Alexander Zverev drückte dem prachtvollen Silberpokal einen dicken Kuss auf und ließ sich inmitten eines furiosen Feuerwerks als Bester der Besten feiern.
Nächster Meilenstein für Zverev
„Es gibt keinen besseren Weg, die Saison zu beenden“, sagte der Olympiasieger stolz, nachdem er zum zweiten Mal nach 2018 beim ATP-Saisonfinale triumphiert hatte - mit einer süßen Revanche an seinem vermeintlichen Angstgegner Daniil Medvedev.
Kaum hatte der 24-Jährige mit einem letzten krachenden Ass für den perfekten Abschluss der erfolgreichsten Saison seiner Karriere gesorgt, legte er den Kopf in den Nacken und ließ einem gewaltigen Urschrei los.
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„Es war ein tolles Match“, sagte der Weltranglistendritte nach dem verdienten 6:4, 6:4 gegen den Titelverteidiger aus Russland, der ihn zuletzt fünfmal in Folge geschlagen hatte, darunter erst am Dienstag in der Gruppenphase.
Zverev mit Ausrufezeichen an die Konkurrenz
„Danke, dass du mich auch mal hast gewinnen lassen“, sagte Zverev scherzhaft und richtete sich dann mit emotionalen Worten an seine Familie und Weggefährten in der Box. „Alles sind hier, außer mein Vater leider“, sagte er: „Ich hoffe, mein Vater ist bald wieder dabei und wir können solche Siege wieder zusammen feiern.“ Sein Vater und Coach Alexander Zverev senior hatte aus unbekannten Gründen gefehlt. Auch Freundin Sophia Thomalla war in Turin nicht dabei.
Mit der eindrucksvollen Revanche an Medvedev beim letzten Großereignis des Jahres sicherte sich der Hamburger vor seinem Malediven-Urlaub seinen 19. Turniersieg - den sechsten des Jahres - und einen Scheck von rund 1,9 Millionen Euro. „Ich bin sehr glücklich im Moment“, sagte er, und auch Boris Becker gratulierte aus dem fernen London. „Unglaubliche Leistung von Dir!“, schrieb das deutsche Tennis-Idol bei Instagram.
Mit dem zweiten Paukenschlag nach dem beeindruckenden Halbfinalsieg gegen Branchenführer Novak Djokovic sendete Zverev im Hinblick auf die neue Saison auch ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz.
In der 52-jährigen Geschichte des Abschlussturniers der besten Tennisprofis des Jahres holte er den insgesamt sechsten deutschen Sieg. Vor dem Goldmedaillengewinner von Tokio hatten Boris Becker (1988, 1992, 1995) und Michael Stich (1993) triumphiert.
Zverev ringt auch Djokovic nieder
Dabei hatten die Vorzeichen klar gegen Zverev gesprochen. Das herausragende 7:6 (7:4), 4:6, 6:3 gegen den Topfavoriten Djokovic am späten Samstagabend hatte viel Kraft gekostet - Medvedev hatte seinen ungefährdeten Finaleinzug gegen den Norweger Casper Ruud rund acht Stunden früher klargemacht und wesentlich weniger Körner gelassen.
Doch Zverev mobilisierte für einen letzten heißen Tanz nochmals all seine Kraftreserven. Schon beim stimmungsvollen Einlauf in den Pala Alpitour warf er der Siegertrophäe einen sehnsüchtigen Blick zu, und er kam deutlich besser aus den Startlöchern.
Wie schon gegen Djokovic agierte er druckvoll und sicherte sich mit einem Netzroller das Break zum 2:1. Zverev wirkte bestens regeneriert und bewegte sich gut, der Aufschlag war wieder eine Bank.
Hatte Zverev gegen Medvedev am Dienstag, als er knapp im Tiebreak des dritten Satzes verlor, noch oft zu passiv agiert, dominierte er nun die Ballwechsel. Kam sein erster Aufschlag, machte der Deutsche im ersten Satz gegen den starken Returnspieler fast jeden Punkt (16/18). Und Zverev ließ seinen Gegner nicht aus dem Schwitzkasten, mit einem weiteren Break eröffnete er den zweiten Durchgang.
Mit der Dominanz eines Champions servierte er weiter und ließ keine Zweifel aufkommen, Medvedev kam in der gesamten Partie zu keiner einzigen Breakchance. Nach nur 1:15 Stunden beendete Zverev den saisonübergreifenden 9:0-Lauf des Russen bei den ATP Finals - und veredelte das ohnehin schon erfolgreichste Jahr seiner Karriere, in dem ihm lediglich der Premierentitel bei einem Grand-Slam-Turnier verwehrt blieb.