Der Große Preis von Baden, Deutschlands bedeutendstes Galopprennen neben dem klassischen Derby, endet im Tumult.
„In welch kranker Welt leben wir?“
Der Grund: Trainerin Sarah Steinberg hatte den Derbysieger und Mitfavoriten Fantastic Moon kurz vor dem Rennen am Sonntag zurückgezogen.
Steinberg: „In welch einer kranken Welt leben wir?“
Die Titelverteidigerin aus München, die im vergangenen Jahr als erste Frau das Rennen mit Mendocino gewonnen hatte, reagierte damit auf eine kurzfristige Bewässerung des Geläufs. Nun kommt es zu diversen Schuldzuweisungen.
„In welch einer kranken Welt leben wir, wenn ich mich rechtfertigen muss zum Wohle meiner Pferde zu entscheiden?“, schrieb Steinberg auf Facebook und postete - quasi zur Verteidigung - Fotos des deutlich aufgewühlten Geläufs.
Steinberg kann die Entscheidung, dass das Geläuf bewässert wurde, nicht nachvollziehen: „Eine Sprengung ist nach Rennordnung grundsätzlich am Tag zuvor nicht erlaubt. Lediglich mit einer Sondergenehmigung, zum Beispiel bei extremer Hitze und der Gefahr, dass die Bahn ‚Beton‘ wird. Diese Verhältnisse waren aber nicht gegeben, da wir die Tage zuvor weder starke Hitze, noch Trockenheit vorgefunden haben. Zudem haben wir nachts schon sehr viel Feuchtigkeit durch Nebel und Morgentau auf dem Geläuf. Die Bahn wäre am Sonntag in einem guten Zustand gewesen.“
Steinberg entschied sich letztlich dazu, ihr Pferd nicht am Rennen teilnehmen zu lassen. Neben der gesundheitlichen Gefahr dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass Fantastic Moon als ausgewiesener Spezialist für abgetrockneten Boden gilt. Durch die Bewässerung fielen folglich seine Gewinnchancen.
Baden Galopp reagierte ebenfalls auf die Vorkommnisse. „Wir haben die Bahn in Absprache mit der Rennleitung in der Nacht auf Sonntag ein wenig beregnet, weil die Oberfläche am Samstag nach dem letzten Rennen schon sehr abgetrocknet war“, begründete der geschäftsführende Gesellschafter Stephan Buchner gegenüber galopponline die Maßnahme.
Weiter begründete Buchner: „Wir haben das im letzten Jahr genauso gehandhabt und damit gute Erfahrungen gemacht. Dennoch werden wir das alles in den nächsten Tagen noch einmal genau analysieren.“
Wett-Experten schauen in die Röhre
Auch die Wett-Experten dürften die Geschehnisse nicht gerade erfreut aufgenommen haben. Denn je nach Bodenbeschaffenheit vergrößern oder verschlechtern sich die Chancen der Pferde. Die Bewässerung der Bahn wurde jedoch nicht bekannt gegeben, die Wett-Spieler im Unklaren gelassen.
Das Rennen gewann nach einem packenden Finish übrigens der französische Gast Zagrey vor Mr Hollywood. Der deutsche Schützling von Trainer Henk Grewe musste sich wie im Derby mit Platz zwei begnügen. In Hamburg wurde er von Fantastic Moon bezwungen.
Ein Fingerzeig, dass der Derbygewinner auch am Sonntag eine große Siegchance gehabt hätte.