Alexander Zverev packte sich seine Taschen über die Schultern und schlich kopfschüttelnd vom Centre Court des Indian Wells Tennis Gardens.
Zverev hadert: „Katastophal“
Der Olympiasieger hat seiner bislang verpfuschten Saison 2022 das nächste Kapitel hinzugefügt und ist nach dem ersten Match bei dem prestigeträchtigen Masters in der kalifornischen Wüste schon wieder raus. Angelique Kerber kommt dagegen langsam in Schwung.
„Ich habe keine Antworten gerade. Ich muss jetzt in mich gehen und sehen, wie ich diese Saison umdrehen kann. Momentan läuft alles in die falsche Richtung“, sagte Zverev laut Süddeutscher Zeitung.
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Er verlor bei seinem ersten Einzelauftritt nach seinem Ausraster in Acapulco mit 2:6, 6:4, 6:7 (2:7) gegen den ungesetzten US-Amerikaner Tommy Paul und verpasste den Drittrundeneinzug. Die frühere Weltranglistenerste Kerber schaffte dagegen den Sprung ins Achtelfinale durch ein souveränes 6:2, 6:1 über die Russin Darja Kassatkina.
Kerber siegt - und zeigt sich nachdenklich
„Es ist ein bisschen so, als ob die Saison hier erst für mich so richtig startet“, sagte Kerber, der nach einer Coronainfektion im Frühjahr die Ergebnisse fehlten.
Jetzt lieferte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin einen reifen Auftritt ab und war zufrieden mit ihrer Performance, freute sich aber nicht gänzlich unbeschwert. Die deutsche Nummer eins gab nach dem Match einen Einblick, wie sehr sie der Krieg in der Ukraine beschäftigt.
Aktuell gebe es „viel wichtigere Dinge“ als den Sport, sagte Kerber und bezeichnete die Lage als „erschreckend“. Sie selbst lebt nicht weit entfernt vom Kriegsgeschehen, das viele Todesopfer fordert und vor dem so viele Menschen flüchten. Die beste deutsche Spielerin betreibt im polnischen Puszczykowo die Angie Kerber Tennis Academy: „Meine Großeltern sind dort und natürlich checkt man alle fünf Minuten die Nachrichten.“
Eine Stunde vor ihrem Match befinde sie sich entsprechend noch nicht in der Phase höchster Konzentration, berichtete Kerber weiter: „Es ist etwas anders als zuvor.“ Dennoch will sie nun nachlegen im schweren Duell mit der polnischen Weltranglistendritten Iga Swiatek.
Zverev mit dem nächsten Rückschlag
Zverev, der in Indian Wells zunächst von einem Freilos profitiert hatte, besitzt dagegen viel Zeit zum Grübeln - und sollte diese nutzen. Einzig Anfang Februar mit dem Finaleinzug in Montpellier und mit seinen Siegen beim Davis Cup wurde er in diesem Jahr im Ansatz seinen hohen Erwartungen gerecht. Zuvor hatte er schon ein überraschend frühes Aus bei den Australian Open hinnehmen müssen - und all die sportlichen Eindrücke werden auch noch von den Szenen in Acapulco überlagert, die ihm von der ATP eine Bewährungs- und Geldstrafe einbrachten. Und viele kritische Worte und Blicke seiner Konkurrenten.
Gegen Paul wirkte es in der entscheidenden Phase so, als fühle er sich mental nicht komplett frei. „Als ich es zu Ende spielen musste, war es katastrophal“, sagte Zverev selbst, dem bei 4:2-Führung im dritten Satz vier Doppelfehler unterliefen. Nun muss der Topspieler vor der nächsten Station in Miami (ab 23. März) seinen Kurs deutlich korrigieren.