete der edle Neujahrsvorsatz von Daniil Medvedev für das Jahr 2024. Der Tennis-Topstar wollte sich reifer auf dem Platz präsentieren, seine Ausraster sollten der Vergangenheit angehören.

Nachdem sich das Tennisjahr bei den aktuell stattfindenden ATP Finals stark dem Ende zuneigt, lässt sich mittlerweile festhalten: Ziel verfehlt. Dabei hatte das Jahr für den Russen verhaltenstechnisch noch ordentlich begonnen - doch in den letzten Monaten ging es steil bergab.

ATP Finals: Medvedev dreht erneut durch

Das jüngste fragwürdige Verhalten Medvedevs gab es nun im Gruppenmatch gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz zu bestaunen. Durch drei Doppelfehler in Folge kassierte er das Break zum Satzverlust, anschließend knallte er den Schläger wutentbrannt auf den Hallenboden.

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Das sieht man im Tennissport fairerweise häufiger auch von anderen Spielern - doch bei Medvedev stellt dies häufig nur den Anfang dar und die nächste Eskalationsstufe lässt meist nicht allzu lange auf sich warten.

Dafür reichen bei ihm oft Kleinigkeiten wie gegen Fritz zu sehen. Medvedev wurde nicht benachteiligt oder von einem Zuschauer aus dem Konzept gebracht - sein Gegner spielte einfach nur einen Lob mit etwas Glück perfekt auf die Linie, was diesem das Break bescherte. Für Medvedev Grund genug, um auszuflippen.

Erst pfefferte er seinen Schläger durch die Halle und beschädigte ein Mikrofon, was ihm eine Punktstrafe einbrachte. Danach warf der 28-Jährige noch einige Male den Schläger hoch in die Luft, zeigte beim folgenden Aufschlagspiel von Fritz kaum Gegenwehr und deutete sogar an, mit dem Griff returnieren zu wollen.

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„Ich wurde wütend, frustriert, diesmal nicht mit jemand anderem, sondern nur mit mir selbst. Sehr frustriert. Ein bitterer Breakball, der auf die Linie klatschte. Ich dachte, egal, verliere ich das Match eben. Aber man muss ja fertigspielen und kann nicht einfach aufgeben“, sagte Medvedev nach der Partie zu seinem teils unsportlichen Verhalten.

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Medvedev wird gerne als Bösewicht porträtiert

Das Problem beim US-Open-Sieger von 2021 ist vor allem, dass solche Szenen kein Einzelfall sind: Pöbeleien, Provokationen, Wutausbrüche und verbale Entgleisungen pflastern seit Jahren seinen Weg auf der Tour.

Und sie passen zu dem Bild, dass nicht wenige Menschen von Medvedev sowieso bereits haben. Dazu beigetragen hat eine auf Alexander Zverev fokussierte Folge der inzwischen eingestellten Netflix-Serie „Break Point“, in der das Image von Medvedev als „Bösewicht“ deutlich überzeichnet wurde.

Medvedev spielt diese Rolle jedoch auch exzellent und teilweise sogar bewusst - wie bei den US Open 2019, als er sich einen Spaß daraus machte, sich wiederholt mit dem US-amerikanischen Publikum anzulegen, bis es bei der Final-Niederlage gegen Rafael Nadal doch noch zur Versöhnung kam.

Zverev über Medvedev: „Unfairster Spieler der Welt“

Medvedevs Bösewicht-Rolle wirkte auch deshalb so authentisch, weil Zverev und er zeitweise gar nicht gut aufeinander zu sprechen waren, nachdem sie zu Jugendzeiten noch befreundet waren. Zverev bezeichnete Medvedev nach einem Duell sogar als „den unfairsten Spieler der Welt.“

Inzwischen haben sich die Wogen aber wieder geglättet. „Wir sind nicht die besten Freunde, das ist Realität. Aber zumindest für mich ist es eine leichte Umstellung. Wir unterstützen uns so sehr wie nie zuvor, das ist ein lustiges Gefühl“, sagte Medvedev beim Laver Cup auf SPORT1-Nachfrage zu seinem Verhältnis zu Zverev und seinem anderen Rivalen Stefanos Tsitsipas.

Sowieso wirkt der Weltranglistenfünfte abseits des Courts völlig anders und zählt bei Interviews und Pressegesprächen zu den angenehmsten Gesprächspartnern auf der Tour, der durchaus in der Lage ist, ebenso amüsante wie reflektierte Antworten in gleich mehreren Sprachen zu geben.

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Doch sein Benehmen auf dem Court bleibt ein Ärgernis, welches inzwischen auch immer öfter negative Auswirkungen auf seine eigenen Leistungen zu haben scheint.

Tennis-Star wischt sich Bälle am Hintern ab

In Shanghai wütete Medvedev derart über die vermeintlich schlechte Qualität der Spielbälle, dass er sich mit einem davon schließlich symbolisch den Hintern abwischte. Und selbst nach dem Match zeigte er anders als früher nicht einmal mehr Einsicht, sondern verteidigte sein Verhalten auch noch.

Zuvor hatte Medvedev bereits beim Laver Cup in Berlin für unschöne Szenen gesorgt, als einer seiner Schlägerwürfe fast böse ins Auge gegangen war. Das Racket hüpfte über die Bande und verfehlte eine Frau nur knapp.

Es ist ein Rückfall in alte Muster, die bei Medvedev zuletzt zu sehen war. Die schlimmsten Kapitel sind dabei schon eine Weile her. So warf Medvedev 2017 nach seinem frühen Aus in Wimbledon Münzen vor den Stuhl der Hauptschiedsrichterin, unterstellte ihr damit indirekt Bestechlichkeit.

Nach einem relativ gesitteten ersten Halbjahr 2024 driftet Medvedev aktuell erneut in eine bedenkliche Richtung ab. Nun liegt es an ihm, welche Richtung er einschlägt: Besinnt er sich wieder auf seine guten Vorsätze - oder spielt er doch einfach zu gerne den Tennis-Bösewicht?