Tiefer Fall einer deutschen Sportikone: Boris Becker hat seine größte Niederlage erlitten und muss ins Gefängnis. (NEWS: Alles zum Tennis)
Beckers Tochter reagiert geschockt
Der einstige Tennisstar ist von einem Londoner Gericht am Freitag zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. (HINTERGRUND: Becker nun Straftäter wie auch...)
Der 54-Jährige hatte bis zuletzt die Vorwürfe zurückgewiesen und darum gekämpft, den Southwark Crown Court als freier Mann verlassen zu können.
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Becker, der seine Strafe unmittelbar antreten musste, kann noch in Berufung gehen. Der sechsmalige Grand-Slam-Sieger war am 8. April von der Jury des Gerichts in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden.
SPORT1 hat die Reaktionen von Prozess-Beteiligten und Beckers Wegbegleitern:
Deborah Taylor (Richterin): „Ich erkenne an, dass das Verfahren demütigend für Sie war. Sie aber haben keine Demut gezeigt. (...) Es ist bemerkenswert, dass Sie keine Reue oder Anerkennung ihrer Schuld gezeigt haben. (...) Ich könnte Ihnen für jedes der Vergehen, derer Sie schuldig gesprochen wurden, 18 Monate Haft geben. Ich habe die Einwände, die für Sie vorgetragen wurden, in Betracht gezogen. Aber Sie machten persönlich Gebrauch vom Firmenkonto. Sie haben Eigentum unterschlagen, versteckt. So viel Geld ging verloren.
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Dietloff von Arnim (Präsident des Deutschen Tennis-Bunds, beim Sportbuzzer): „Boris Becker ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der deutschen Tennisfamilie. Seine Verdienste sind und bleiben einzigartig. Als jahrelanges Mitglied im deutschen Davis Cup-Team führte er Deutschland 1988 zum ersten Titelgewinn und schrieb damit deutsche Tennisgeschichte. Mit seinen herausragenden sportlichen Erfolgen hat er im Tennis national und international Großes geleistet. Wir nehmen das Urteil mit Respekt und Bedauern zur Kenntnis und wünschen ihm alles Gute für die nächste Zeit. Wir stehen an seiner Seite.“
Jonathan Laidlaw (Beckers Anwalt, bei seinem Plädoyer): „Dieser Angeklagte hat wirklich alles verloren. Boris Becker hat nichts mehr. Nichts! Es ist geradezu eine Tragödie. Und die Demütigungen, die er einstecken musste ... Durch die Presse und die Welt. Seine Karriere ist zerstört. Er wird keine Arbeit mehr finden. Er wird auf die Gutmütigkeit anderer angewiesen sein, um zu Überleben. (...) Ich bleibe bei meiner Meinung, er war in einer verzweifelten Finanzlage. Er wählte selber aus, wen er wann bezahlte. Das ist kriminell. Aber es wurde nicht vorsätzlich aus Gemeinheit getan.“
Christian Schommers (Becker-Biograf, bei Sky und Bild): „Es ist ein Mega-Gau. Die Strafe ist hart, sie war von dieser Knallhart-Richterin Deborah Taylor aber auch nicht anders zu erwarten. Ich glaube, Boris hat auch eine Haftstrafe erwartet, er kam ja schon mit Tasche zum Prozess. Seine Partnerin konnte sich nicht mal richtig von ihm verabschieden (...) Ob er das mental übersteht, ein Jahr und drei Monate im Gefängnis zu sitzen... Es ist ganz, ganz schlimm!“
Anna Ermakova (Beckers Tochter, bei Bild): „Ganz ehrlich. Ich stehe unter Schock, dass er zweieinhalb Jahre ins Gefängnis muss. Ich hoffe, dass er stark ist in dieser schweren Zeit. Natürlich werde ich ihn unterstützen und im Gefängnis besuchen. Ich habe an das Gericht einen Brief geschrieben, dass ich mich um meinen zwölfjährigen Halbbruder Amadeus sorge Es ist einfach nicht fair, dass er das durchmachen muss. Er ist erst zwölf Jahre alt. Ohne Vaterfigur, all der Stress – es wird besonders schwer für ihn.“
Günther Bresnik (Ex-Coach, bei Sky): „Jeder Sportbegeisterte und Becker-Fan ist schockiert. Für mich ist das Urteil unverständlich. Ob für ein Wirtschaftsvergehen eine Gefängnisstrafe die richtige Art ist, mag ich bezweifeln, wenn Gewaltverbrecher und Vergewaltiger oder Leute wegen Kindesmisshandlung mit geringeren Strafen davonkommen Boris ist definitiv kein böser Mensch, er ist der letzte Mensch, der ins Gefängnis gehört.“
Burkhard Benecken (Anwalt, bei Bild): „Natürlich kann Boris Becker dieses Urteil angreifen, doch es dauert mehrere Monate, bis es zum Verfahren kommt. Aber wenn er weiter den Unschuldigen macht, hat er keine Chance. Er hat nur mit Reue, mit einem Schuldeingeständnis, eine Chance auf Bewährung. Er muss sagen, dass er Fehler gemacht hat. Denn das gab es noch nicht.“
Reiner Calmund (Manager-Legende, bei Bild): „Ob es juristisch berechtigt ist, kann ich nicht beurteilen. Für den Menschen Boris tut es mir leid. Ich kenne die Kinder, da kann ich mitfühlen. Und ich fühle auch mit seiner Mutter. Boris hat die härtesten Matches überstanden. Ich wünsche ihm, dass er auch diese Zeit meistert.“