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Legendäres Comeback einer Weltsportlerin - als Franziska van Almsick bei der Heim-EM 2002 in Berlin aufdrehte

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Legendäres Comeback einer Weltsportlerin - als Franziska van Almsick bei der Heim-EM 2002 in Berlin aufdrehte

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Das einst furiose Comeback einer Ikone

Nach einem fulminanten Start ihrer Schwimmkarriere ist Franziska van Almsick 2002 am Tiefpunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Ausgerechnet die Heim-EM bringt die große Wende - und van Almsick schwimmt sich endgültig in die deutschen Herzen.
Franziska van Almsick bei ihrem EM-Triumph 2002
Franziska van Almsick bei ihrem EM-Triumph 2002
© IMAGO/Schreyer
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen
Nach einem fulminanten Start ihrer Schwimmkarriere ist Franziska van Almsick 2002 am Tiefpunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Ausgerechnet die Heim-EM bringt die große Wende - und van Almsick schwimmt sich endgültig in die deutschen Herzen.

Vor der Schwimm-EM in Berlin 2002 blickte Franziska van Almsick auf sieben Jahre zurück, die von Misserfolgen und Rückschlägen durchzogen waren. Doch dann gelang der damals 24-Jährigen ausgerechnet bei der Heim-EM in Berlin ein unglaubliches Comeback.

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Am 3. August 2002 - heute vor 21 Jahren - brach sie vor 4.500 frenetischen Zuschauern mit einer Zeit von 1:56,64 Minuten ihren eigenen Weltrekord über 200 m Freistil.

Der Berlinerin fiel dabei eine tonnenschwere Last von den Schultern: „Mir war den ganzen Tag schlecht und schwindelig, ich hatte Kopfschmerzen. Jeder hat vom Weltrekord gesprochen, jeder hat ihn erwartet“, sagte van Almsick danach mit Tränen in den Augen: „Ich hätte mich am liebsten aus der Halle gestohlen.“

Der Sieg mit Weltrekord war bereits ihr viertes Gold in Berlin - und die Franzi-Mania längst entfacht. Tickets wurden auf dem Schwarzmarkt zu deutlich überhöhten Preisen vertickt, was bei Schwimm-Europameisterschaften sonst kaum zur Tagesordnung gehörte.

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Auch van Almsick, die sich bei der EM endgültig in die deutschen Herzen schwamm, zeigte sich vom Publikum beeindruckt: „So etwas habe ich in meiner zehnjährigen Karriere noch nicht erlebt.“

Van Almsick macht Heim-EM zu ihren Festspielen

Aber nicht nur in ihrer Paradedisziplin räumte van Almsick bei der Heim-EM 2002 ab: Auch in vier anderen Disziplinen krönte sie sich zur Europameisterin. Allein mit der deutschen Staffel gab es dreimal Gold, das zweite Einzel-Gold sicherte sich van Almsick über 100 m Freistil.

Der Spiegel schrieb anschließend sogar vom „Comeback des Jahres“.

Franziska van Almsick und Sven Hannawald wurden zu den Sportlern des Jahres 2002 gewählt
Franziska van Almsick und Sven Hannawald wurden zu den Sportlern des Jahres 2002 gewählt

Denn zuvor war sie von vielen bereits abgeschrieben worden. Ein Motorradunfall und ein Bandscheibenvorfall hatten van Almsick aus der Bahn geworfen, die Olympischen Spiele in Sydney endeten ohne die Teilnahme an einem Einzelfinale, da half auch Bronze in der Staffel wenig.

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Hohn und Spott waren die Folge. Die Berliner Boulevardzeitung B.Z. ging dabei zu weit und titelte sogar „Franzi van Speck - als Molch holt man kein Gold“, was tausende wütende Proteste von Lesern zur Folge hatte.

Doch auch wenn sich hier im Ton vergriffen worden war, schien das Karriereende von van Almsick zu diesem Zeitpunkt nicht allzu fern.

Der Druck auf van Almsick ist immens hoch

Dabei war die internationale Schwimm-Karriere von van Almsick noch acht Jahre zuvor außergewöhnlich gestartet.

Nachdem sie bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona als 14-Jährige sensationell Silber gewonnen hatte, dominierte sie ein Jahr später die Europameisterschaften und gewann sechs Goldmedaillen. In dem Jahr stellte sie zudem drei Weltrekorde auf und wurde zur Weltsportlerin des Jahres ernannt.

Van Almsick wurde danach wie ein Popstar verehrt und kämpfte bereits bei der Weltmeisterschaft 1994 mit dem immensen Druck. Als Neunte schied sie auf ihrer Paradestrecke 200 m Freistil sogar im Halbfinale aus.

Doch da Landsfrau Dagmar Hase ihr den Startplatz überließ, durfte sie doch am Finale teilnehmen. Dort schwamm die gebürtige Ost-Berlinerin über 200 m Freistil nicht nur zu Gold, sondern stellte auch jenen Weltrekord auf, den sie erst 2002 erneut knacken sollte.

Gold bei Olympia bleibt van Almsick verwehrt

Mit 16 Jahren hatte sie sich dann bereits in der Weltspitze etabliert.

Bei den Olympischen Spielen 1996 galt die Schwimmerin dann als haushohe Favoritin, musste sich aber im Finale mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Der Druck wurde immer größer und „Franzi“ schaffte es immer seltener ihre Leistungen abzurufen.

Ein Abwärtstrend, der am 3. August 2002 eindrucksvoll gestoppt wurde. Van Almsick war wieder da und verzückte die deutschen Sportfans. Im selben Jahr wurde sie für diese Glanzleistung mit dem Bambi für das beste Comeback belohnt und zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt.

Ihre Bilanz bei Europameisterschaften beläuft sich am Ende ihrer Karriere auf stolze 18(!) Gold- und drei Silbermedaillen. Als eines der absoluten Highlights wird aber immer die Heim-EM 2002 in Berlin, wo van Almsicks ihre große sportliche Wiedergeburt feierte, in den Geschichtsbüchern stehen.