Als sie die Ziellinie überquerten, war Marla Bergmann und Hanna Wille noch gar nicht bewusst, welchen Erfolg sie gerade erzielt hatten.
Deutsches Duo sorgt für Furore
Einige Minuten später überbrachte ihnen ein Reporter die erfreuliche Nachricht: Die deutschen Nachwuchshoffnungen haben sich bei der Kieler Woche zum ersten Mal den ersten Platz in der 49erFX-Klasse gesichert.
Die Reaktion der Seglerinnen fiel zunächst ungläubig aus: „Wir haben gewonnen?“, fragte Wille. Sie sah ihre Partnerin mit strahlenden Augen an und meinte: „Wir brauchen einen kurzen Moment.“
Nach kurzer Besinnung konnten das Duo klare Worte finden. „Wir haben vor dem Rennen schon gesagt, die Punkte sind super eng nach vorne und hinten. Wir müssen eigentlich All In gehen und alles riskieren“, erklärte Bergmann die eigene Strategie. Mit einem Lachen fügte sie hinzu: „Das scheint geklappt zu haben.“
Kieler Woche: Nachwuchshoffnungen übertreffen eigene Zielsetzung
Tatsächlich reichte der eingeschworenen Crew Bergmann und Wille ein dritter Platz im Medaillenrennen, um nach ganz oben aufs Podest zu segeln.
Die 21 Jahre alte Steuerfrau und ihre ein Jahr ältere Vorschoterin hatten vor dem Start der Kieler Woche einen Platz in den Top Ten der 49erFX-Klasse angepeilt. Dieses Ziel haben sie nun sensationell übertroffen.
Gleichzeitig untermauerten die Kieler Studentinnen ihren Status als Zukunftshoffnungen des German Sailing Teams, der deutschen Segel-Nationalmannschaft. Ihrem übergeordneten Ziel, den Olympischen Spielen 2024, kommen sie immer näher.
Olympia 2024: „Können es auf jeden Fall schaffen“
Das hatte ihnen in der Vergangenheit nicht jeder zugetraut. Doch vor zwei Jahren wurden Bergmann und Wille U21-Weltmeisterinnen, wodurch das Vertrauen in ihre Leistungen stieg.
„So langsam verstehen die Leute, dass das Ziel erreichbar ist und wir werden nicht mehr belächelt“, erklärte Wille in einem Interview mit dem NDR. „Wir haben gezeigt, dass wir es können. Wir sind zwar jung, aber wir können es auf jeden Fall schaffen.“
Der Erfolg von Bergmann und Wille ist vor allem ihrem starken Zusammenhalt geschuldet. Sie wohnen nur zwei Gehminuten voneinander entfernt und kennen sich seit der zweiten Klasse. Seitdem sind sie beste Freundinnen und segeln gemeinsam.
Triumph nach Fehlstart auf der Kieler Woche
„Ich bezeichne es immer gerne als Ehe, weil man durch Tiefen und Höhen gemeinsam geht. Es gibt immer wieder Momente, wo es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Man geht zusammen durch dick und dünn“, erläuterte Bergmann.
Auch bei der Kieler Woche erlebte das Duo einen zwischenzeitlichen Rückschlag beim ersten Rennen am Montag. Zwar feierten sie einen großartigen Start-Ziel-Sieg, doch im Nachgang wurden sie aufgrund eines Fehlstarts disqualifiziert.
„Ärgerlich, aber es passiert. Wir waren aufgeregt und wollten unbedingt los“, hatte Wille den Vorfall kommentiert. Dennoch gab ihnen das Rennen Mut: „Wir sind schnell und das soll uns jetzt nicht den Tag verderben.“
Fokus auf die Olympiaqualifikation
Letztendlich zahlte sich diese positive Einstellung aus, indem Bergmann und Wille den Gesamtsieg errangen. Der Blick der Seglerinnen ist allerdings bereits nach vorne gerichtet.
Nach einem freien Tag geht es für das Duo nach Den Haag, wo im August auch die Weltmeisterschaften stattfinden. Vor der niederländischen Küste wird es auch um die ersten Nationenstartplätze für Olympia gehen.
Bergmann hatte das Ziel für die Spiele bereits vorgegeben: „Dabei zu sein wäre alles, um 2028 um die Medaillen zu kämpfen“. Dazu will das Nachwuchs-Duo den Kurs auf der Erfolgswelle beibehalten.