Hallo Rugby-Fans,
Deutsches Rugby auf dem Vormarsch
die deutsche Nationalmannschaft steht vor entscheidenden Wochen. Das Projekt WM-Qualifikation nimmt nun richtig Fahrt auf.
Wir stehen in der höchsten europäischen Spielklasse, in die man aufsteigen kann, der sogenannten European Championship. Darüber gibt es nur die Six Nations, doch dafür gibt es keine Qualifikation. Die Teams aus den Top-Nationen (England, Schottland, Wales, Irland, Frankreich, Italien) sind gesetzt und können weder auf- noch absteigen.
Letztes Jahr haben wir als erste Mannschaft seit über 30 Jahren den Aufstieg in diese höchste europäische Spielklasse geschafft hat, ohne direkt wieder abzusteigen. Wir haben uns dem Niveau von Spanien, Russland und Belgien langsam angenähert.
Im vergangenen Jahr haben wir uns nicht nur auf dem Platz verbessert, auch strukturell und organisatorisch ging es nach vorne. Zum Beispiel hatten wir die Möglichkeit, das Team auch außerhalb der Europameisterschaftsspiele für mehrere Wochen zusammen zu haben. Unser Fitness-Level hat sich dadurch verbessert. Das ganze Konstrukt wurde professionalisiert und hat die Mannschaft in allen Bereichen stärker werden lassen.
Dabei geholfen haben auch die Testspiele im vergangenen Jahr gegen Uruguay und Brasilien, bei denen wir enormes Selbstvertrauen tanken konnten. Außerdem konnten wir uns in der Weltrangliste verbessern, was wichtig war für die Setzlisten, zum Beispiel bei der WM-Qualifikation.
Außer Deutschland nehmen Rumänien, Georgien, Spanien, Russland und Belgien an der European Championship teil. Für die WM hat Europa nur einen direkten Startplatz, das heißt, das Siegerteam der European Championship fährt direkt zur Weltmeisterschaft 2019 in Japan. Das zweitplatzierte Team muss in mehreren Runden gegen Teams aus anderen Kontinenten spielen, wie in einer Relegation.
Unser Ziel, um weiter im WM-Rennen zu sein, muss mindestens Platz zwei in der European Championship sein. Georgien spielt außer Konkurrenz, da es bereits vorqualifiziert ist. Das heißt, wir müssen von den vier weiteren Gegnern drei hinter uns lassen.
Unser erster Gegner Rumänien (Samstag ab 13 Uhr im TV auf SPORT1, SPORT1+ und im LIVESTREAM) hat noch nie eine Weltmeisterschaft verpasst. Früher war das Land eine sehr große Rugby-Nation. Anfang der 2000er-Jahre hatten sie einen Durchhänger, von dem sie sich jedoch aktuell wieder erholt haben. Es ist eine sehr gute Mannschaft, die wir aber beim letzten Heimspiel schon am Rande einer Niederlage hatten.
Mit unserer Mannschaft können wir den Rumänen durchaus Kopfzerbrechen bereiten. Dadurch, dass neuerdings auch knappe Niederlagen mit Bonuspunkten belohnt werden, wollen wir auf jeden Fall nicht ohne Punkte aus dieser Partie gehen. Ein Sieg wird schwer, die Rumänen sind klarer Favorit für die European Championship. Doch wir wollen in dem Spiel zeigen, wie gut unsere Arbeit der vergangenen Jahre war.
Dabei können wir uns auf unsere Schlüsselspieler verlassen. Mit Damien Tussac, der Stammspieler in der ersten Liga Frankreichs ist, und Chris Hilsenbeck, der in der zweiten französischen Liga spielt, haben wir enorme Qualität in unserem Team. Auch Kapitän Sean Armstrong ist ein ganz starker Spieler. Allgemein sind einige Jungs dabei, die gehobenes internationales Niveau haben.
Drückt die Daumen!
Bis zum nächsten Mal,
Euer Manuel Wilhelm
Manuel Wilhelm (36) hat 46 Länderspiele für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft absolviert und ist mittlerweile Sportdirektor beim DRV. Mit der RG Heidelberg wurde er als Zweite-und Dritte-Reihe-Stürmer zweimal Deutscher Meister (2006, 2007), Pokalsieger (2004) sowie insgesamt siebenmal Deutscher Meister im olympischen 7er-Rugby. Daneben spielte er für den SC Neuenheim und CAU Valencia in Spanien. Bei SPORT1 begleitet er als Co-Kommentator die Spiele der Nationalmannschaft und beleuchtet in seiner Kolumne auf SPORT1.de das Rugby-Geschehen.