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Nach Zverev-Ausraster: Größte Tennis-Skandale mit Djokovic, Serena, Kyrgios und McEnroe

Deutscher ist Disqualifikations-König

Alexander Zverev sorgt in Acapulco mit seiner Attacke auf den Schiedsrichter-Stuhl für einen Skandal. Es ist aber beileibe nicht der erste Ausraster eines Profis. SPORT1 zeigt die größten Eklats der Tennis-Geschichte.
Deutschlands Tennis-Star Alexander Zverev leistet sich nach einem Match Unglaubliches. Hat er damit sein Image komplett zerstört?
Alexander Zverev sorgt in Acapulco mit seiner Attacke auf den Schiedsrichter-Stuhl für einen Skandal. Es ist aber beileibe nicht der erste Ausraster eines Profis. SPORT1 zeigt die größten Eklats der Tennis-Geschichte.

Beim ATP-Turnier in Acapulco hat Alexander Zverev für einen Eklat gesorgt.

Nach der 1:2-Niederlage (2:6, 6:4, 6:10) im Doppel mit Marcelo Melo (Brasilien) gegen Lloyd Glasspool/Harri Heliövaara (Großbritannien/Finnland) war der Deutsche aus Wut über eine Entscheidung des Schiedsrichters ausgerastet. (NEWS: Alles zum Tennis)

Erst beschimpfte er den Referee als „Fucking Idiot“, dann schlug er mit dem Schläger mehrfach auf den Schiedsrichterstuhl ein und verfehlte den Offiziellen nur knapp an den Füßen. Die ATP warf ihm aus dem Turnier, weitere Strafen oder gar eine Sperre sind möglich.

Auf den 24-Jährigen prasselte in der Folge heftige Kritik ein. Auch die Tennis-Superstars Novak Djokovic und Rafael Nadal äußerten sich zum Vorfall.

Dieser war jedoch beileibe nicht der erste Eklat dieser Art im Tennis-Zirkus. SPORT1 zeigt die größten Skandale der Geschichte.

Novak Djokovic: Disqualifikation bei US Open

Wie sich ein vorzeitiges Ausscheiden aus einem Turnier anfühlt, kennt der serbische Tennis-Profi nur zu gut. So wurde er bei den US Open 2020 disqualifiziert.

Im Achtelfinale gegen Pablo Carreno Busta hatte der Serbe beim Stand von 5:6 im ersten Satz entnervt einen Ball nach hinten geschlagen und dabei eine Linienrichterin am Kehlkopf erwischt. Diese ging sofort zu Boden und rang anschließend nach Luft.

Den dramatischen Szenen folgten minutenlange Diskussionen. Letztlich blieb den Offiziellen jedoch keine andere Wahl, als das klare Aushängeschild des Grand-Slam-Turniers - Nadal und Roger Federer waren nicht dabei - zu disqualifizieren. (BERICHT: Djokovic äußert sich nach Skandal)

Nick Krygios: Spucken und Schiedsrichter-Beleidigung

Kein Kind von Traurigkeit ist auch der Australier Nick Kyrgios. Er sorgt regelmäßig für negative Schlagzeilen auf dem Platz.

2019 brummte ihm die ATP dabei eine saftige Strafe auf. Kyrgios musste 90.000 Pfund zahlen und erhielt ein 16-wöchigege Sperre auf Bewährung, da er Schiedsrichter Fergus Murphy beschimpft und in seine Richtung gespuckt hatte.

Auch ein anderer Eklat des 26-Jährigen bleibt besonders im Gedächtnis. In seinem Zweitrunden-Match in Montreal 2015 gegen Stan Wawrinka tätigte Kyrgios eine Aussage, die seine ordinärsten Schimpfwörter übertrifft.

„Kokkinakis (Thansi Kokkinakis, Anm. d. Red.) hat deine Freundin geknallt. Entschuldige, dass ich dir das sage, Kumpel“, tönte Kyrgios laut. Gemeint war die Tennisspielerin Donna Vekic, die damals mit Wawrinka zusammen war. Kyrgios bekam eine Geldstrafe aufgebrummt.

Daniil: Medvedev: Drischt wie Zverev auf Schiedsrichterstuhl ein

Die Tennis-Schiedsrichter und Daniil Medvedev werden wohl keine Freunde mehr. Bereits mehrfach geriet der Russe mit den Männern und Frauen auf dem Stuhl aneinander.

Beim ATP-Cup 2020 legte er sich zunächst mit seinem Gegner Diego Schwartzman an, weil dieser ihn als „Idiot“ beschimpft haben soll. Der Schiedsrichter konnte eine Eskalation gerade noch so verhindern.

Beim Russen war der Frust trotz seines Dreisatzsieges aber immer noch groß - und so schlug er nach Matchende auf den Stuhl des Referees ein, da er sich ungerecht behandelt fühlte. Fairerweise waren die Einschläge nicht ganz so knapp wie bei Zverev.

Das war aber nicht sein einziger Ausrauster in Richtung eines Unparteiischen. In Wimbledon 2017 warf er nach einer dramatischen Fünfsatz-Niederlage gegen Robin Bemelmans Münzen vor den Stuhl des Schiedsrichter, da dieser seiner Meinung nach bestochen worden war.

Karolina Pliskova: Tschechin schlägt Loch in Schiedsrichterstuhl

Immer wieder muss der Schiedsrichterstuhl dran glauben: Beim WTA-Turnier in Tom schlug Karolina Pliskova 2018 sogar ein Loch in diesen.

Nach ihrer Pleite gegen Maria Sakkari prügelte die Tschechin mehrfach auf den Stuhl der Schiedsrichterin ein, das Seitenteil nahm dabei massiv Schaden. Ihre griechische Gegnerin wich derweil geschockt zurück - wohl aus Angst vor Splitter.

Einen Handshake mit der Spielleiterin verweigerte Pliskova, ihr Trainer streckte den Mittelfinger in Richtung der Offiziellen, das belegten Fotos.

Denis Shapovalov: Schiedsrichter am Auge verletzt

Wie ein verprügelter Boxer saß Schiedsrichter Arnaud Gabas auf seinem Stuhl und drückte sich eine dicke Eistüte unters Auge. Dieses war angeschwollen und Gabas musste später sogar operiert werden. Die Augenhöhle war gebrochen.

Für die Verletzung war dabei keine Faust verantwortlich, sondern ein Tennisball, welchen der Kanadier Denis Shapovalov aus Frust weggeschlagen hatte. Der Kanadier wurde disqualifiziert und musste zudem eine Geldstrafe von 7.000 Dollar zahlen.

„Ich muss mich beim Schiedsrichter und allen Offiziellen entschuldigen. Mein Verhalten war nicht akzeptabel. Ich schäme mich“, entschuldigte sich Shapovalov für den Vorfall.

Serena Williams: Drohung in Richtung Linienrichterin

Selbst die Weltbesten sind vor blinder Wut nicht gefeit. So auch Serena Williams bei den US Open 2009 im Halbfinale gegen Kim Clijsters. Beim zweiten Aufschlag von Williams signalisierte die Linienrichterin, dass Williams mit dem Fuß die Linie übertreten hatte.

Der Punkt ging an Clijsters, die dadurch zwei Matchbälle bekam. Williams schrie die Linienrichterin wutentbrannt an, woraufhin diese zur Schiedsrichterin eilte. Da Williams bereits eine Verwarnung hatte, würde eine zweite einen Punkt- und damit Matchverlust bedeuten.

Laut der Linienrichterin hatte Williams ihr gedroht „Bei Gott, ich schwöre, dass ich dir einen dieser verdammten Bälle in den Hals schiebe. Ich schwöre es.“

Für Oberschiedsrichter Brian Earley (r.) gab es danach keinen Zweifel mehr: Williams, die ohnehin kurz vor der Niederlage gestanden hatte, bekam einen weiteren Strafpunkt und verlor damit die Partie.

Ärger gab es rund um Williams auch beim US-Open-Finale 2018 in New York. Nach einer Verwarnung wegen unerlaubten Coachings verlor die US-Amerikanerin völlig die Beherrschung.

Einer ersten Verwarnung folgte nach einem zerstörten Schläger eine zweite und eine Punktstrafe. Nach dem verlorenen Match warf Williams dem Schiedsrichter Sexismus vor und bezeichnete ihn als „Dieb“ und „Lügner“.

John McEnroe: Erste Disqualifikation bei Australian Open

Das wohl größte Enfant terrible der Tennis-Geschichte, John McEnroe, erfand einst das Wort „shuck“ (Mischung aus „Shit“ und „F***“), damit er auf dem Court unbehelligt fluchen konnte. Doch selbst diese Wortneuschöpfung half dem Amerikaner bei den Australian Open 1990 nicht.

Gleich drei Mal verstieß er gegen den Verhaltenskodex: Erst versuchte der US-Amerikaner eine Linienrichterin einzuschüchtern und kassierte eine Verwarnung, dann zerschmetterte er seinen Schläger, wofür er eine Punktstrafe bekam.

Als er aber auch noch „F*** deine Mutter“ in Richtung von Oberschiedsrichter Ken Farrar rief, den er zuvor antanzen hatte lassen, war die Grenze endgültig überschritten., Farrar gab dem Schiedsrichter die Anweisung, McEnroe zu disqualifizieren.

Die Zuschauer des Matches reagierten mit Buhrufen und schrien minutenlang: „Wir wollen McEnroe.“ McEnroe war der erste Spieler bei den Australian Open und der zweite Spieler in der Grand-Slam-Geschichte, der wegen Fehlverhaltens disqualifiziert wurde.

Die Gesamtsumme von McEnroes Geldstrafen lässt sich kaum zusammenrechnen. 1987 wird er nach einem Eklat bei den US Open sogar mal für zwei Monate gesperrt.

Jimmy Connors: Tennis-Ikone will Schiedsrichter rauswerfen

Einen der legendärsten Ausraster leistete sich Jimmy Connors. Bei den US Open 1991 beschimpfte er den Schiedsrichter nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung mehrmals und wollte ihn sogar rauswerfen lassen.

„Ich bin 39 Jahre alt und reiße mir hier den Hintern auf und du machst so etwas. Verschwinde aus dem Stuhl!“, schrie der US-Amerikaner. Die Worte Arsch, H***sohn und weitere Schimpfwörter folgten.

Im fünften Satz legte Connors in Richtung Schiedsrichter erneut nach „Du bist eine Missgeburt. Wir spielen hier seit 3:50 Stunden. Was machst du eigentlich hier?“ Dafür bekam er erstaunlicherweise nicht mal eine Verwarnung.

Fabio Fognini: Geschmackloser Wutanfall in Wimbledon

Nicht besser machte es Fabio Fognini. In Wimbledon musste er sich Tennys Sandgren in drei Sätzen geschlagen geben. Doch nicht das Aus, sondern die Verlegung seines Matches auf Court 14 brachten den Italiener zur Weißglut.

„Verdammte Engländer, verdammt. Wirklich, verdammt“, rief Fognini in seiner Muttersprache, wie TV-Aufnahmen zeigten. Der Italiener wurde sogar noch geschmackloser: „Ich wünschte, in diesem Klub würde eine Bombe explodieren.“

Beim Turnier in Shanghai legte sich Fognini mit Andy Murray an. Als er dann sogar während eines Ballwechsels laut reinrief, platzte dem Schotten der Kragen. Erst las er ihm die Leviten - und als dieser Widerworte geben wollte, herrschte Murraye ihn an: „Shut up!“

David Nalbandian: Linienrichter blutet nach Ausraster

Aus Frust trat Daniel Nalbandian beim Turnier in Queens 2012 gegen die Holzumrandung des Linienrichter-Stuhls. Ein Splitter verletzte den Referee am Unterschenkel so sehr, dass es zu bluten begann.

Nalbandian wurde dafür disqualifiziert und musste 70.000 Dollar Strafe zahlen. Im gleichen Jahr hatte er den Schiedsrichter bei den Australien Open mit Wasser bespritzt, was allerdings nur 8.000 Dollar „kostete“.

Jeff Tarango: Seine Ehefrau ohrfeigt den Schiedsrichter

Den Leitspruch „In guten wie in schlechten Zeiten“ nahm die Frau von Jeff Tarango bei Wimbledon 1995 zu wichtig, als sie Schiedsrichter Bruno Rebeuh ohrfeigte. Ihr Mann hatte sich lauthals über eine Entscheidung des Franzosen im Spiel gegen den Deutschen Alexander Mronz beschwert.

Das Publikum buhte den US-Amerikaner aus. „Haltet die Klappe!“, war Tarangos Antwort darauf. Rebeuh verpasste ihm für das ungebührliche Verhalten einen Punktabzug. „Du bist der korrupteste Typ im Tennis!“, schrie Tarango. Als der Franzose ihm zum zweiten Mal einen Punkt abzog, brüllte Tarango: „No way! Das war‘s!“

Tarango gab auf und stürmte vom Platz. Seine Frau lauerte dem Schiedsrichter in den Katakomben auf und rächte sich mit zwei Ohrfeigen. Ihr Gatte kassierte dafür zunächst die Rekordstrafe: 63.000 Dollar und ein zweijähriger Bann von allen Grand-Slams - was später allerdings auf 20.000 Dollar und ein Jahr Sperre in Wimbledon reduziert wurde.

Julia Görges: Gegnerischer Coach sorgt für Sexismus-Eklat

Im Oktober 2019 sorgte ein Sexismus-Eklat beim WTA-Turnier in Luxemburg in der Tennis-Szene für Aufsehen. Im Match von Julia Görges gegen Misaki Doi nutzte die Japanerin im ersten Satz beim Stand von 4:5 aus ihrer Sicht ein On-Court-Coaching.

Dabei vergriff sich Dois Coach Christian Zahalka jedoch gewaltig im Ton: „Ich weiß, es ist so, als würde man gegen Karlovic (Aufschlagkönig der ATP-Tour, Anm. d. Red.) mit großen Brüsten spielen, aber sie wird nicht die ganze Zeit so aufschlagen.“

Görges bekam davon nichts mit, verlor aber dennoch die drei Folgespiele und den Satz. Danach drehte die Deutsche jedoch auf und gewann das Match nach drei Sätzen.

Mikhail Youzhny: Russe schlägt sich selbst blutig

Filigran und elegant - so wurde Tennis meistens wahrgenommen. Doch es geht auch brutal und rabiat zu.

Das zeigte Mikhail Youzhny 2008 bei seinem Auftritt gegen den Spanier Nicolas Almagro in Miami. Nach einem Fehlschlag im entscheidenden dritten Satz hämmerte sich der Russe seinen Schläger mehrmals mit voller Wucht an den Kopf

Die Selbstgeißelung hatte Folgen, Blut strömte über die Stirn. Ein Handtuch half bei der ersten Blutung, dann kam der Arzt und versorgte den Hitzkopf fachmännisch.

Das Spiel gewann Youzhny dann noch mit 7:6, 3:6 und 7:6. „Da bin ich wohl ein bisschen durchgedreht. Aber es hat geholfen. Ich hätte das vielleicht eher machen sollen“, war sein Kommentar

Martina Hingis: Skandal-Finale gegen Steffi Graf

Mit nur 18 Jahren stand Martina Hingis im Finale der French Open 1999. Die Gegnerin? Keine geringere als Tennis-Ikone Steffi Graf. Hingis heizte die Stimmung zuvor mit einigen respektlosen Kommentare in Richtung Graf zusätzlich an.

Dennoch dominiert die Schweizerin das Match lange Zeit, doch als die Schiedsrichterin im zweiten Satz einen Ball im Aus sah, brach Hingis mit der Etikette, ging auf Grafs Seite und begutachtete den Abdruck im Sand selbst. Das Publikum bedachte sie mit wilden Pfiffen.

Hingis verwandelte sich danach endgültig in eine bockige Göre und weigerte sich zunächst weiterzuspielen. Sogar die Oberschiedsrichterin ließ sie antanzen. Das Publikum pfiff sie dafür aus, wie man es selten zuvor erlebt hatte.

Im 3. Satz versuchte Hingis aus der Verzweiflung heraus sogar noch die damals sehr verpönten Aufschläge von unten. Das Stadion brüllte die Schweizerin daraufhin nieder.

Als Hingis später zur Schiedsrichterin marschierte, um sich über den Lärm zu beschweren und einen neuen ersten Aufschlag einzufordern, platzte sogar Graf der Kragen und sie fragte, ob sie zum rumdiskutieren oder zum Tennis spielen hier sind.

Hingis verlor kurze Zeit später das Match und verließ von einem Weinkrampf geschüttelt den Platz.

Carsten Arriens: Deutscher ist Disqualifikations-König

Carsten Arriens erlebte man als Davis-Cup-Teamchef deutlich gelassener. Doch auf dem Platz konnte der Deutsche auch ganz anders - mit vier Disqualifikationen ist er sogar Rekordhalter auf der ATP-Tour.

Seine bekannteste Disqualifikation geschah in der ersten Runde der French Open 1995 im Duell mit dem Neuseeländer Brett Steven. Nachdem Arriens den Satzausgleich kassiert hatte, warf er seinen Schläger ins Netz. Dafür bekam er eine Verwarnung.

Doch damit war noch lange nicht genug: Arriens warf seinen Schläger auch in Richtung Stuhl und traf dabei den Linienrichter am Knöchel. Schiedsrichter Andreas Egli rief den Oberschiedsrichter und Arriens wurde - wieder einmal - disqualifiziert.

Tim Henman: Sogar ein „Gentleman“ wird disqualifiziert

Beim Heimturnier in Wimbledon verlor 1995 ausgerechnet „Gentleman“ Tim Henman die Kontrolle und traf mit einem aus Zorn weggeschlagenen Ball ein Ballmädchen am Kopf.

Als erster Spieler in Wimbledon wurde Henman disqualifiziert. Der Brite entschuldigt sich sofort öffentlich - das Mädchen bekam zudem einen Blumenstrauß sowie ein Versöhnungsküsschen auf die Wange.