Die Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg und Lewis Hamilton haben eine lange gemeinsame Vergangenheit hinter sich. Doch als sie bei Mercedes um Titel kämpften, wurden aus Freunden erbitterte Rivalen - und das Verhältnis soll auch jetzt, nach Rosbergs Karriere-Ende noch getrübt sein.
Rosberg vs. Hamilton: Ziemlich beste Feinde
Die Karriere beider Rennfahrer ist von Beginn an eng miteinander verwoben. SPORT1 blickt zurück, wie aus Weggefährten Feinde wurden.
2000: Rosbergs und Hamiltons Anfänge im Motorsport
2000 kreuzten sich die Wege von Rosberg und Hamilton in der Kartserie Formula 1 zum ersten Mal und zwar als erfolgreiches Teamgespann bei MBM.com. Der Beginn einer Freundschaft, auch wenn sich ihre Wege im Motorsport nach 2001 erst einmal wieder trennten.
2002 startete Nico Rosberg in der Formel BMW für das Team seines Vaters Keke - und gewann auf Anhieb die Meisterschaft.
Auch Hamiltons Karriere startete im Formelsport durch und sicherte sich den Saisontitel für Manor Motorsport in der britischen Formel Renault.
Sein deutscher Freund wechselte in der Zeit bereits in die Formel-3-Euroserie und machte direkt mit einem Rennsieg auf sich aufmerksam.
2004: Wiedersehen in der Formel 3
2004 trafen die beiden Talente erneut im Motorsport aufeinander, da auch der Brite in die Formel-3-Euroserie wechselte. Am Saisonende landete er in der Gesamtwertung als Fünfter schließlich unmittelbar hinter dem Deutschen.
Mit einem Jahr unterschied gelangten zunächst Rosberg, dann Hamilton in die GP2-Serie. Der Brite übernahm dabei ausgerechnet das Cockpit von Rosberg beim französischen Rennstall ART, da der Deutsche in die Königsklasse aufstieg. Hamilton holte auf Anhieb den WM-Titel der Formel-1-Nachwuchsserie.
2006: Der Beginn in der Formel 1
Den ersten Sprung in die Formel 1 schaffte Rosberg, der damit in die Fußstapfen seines Vaters trat. 2006 wurde er vom Rennstall Williams als Stammfahrer verpflichtet. Direkt im ersten Rennen konnte der Deutsche mit der schnellsten Runde auf sich aufmerksam machen, was zuvor nur Giuseppe Farina, Masahiro Hasemi und Jacques Villeneuve gelang.
Kumpel Hamilton zog 2007 nach - und vorbei. Der Brite wurde direkt vom Spitzenteam McLaren verpflichtet. In seinem ersten Formel-1-Rennen raste Hamilton sensationell aufs Podest. Schon in seinem erste Jahr lieferte er sich harte Zweikampfduelle mit Teamkolloge Fernando Alonso.
Beim Großen Preis von Kanada fährt Hamilton sogar zum ersten Formel-1-Sieg. In den letzten beiden Rennen verspielte der Brite aufgrund von Fahrfehlern jedoch den Titel und wurde "nur" Vizeweltmeister.
Bei seinem alten Weggefährte Rosberg platzte dann auch 2008 endlich der Knoten. Mit Williams schaffte er zwei Podestplätze und jubelte gemeinsam mit Hamilton bei der Siegehrung - es sollte nicht das letzte Podium sein, das sich beide teilten.
2008: Hamilton Weltmeister, Rosberg gewinnt ersten GP
In der Rennserie 2008 holte Hamilton zum großen Wurf aus - und wurde zum ersten Mal Weltmeister vor dem damaligen Ferraripilot Felipe Massa.
Rosberg verließ den Rennstall Williams nach der Saison 2009 und wechselte zu Mercedes. Dort wurde er Teamkollege von Formel-1-Legende Michael Schumacher und brachte den siebenmaligen Weltmeister auf der Strecke ordentlich ins Schwitzen.
Zu dieser Zeit verstanden sich Rosberg und Hamilton auch privat noch super und alberten gerne auf und abseits der Rennstrecke miteinander herum.
Auf der Rennstrecke kamen sich die Freunde in den nächsten Jahren nur selten in die Quere, da Mercedes einfach noch nicht schnell genug war. Hamilton musste sich am Saisonende 2010 im Kampf um den WM-Titel Sebastian Vettel geschlagen geben.
2012 durfte Rosberg endlich über seinen ersten Grand-Prix-Sieg jubeln. In China schaffte der Deutsche nach seiner ersten Pole auch seinen ersten Rennsieg in der Formel 1.
2013: Rosberg und Hamilton im selben Team
Für Hamilton endete 2012 mit Platz vier in der Gesamtwertung seine sechsjährige Beziehung mit McLaren. Somit wurden die Freunde 13 Jahre nach der Kartserie bei MBM.com in der Saison 2013 wieder Teamkollegen. Eine Konstellation, die die Beziehung der beiden Freunde nachhaltig beeinflussen sollte.
Mercedes gelang nach der Verpflichtung direkt ein deutlicher Sprung nach vorne, auch wenn Red Bull noch weit voraus war. In Rennsiegen hatte Rosberg 2013 mit 2:1 die Nase vorn, doch in der Gesamtwertung lag Hamilton am Jahresende knapp vor seinem deutschen Kumpel aus Jugendtagen.
Mit einem klar überlegenen Auto kämpften Hamilton und Rosberg 2014 dann in fast jedem Rennen um den Sieg. Dieser Erfolg brachte auch seine Schattenseite mit sich, da der ärgste Rivale im eigenen Stall saß. Die Freundschaft wurde einer enormen Belastungsprobe unterstellt.
Vor allem nach dem Qualifying von Monaco, bei dem ein vermeintlicher Fahrfehler Rosbergs dem Briten die mögliche Pole kostete, kippte die Stimmung in offene Ablehnung. Seither mieden sich beide, obwohl sie dieselbe Box teilten.
2014: Beginn der großen F1-Rivalität
Höhepunkt des knallharten Duells auf der Strecke der Unfall in Spa: Rosberg fuhr seinem Teamkollegen hinten drauf und schlitzte mit dem Frontflügel Hamiltons Hinterreifen auf. In den Medien war da bereits von einem "Krieg der Sterne" zu lesen.
Das Mercedes-Team machte offiziell Rosberg für die Kollision verantwortlich. Es war der Beginn verbaler Scharmützel. So stellte Hamilton in Frage, ob Rosberg, der in Monaco lebe, ein wahrer Deutscher sei.
Auch 2015 gab es mehrere Streitereien zwischen den beiden, wenngleich sie zumindest einen folgenschweren Crash auf der Strecke erfolgreich vermeiden.
In Austin pfefferte Nico Rosberg nach dem Rennen wütend eine Mütze in Richtung Lewis Hamilton, da er sauer über dessen hartes Manöver am Start war. Hamilton ließ sich davon aber nicht beeindrucken und gewann zum zweiten Mal in Folge die WM.
2016 wendete sich allerdings das Blatt. Rosberg gewann die ersten vier Rennen, während Hamilton oft mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Umso ehrgeiziger reiste Hamilton nach Barcelona an und versucht mit einem harten Manöver nach dem Start Rosberg zu überholen. Der Deutsche zog diesmal jedoch nicht zurück und so flogen beide ab.
2016: Erbitterter Kampf zweier Teamkollegen
Diese Kollision wurde von der Rennleitung als normaler Rennunfall eingestuft, doch die beiden "Alphafahrer", wie Teamchef Toto Wolff sie bezeichnete, sahen natürlich die Schuld beim anderen. Mercedes hielt sich in der Öffentlichkeit zurück, auch wenn Niki Lauda zunächst Hamilton als Schuldigen ausmachte.
Die beiden härtesten Konkurrenten um den WM-Titel waren damit im selben Team. Dem Rennstall war es zunächst egal und ließ die beiden weiter voll gegeneinander fahren, was sich in Spielberg rächte. Dort kollidierten Hamilton und Rosberg nach einem Überholversuch des Briten in der letzten Runde.
Während Hamilton danach locker zum Sieg fuhr, rettete sich Rosberg mit einem sichtlich beschädigten Auto noch auf Rang vier ins Ziel.
Rosberg sah die Schuld am Crash bei Hamilton, da dieser in ihn reingelenkt hätte. Die Rennleitung sah das anders und Rosberg bekam sogar eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Hamilton verkürzte durch den Sieg den Rückstand auf den WM-führenden Teamkollegen auf elf Punkte.
Doch letztlich lachte Rosberg am Ende und wurde dritter deutscher Weltmeister nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel - und trat anschließend zurück. "Der Sport wird ihn vermissen, aber ich wünsche ihm alles Gute", sagte der Hamilton nach der Saison diplomatisch.
Ziemlich beste Feinde?
Dennoch setzte sich die Eiszeit auch nach Rosbergs aktiver Karriere fort. Hamilton behauptete 2017 sogar: "Wir waren nie Freunde." Schon zu gemeinsamen Kart-Tagen hätten sie eigentlich nie miteinander gesprochen. Zudem soll Hamilton 2018 laut Medienberichten Rosberg als möglichen Interviewpartner nach den Rennen von Hockenheim und Monaco abgelehnt haben.
Gegenüber SPORT1 äußerte sich der deutsche Ex-Rennfahrer indes respektvoll über seinen alten Weggefährten: "Er ist wahrscheinlich der beste Fahrer derzeit und einer der Besten aller Zeiten."
Ob Rosberg und Hamilton sich je wieder verstehen werden oder es vielleicht sogar schon tun, ist unklar. Fakt ist, dass die Rivalität der beiden Alphafahrer längst in die Formel-1-Geschichte eingegangen ist.