Daniil Medvedev zuckte nach dem verwandelten Matchball nur kurz mit den Schultern - den größten Erfolg seiner Karriere nahm er fast gleichgültig hin. Doch dann huschte dem russischen Tennisprofi doch noch ein Lächeln über die Lippen, als er den unterlegenen Dominic Thiem in den Arm nahm.
Medvedev gewinnt ATP Finals
Zwei Wochen nach dem Sieg beim Masters in Paris hat Medvedev auch bei den ATP Finals in London triumphiert und surft nach einem bärenstarken Saison-Endspurt auf der Welle des Erfolgs in die Winterpause.
Thiem: "Daniil hat es verdient"
Der Weltranglistenvierte gewann am Sonntag das Endspiel mit viel Moral gegen US-Open-Champion Thiem aus Österreich 4:6, 7:6 (7:2), 6:4.
"Was für ein Match. Vielleicht einer der besten Siege meiner Karriere", sagte Medvedev, nachdem er den mächtigen Silberpokal im Konfettiregen in die Höhe gestemmt hatte. "Natürlich bin ich enttäuscht, aber Daniil verdient es wirklich", gratulierte Thiem.
Medvedev schlägt die Top 3
Der 24 Jahre alte Medvedev avancierte zum ersten Spieler, der bei den ATP Finals die Nummern eins bis drei der Welt bezwingen konnte. In der Vorrunde besiegte er den Weltranglistenersten Novak Djokovic, im Halbfinale schaltete er Rafael Nadal aus, ehe im Endspiel Thiem als Nummer drei der Welt gratulieren musste. Auf der ATP-Tour war dieses Kunststück zuvor überhaupt erst drei Spielern gelungen, darunter Boris Becker 1994 in Stockholm.
Medvedev beendete damit die Saison mit zehn Siegen in Folge - vor den ATP Finals hatte er im Endspiel von Paris bereits die deutsche Nummer eins Alexander Zverev bezwungen. Der Hamburger, der den Saisonabschluss der acht Jahresbesten 2018 gewonnen hatte, war in London bereits in der Gruppenphase gescheitert.
Thiem gelingt erstes Break
Wie hart umkämpft das Finale werden sollte, zeigte sogleich Thiems erstes Aufschlagspiel, das alleine zehn Minuten dauerte. Beide Spieler waren sofort auf Betriebstemperatur und verwickelten sich immer wieder in lange Ballwechsel, mit einem Doppelfehler schenkte Medvedev Thiem das erste Break zum 3:2. Den Vorteil gab der Österreicher nicht mehr her.
Auch im zweiten Satz agierten beide Spieler meist auf Augenhöhe, zeigten aber nur phasenweise hochklassiges Tennis. Medvedev kam zwar bei eigenem Aufschlag immer wieder in Schwierigkeiten, der Österreicher ließ gute Chancen zur Vorentscheidung aber fahrlässig liegen - und Medvedev bestrafte ihn im Tiebreak.
Medvedev mit entscheidendem Break
Im Entscheidungssatz stand dann auf einmal Thiem mit dem Rücken zur Wand, bei 1:1 wehrte er gleich drei Breakbälle ab. Wenig später konnte er sich aber nicht mehr befreien, Medvedev wurde immer stärker und schnappte sich das Break zum 3:2. Der Moskauer zeigte keine Schwäche mehr und sicherte sich den Siegerscheck über rund 1,3 Millionen Euro.