Die Nummer eins der Welt und ihr Dopingfall versetzen den Tennis-Kosmos in Aufruhr: Wie am Dienstag bekannt wurde, war der Italiener Jannik Sinner bereits im März dieses Jahres zwei Mal positiv auf die verbotene Substanz Clostebol getestet worden.
Kollegen fordern Sinner-Sperre
Ein unabhängiges Tribunal der privatwirtschaftlichen Schlichtungsstelle Sports Resolutions habe allerdings festgestellt, dass der 23-Jährige durch einen Betreuer mit dem anabolen Steroid in Berührung worden war und ihn für unschuldig befunden. Sinner also kam ohne Suspendierung davon! Die Reaktionen einiger Kollegen der ATP-Szene: Erstaunen und Irritation.
Die aktuelle Nummer 104 der Welt, der Kanadier Denis Shapovalov, postete auf dem sozialen Netzwerk X kritische Töne: „Ich kann mir nicht vorstellen, was andere wegen Kontamination mit verbotenen Substanzen gesperrte Spieler derzeit fühlen.“ Später legte er noch einmal nach: „Unterschiedliche Regeln für unterschiedliche Akteure.“
Doping bei Sinner? „Lächerlich, ob es ein Unfall war oder nicht“
Auch der bekanntlich selten auf den Mund gefallene Skandal-Profi Nick Kyrgios zeigte sich empört: „Lächerlich, ob es nun ein Unfall war oder nicht. Du wurdest zweimal mit einer gebannten Substanz getestet…du solltest für zwei Jahre gesperrt werden. Deine Leistung hat sich verbessert. Massage-Creme, ja super.“ (Tatsächlich soll es ein Spray gewesen sein, mit dem Sinners Masseur eine eigene Handverletzung behandelt haben soll, d. Red.)
Zweifel an unwissentlichem Doping-Vergehen von Sinner
Hintergrund für Kyrgios‘ finale Aussage, war der veröffentlichte Ablauf von Sinners Doping-Vorfall: Der Italiener hat erklärt, die Substanz könne nach einer Kontamination durch ein Mitglied des Betreuerteams in seinen Körper gelangt sein. Dieser habe „fahrlässig“ ein in Italien rezeptfrei erhältliches Spray mit Clostebol auf seine eigene Haut aufgetragen, um eine offene Wunde an seiner Hand zu behandeln.
Da das Mitglied des Betreuerteams Sinner vom 5. bis 13. März täglich massierte und sporttherapeutisch behandelte, soll es zu einer „unwissentlichen transdermalen Kontamination“ gekommen sein, da auch Sinner offene Wunden gehabt hätte. Sinner soll gemäß seiner Verteidigung den Masseur auch explizit nach einer potenziell problematischen Eigenmedikation der verletzten Hand gefragt haben - und von diesem die Unwahrheit erzählt bekommen haben.
- Der Tennis-Podcast „Cross Court“ bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt
Sinners Darstellung des Falls scheint nicht alle zu überzeugen. Auch nicht den Franzosen Lucas Pouille. Die ehemalige Nummer zehn der Welt postete auf X: „Ich habe mich schon immer gefragt, ob wir nicht aufhören sollten, uns für dumm zu verkaufen.“
Der Brite Liam Brody ging gar noch einen Schritt weiter, kritisierte nicht nur Sinner, sondern insbesondere die Anti-Doping-Instanzen: „Ob Sinner gedopt hat oder nicht. Das ist nicht richtig. Viele Spieler machen das Gleiche durch und müssen Monate oder Jahre warten, bis ihre Unschuld festgestellt wird. Kein gutes Bild!“
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)