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Eine ungewöhnliche deutsche Erfolgsgeschichte - Tennis-"Pitbull" greift bei French Open an

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Eine ungewöhnliche deutsche Erfolgsgeschichte - Tennis-"Pitbull" greift bei French Open an

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Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte

Dominik Koepfer ist wieder auf dem Weg nach oben. Nach verletzungsbedingten Rückschlägen präsentiert sich die deutsche Nummer drei in dieser Saison vielleicht so gut wie noch nie. Doch der Schwarzwälder, der einen ungewöhnlichen Weg zum Profi hinter sich hat, ist noch lange nicht an seinem Ziel angekommen.
Dominik Koepfer hat einen ungewöhnlichen Karriereweg für einen deutschen Tennis-Profi hinter sich
Dominik Koepfer hat einen ungewöhnlichen Karriereweg für einen deutschen Tennis-Profi hinter sich
© IMAGO/ABACAPRESS
Dominik Koepfer ist wieder auf dem Weg nach oben. Nach verletzungsbedingten Rückschlägen präsentiert sich die deutsche Nummer drei in dieser Saison vielleicht so gut wie noch nie. Doch der Schwarzwälder, der einen ungewöhnlichen Weg zum Profi hinter sich hat, ist noch lange nicht an seinem Ziel angekommen.

Daniil Medvedev ist genervt. Soeben hat der an Nummer fünf gesetzte Russe im Kampf ums Viertelfinale bei den US Open 2019 den ersten Satz verloren - und das gegen einen 25-Jährigen aus dem Schwarzwald, dessen Name bis zu diesem Zeitpunkt kaum jemandem geläufig war. Dominik Koepfer spielte sich damals in einen Rausch, kämpfte sich als Qualifikant sensationell ins Achtelfinale in New York vor - und sorgte damit in der Tenniswelt erstmals so richtig für Furore.

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Für einen Sieg gegen Medvedev, der sich anschließend bis ins Endspiel vorspielte, reichte es am Ende trotz Satzführung nicht ganz. Nach hartem Kampf über vier Sätze ging Koepfers Traumlauf zu Ende. Dennoch: Es sind Matches wie diese, von denen der Tennisprofi immer noch zehrt.

„Das sind auf jeden Fall gute Erfahrungen, die auch Selbstvertrauen geben, wenn du da mithalten kannst“, sagte Koepfer, der inzwischen die deutsche Nummer drei ist, in einem exklusiven Interview mit SPORT1 bei den BMW Open im April.

„Pitbull“ Koepfer startet im Ranking durch

Anders als bei seinem Sensationslauf in New York 2019 ist der Deutsche heute um Erfahrungen gegen Spieler aus der absoluten Weltspitze reicher. Partien gegen Novak Djokovic, Roger Federer und Andy Murray und damit drei Spieler der „Big Four“ im Tennis stehen inzwischen in seiner Vita. Gegen alle feierte er zumindest einen Satzgewinn - im Match gegen Murray, der damals allerdings außerhalb der Top 100 stand, gelang sogar der Sieg.

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„In den Juniors war ich nicht so wahnsinnig (gut), auf dem College auch nicht unglaublich. (...) Da glaubst du halt am Anfang erstmal gar nicht dran, dass du auch gegen solche Spieler mitspielen oder sogar gewinnen kannst. Und dann stehst du auf dem Platz und es ist wie gegen andere Spieler auch“, verriet er.

Inzwischen bekommt Koepfer die Chancen auf große Matches wie diese immer häufiger - seinem Aufstieg in der Weltrangliste sei Dank. Der 30-Jährige, der aufgrund seiner bulligen Statur auch unter dem Spitznamen „Pitbull“ bekannt ist, startete stark ins Jahr. So gewann Koepfer auf Hartplatz direkt ein Turnier auf der zweitklassigen Challenger-Tour, ehe er überraschend das Halbfinale der Australian Open im Doppel an der Seite von Landsmann Yannick Hanfmann erreichte.

Im März belohnte er sich für seine Leistungen mit Platz 49 im Ranking - so hoch stand der 30-Jährige zuvor noch nie. „Ich fühle mich fit und habe konstanter gespielt als in den letzten Jahren. Deswegen kommen gute Ergebnisse zustande und das Ranking kommt dann automatisch“, erklärte der Furtwanger.

Verletzung lässt deutschen Tennis-Star zweifeln

Dass der Aufstieg in höhere Ranking-Regionen nicht schon früher gelang, lag unter anderem auch an Koepfers Verletzungspech. Vor etwas mehr als einem Jahr warf ihn eine langwierige Blessur an seinem linken Schlagarm weit zurück, er fiel sogar aus den Top 250.

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Vor allem beim Aufschlag habe ihm die Verletzung noch lange Zeit Schmerzen bereitet. „Es war blöd, weil ich alles versucht habe und es trotzdem nicht wirklich wegging. (…) Aber im Moment ist es gut und ich kann normal trainieren“, berichtete die aktuelle Nummer 67 der Welt.

Eine Garantie, dass er sein altes Niveau wieder erreichen würde, gab es für den 1,80-Mann nicht. „Es ist nicht so leicht, im Kopf motiviert zu bleiben, weil es ein wochenlanger Weg ist, um sich wieder hochspielen zu können, weil du dann auch wirklich Turniere gewinnen musst. (…) Daher waren die Zweifel schon da und deshalb war ich auch etwas überrascht, wie schnell es dann doch ging.“

Turniere gewonnen hat Koepfer in dieser Zeit auf der Challenger Tour, die er anstelle der größeren Bühne der ATP-Tour für seinen Weg zurück nach oben wählte. Auch diese kleinen Erfolge gaben ihm „Selbstvertrauen, was dann auch bei den größeren Turnieren hilft“.

Ungewöhnlicher Weg auf die Profi-Tour

Sich abseits des großen Rampenlichts zu präsentieren, war für den 30-Jährigen ohnehin nichts Neues: Koepfer machte den Sprung auf die Profi-Tour über das College in den USA - ein Weg, den zwar auch andere deutsche Spieler wie beispielsweise Benjamin Becker zuvor schon gegangen waren, der für Talente aus Deutschland aber nach wie vor als eher ungewöhnlicher Weg hin zum Profidasein gilt.

„Abgesehen von Spielern wie Sascha (Zverev) oder Carlos Alcaraz, bei denen du wirklich weißt, dass sie Jahrhunderttalente oder zumindest sehr talentiert und viel besser als die anderen Junioren sind, halte ich das College auf jeden Fall für einen guten Weg“, äußerte sich Koepfer angesprochen auf die Nachwuchssorgen im deutschen Tennissport.

Dort könne man sich weiterentwickeln, als Spieler, aber „auch als Mensch“. Für den US-Sport-Liebhaber war es zudem auch die Variante, die mit mehr Freude verbunden war. Bei dem üblichen, zähen Weg über Future-Turniere würden „viele die Lust und Motivation“ verlieren.

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Nicht nur der Blick auf seinen Werdegang zum Profi zeigt, dass Koepfer jemand ist, der auch mal über den Tellerrand hinausblickt. So zeigt sich der Schwarzwälder beispielsweise auch möglichen Regeländerungen im Tennis offen gegenüber, wie denen, die kürzlich im Doppelwettbewerb des Masters in Madrid getestet wurden.

„Tennis ist schon ein langweiliger Sport, also für die Zuschauer“, stellte Koepfer lachend fest. „Die sitzen halt alle da und klatschen. Wenn du zum Fußball gehst oder zum Eishockey … also ich muss jetzt nicht unbedingt vom Seitenrand bepöbelt werden, aber in Madrid dürfe die Zuschauer ja auch aufstehen und rumlaufen, das ist im College genau gleich und da stört es niemanden.“

Der Tennisprofi weiß, wovon er redet: Die deutsche Nummer drei besucht regelmäßig Football- und Eishockey-Spiele in seiner amerikanischen Wahlheimat Tampa - zumindest, wenn er nicht gerade auf dem Court steht.

Olympia in Paris als großes Ziel

Auf dem Tennisplatz hat sich der Baden-Württemberger noch einige Ziele für die laufende Saison gesteckt, darunter „in die Top 30 zu kommen, damit ich bei den Grand Slams gesetzt und auch bei den anderen größeren Turnieren vorne mit dabei bin“.

Unmöglich scheint das nicht, denn aufgrund schwächerer Leistungen auf Rasen und einer weiteren Verletzung im Herbst hat Koepfer nur wenige Punkte zu verteidigen.

Helfen würde ein Sprung im Ranking auch mit Blick auf die Olympischen Spiele im Sommer. Ein Platz unter den Top 56 ist notwendig für die Qualifikation, die in Koepfers Kopf „vielleicht manchmal eine zu große“ Rolle spielt, wie er zugibt. Die Konkurrenz im deutschen Team ist groß: Alexander Zverev sei „sowieso vorne weg“, Jan-Lennard Struff, Yannick Hanfmann, Daniel Altmaier und Maximilian Marterer kämpfen mit Koepfer um die maximal drei verbleibenden Plätze.

Für Koepfer wäre es die zweite Olympia-Teilnahme nach Tokio 2021 - ein Event, das er im Nachhinein als „Riesenerlebnis“ bezeichnet. Schon in Kürze hat der 30-Jährige die Möglichkeit, sich auf einen möglichen Auftritt bei den Spielen einzustimmen: Mit den French Open (26. Mai bis 9. Juni) steht das nächste Saisonhighlight am gleichen Austragungsort unmittelbar bevor.

Match gegen Nadal? „Vielleicht lieber auf Rasen“

Die Augen der Tenniswelt werden dann besonders auf Roland-Garros-Rekordsieger Rafael Nadal gerichtet sein: Der Sandplatzkönig befindet sich aktuell auf Abschiedstour und wird, sofern der Körper mitmacht, das letzte Mal in seinem „Pariser Wohnzimmer“ spielen - für Koepfer somit eine der letzten Chancen, das Quartett aus Partien gegen die „Big Four“ zu komplettieren.

Der Schwarzwälder würde eine frühe Begegnung mit dem 37-Jährigen in Paris trotzdem lieber vermeiden. „Ich habe mir schon oft überlegt, ob ich wirklich gegen ihn spielen will oder nicht. Vielleicht lieber auf Rasen, in Paris in der ersten Runde vielleicht nicht unbedingt“, gesteht er schmunzelnd.

Der 22-malige Grand-Slam-Sieger aus Spanien hat in seiner Karriere neben vielen weiteren Eigenschaften auch immer mit seiner Ausgeglichenheit auf dem Platz geglänzt - eine Qualität, die der Deutsche ab und zu noch vermissen lässt. „So ruhig wie Rafa werde ich nie sein“, zog er selbst mit einem Lachen den Vergleich zu Nadal. „Aber es ist schon besser geworden.“

„Auf Sand ist es ein bisschen ein Auf und Ab. Es ist dann einfach viel Negatives, was ich an mich selbst richte. Auf Hartplatz habe ich es am Schluss ganz gut hinbekommen, einfach über das Match hinweg ruhig zu bleiben und zu kämpfen und ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen dann auch wieder so wird, wenn ich mir ein bisschen Selbstvertrauen hole“, zeigte sich der 30-Jährige hoffnungsvoll.

In Lyon schaffte Koepfer den Sprung ins Viertelfinale. Auf dem Weg dorthin rang er unter anderem den Top-20-Spieler Ugo Humbert in dessen Heimat in drei Sätzen nieder. Eine gute Vorbereitung also für die ab Sonntag beginnenden French Open.

Und wer weiß, was dort und in der Zukunft noch alles möglich ist. Bleibt er von Verletzungen geschont, bleibt der Achtelfinaleinzug bei den US Open 2019 womöglich nicht mehr lange der größte Moment in der Karriere des Dominik Koepfer.