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Missbrauch: Kommission fordert "gläserne Schwimmhalle"

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Missbrauch: Kommission fordert "gläserne Schwimmhalle"

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Missbrauch: Kommission fordert "gläserne Schwimmhalle"

Das Gremium zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe im Schwimmen sieht beim DSV weiteren Handlungsbedarf.
Kommission fordert mehr Transparenz in der Schwimmhalle
Kommission fordert mehr Transparenz in der Schwimmhalle
© IMAGO/SID/J
Das Gremium zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe im Schwimmen sieht beim DSV weiteren Handlungsbedarf.

Die Kommission zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe im Zuge des Skandals um den früheren Wasserspringer Jan Hempel hat vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) weitere Anstrengungen und eine „gläserne Schwimmhalle“ gefordert. Das unabhängige Expertengremium hatte im Auftrag des DSV Fälle von sexualisierter Gewalt, die in der ARD-Dokumentation „Missbraucht“ aufgezeigt wurden, analysiert. Dabei kamen die Kommissionsmitglieder Bettina Rulofs, Fabienne Bartsch, Caroline Bechtel und Martin Nolte zu dem Schluss, dass der DSV zwar in den letzten Jahren Fortschritte in Bezug auf Sensibilisierung, Intervention und Prävention erzielt habe, es aber weiteren Handlungsbedarf gebe.

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"Es ist ein alarmierendes Ergebnis, dass der Schwimmsport in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatte, Sexualstraftäter*innen konsequent auszuschließen", sagte DSV-Vorstandsmitglied Wolfgang Rupieper. Die zentrale Erkenntnis sei die "Notwendigkeit einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Sexualstraftäter*innen im Schwimmsport", schrieb der DSV.

Zu den Empfehlungen gehört das Modell einer "gläsernen Schwimmhalle", das im Trainingsbetrieb mit "Transparenz, kollegialer Teamarbeit und Supervision" sicherstellen soll, dass Trainer und Trainerinnen möglichst nicht allein und abgeschottet mit ihren Schützlingen arbeiten. Zudem solle der Verband neben einer DSV-internen Ansprechperson unabhängige Stellen installieren oder vorhandene bei SafeSport und Athleten Deutschland nutzen.

"Die Strukturen in manchen untersuchten Fällen luden Personen mit Tatabsichten dazu ein, Machtmissbrauch zu begehen, ohne entdeckt zu werden", erläuterte Rulofs: "Wir empfehlen dem DSV dringend, sich selbstkritisch zu hinterfragen, an welchen Trainingsstützpunkten und in welchen Vereinen solche gewaltförderlichen Strukturen noch immer fortwähren und die Unversehrtheit sowie das Wohlergehen der Athlet*innen zweifelsfrei nach vorne zu stellen."

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Zudem müssten Satzung und Regelungen angepasst werden. "Wer Sexualstraftaten begangen hat, hat keinen Platz im Schwimmsport. Unser Ziel ist es, bis Ende 2025 die notwendigen Änderungen in den Regelwerken vorzunehmen", kündigte DSV-Präsident David Profit an und betonte die Bedeutung eines einheitlichen und klaren Schutzkonzepts, um das Vertrauen und die Sicherheit für alle Beteiligten wiederherzustellen: "Wir erleben eine große Verunsicherung bei Trainer*innen, Aktiven und Vereinsvorständen. Ein gemeinsamer Konsens im gesamten Schwimmsport ist entscheidend, um die notwendige Sicherheit zu gewährleisten."

Die Kommission hatte in 18 Monaten 27 vertrauliche Einzelinterviews geführt und mehr als 350 Seiten Dokumentation aus dem DSV-Archiv ausgewertet. Hempel hatte 2022 in der ARD-Doku "Missbraucht" seinem mittlerweile verstorbenen Trainer jahrelangen sexuellen Missbrauch vorgeworfen und später eine Millionenklage angekündigt. Der Verband einigte sich vor einem Jahr mit dem viermaligen Europameister und Olympiazweiten von 1996 auf Entschädigungszahlungen. Zudem waren weitere Fälle aufgedeckt worden.