Die Tennisspielerin Peng Shuai ist nach ihren Aufsehen erregenden Vorwürfen gegen ein ehemaliges hochrangiges Mitglied der chinesischen Regierung offenbar verschwunden.
Beängstigend: Tennis-Star verschwunden?
Von der einstigen Weltranglistenerste im Doppel fehlt seit einer Woche jede Spur - so schildert es unter anderem das britische Massenmedium Daily Mail.
Die Zensur in China schlägt schnell zu
Shuai hatte den früheren Vizepremier Zhang Gaoli beschuldigt, sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben.
Veröffentlicht hatte sie die Vorwürfe bei Weibo, einem sozialen Netzwerk Chinas, das von der autoritären Regierung des Landes eingehend kontrolliert wird. Rund zwanzig Minuten nachdem der Post erschienen war, verschwand er auch schon wieder. Und auch von Peng hat man seitdem nichts mehr gehört.
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Vielsagend und bedenklich: Bis heute sind Einträge zu der Tennisspielerin laut Daily Mail bei Weibo nicht möglich - wer es versucht, bekommt eine Fehlermeldung. Zwischenzeitlich war sogar das Schlagwort „Tennis“ von der Website zensiert worden. Der zunächst verschwundene Account von Peng ist derweil wieder aufrufbar - kommentieren kann man dort aber ebenfalls nicht.
Peng Shuai berichtete von Vergewaltigung
Eine offizielle Stellungnahme zu dem Vorfall gibt es von chinesischer Seite bisher nicht. Zuletzt hatte ein Sprecher des Außenministeriums bei einer Pressekonferenz lediglich erklärt, dass er von dem Vorwurf nichts gehört habe und er nur Fragen diplomatischer Natur beantworte. Auch weitere Medienanfragen bei Chinas offiziellen Stellen blieben unbeantwortet.
In ihren Anschuldigungen hatte Peng davon berichtet, dass sie seit 2011 mit dem 75 Jahre alten Zhang eine Beziehung geführt hätte. Diese sei zwischenzeitlich zu Ende gegangen, dann habe Zhang sie 2018 zum gemeinsamen Abendessen mit seiner Frau eingeladen.
An jenem Abend sei es zum sexuellen Übergriff gekommen.
„Warum musstest du zu mir zurückkommen, hast mich zu dir nach Hause gebracht, um mich zum Sex mit dir zu zwingen“, hieß es in den Weibo-Posting. „Ich kann nicht beschreiben, wie angewidert ich war.“
Chinas aktuelle Führung besonders repressiv
Die Sprengkraft der Vorwürfe enorm: Zwar gibt es auch in China eine #MeToo-Diskussion um Vorfälle sexuellen Missbrauchs prominenter Täter. Eine solche öffentliche Anschuldigung gegen ein früheres Mitglied des Politbüros - dazu auch noch von einer bekannten Sportlerin - ist jedoch eine neue Dimension.
Zhang Gaoli ist 2017 aus seinen Ämtern zurückgetreten, wie die aktuellen Mächtigen um den als besonders repressiv bekannten Staatspräsidenten Xi Jinping mit den Anschuldigungen gegen ihn umgehen, lässt sich nur erahnen.
Mit entsprechender Sorge wird nun registriert, wie lange von Peng Shuai nun nichts mehr zu hören war.