Rafael Nadal hat die Zeichen der Zeit also doch erkannt und beendet nach dem Davis Cup seine große Tennis-Karriere. Es wurde langsam auch Zeit, werden nicht wenige hinzufügen, die um die Qualen des Spaniers in den vergangenen zwei Jahren Bescheid wissen.
Nadals wahres Vermächtnis
Doch auf gewisse Art und Weise passt dieses Ende viel besser zu seiner Karriere als eines, bei dem er zum Abschied entspannt vom Siegerthron winkt.
Nadals Laufbahn war schließlich von Schmerzen und Verletzungen geprägt wie von nur wenigen. Aufgrund einer seltenen und unheilbaren Fußerkrankung sagten ihm Ärzte bereits 2005 ein baldiges Karriereende voraus.
Aber erst knapp 20 Jahre und unzählige Erfolge später war der Zeitpunkt erreicht, dass sich Nadal seinem Körper geschlagen gab. Auch, weil mit seinem Sohn Rafael Junior nun anderes mehr denn je in den Vordergrund rückte.
Rafael Nadal hat Kinder weltweit inspiriert
Natürlich wird rund um sein Karierende wieder fleißig diskutiert werden, wo Nadal denn im ewigen Tennis-Ranking einzuordnen ist. Doch in seinem Fall kratzt diese Diskussion nur an der Oberfläche, da Nadal dem Tennissport viel mehr als nur Siege und Rekorde hinterlassen hat.
So einzigartig seine 14 French-Open-Triumphe bei einem einzigen Grand Slam auch sein mögen - und nicht wenige Experten wie Tennis-Ikone Boris Becker halten dies für einen der schwersten zu brechenden Rekorde in der gesamten Sportwelt: Nadals größtes Vermächtnis ist ein anderes. Und mit Novak Djokovic war es ausgerechnet einer seiner größten Rivalen, der darauf hinwies.
„Du hast Millionen von Kindern dazu inspiriert, mit dem Tennisspielen anzufangen, und ich denke, das ist wahrscheinlich der größte Erfolg, den man sich wünschen kann. Deine Hartnäckigkeit, deine Hingabe und dein Kampfgeist werden noch jahrzehntelang gelehrt werden“, schrieb Djokovic.
Ein Teil von Nadals Vermächtnis ist sogar bereits zu erkennen, wenn man sich die Weltspitze anschaut. Mit Carlos Alcaraz und Iga Swiatek hat Nadal zwei der größten Tennisstars dieser Zeit inspiriert und auch Jannik Sinner verriet, dass er früher vor allem zu Nadal und Roger Federer aufgeschaut hat. Doch die Tennis-Superstars sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.
In einer Zeit, in der es täglich News gibt, in der ein Topstar entweder den Schiedsrichter übel beleidigt, seinen Schläger zerhackt oder Bälle ohne Rücksicht auf Verluste (und die Zuschauer) durch die Gegend drischt, fällt Nadals Abwesenheit umso mehr auf. Er war einer von ganz wenigen Spielern, der den Kindern zeigte, dass man auch ohne grenzenlose Aggressionen erfolgreich sein kann.
Nadals Vermächtnis reicht weit über Tennis hinaus
Dies unterstreicht sein wohl am schwersten zu brechender Rekord überhaupt: In 20 Jahren Profikarriere hat Nadal nicht ein einziges Mal einen Schläger zerbrochen. Das mag banal klingen - doch es hob Nadal von allen anderen ab. Nie verlor er die Kontrolle, egal, wie die Umstände waren, egal, wie sehr die Welt sich gegen ihn verschworen haben mochte.
Regelmäßig berichteten Turniermitarbeiter zudem wie sich Nadal auch nach den bittersten Niederlagen von ihnen persönlich verabschiedete und selbst auf Krücken Autogramme für wartende Fans schrieb. Seine Freundschaft mit Federer, sportlich lange sein größter Rivale, hat die Atmosphäre in den Kabinen wohl für immer verändert und dient aktuell Sinner und Alcaraz als Vorbild.
Nadals Einstellung zum Sport suchte ebenfalls ihresgleichen. Im Tennis ist es aufgrund der Zählweise üblich, dass Profis mal Punkte, Spiele oder gar Sätze mehr oder minder abschenken, um Kraft zu sparen - nicht so Nadal. Solange es sein Körper zugelassen hatte, spielte er jeden Punkt, als wäre es sein letzter.
Auch deshalb ist Nadal wohl das beste Vorbild, das man sich für ein junges Kind, welches mit dem Sport beginnt, wünschen kann. Alcaraz sowie Swiatek sind daher vermutlich nur der Anfang. Es wird in Zukunft noch viele von Nadal geprägte Sportstars geben, die in die Weltspitze ihrer Disziplin aufsteigen.
Denn wie es Djokovic schon anmerkte: Das Vermächtnis von Rafael Nadal wird ewig leben.