So viel Zeit muss sein: Nachdem der historische Coup perfekt war, gab es erstmal einen Kuss von ihrem Lebensgefährten.
Diese Frau schreibt Geschichte!
Sarah Steinberg hat auf der Rennbahn in Hamburg-Horn Turfgeschichte geschrieben!
Als erste Trainerin gewann die 35-Jährige das deutsche Galopp-Derby.
Überlegen gewann der dreijährige Hengst Fantastic Moon den Klassiker für drei Jahre alten Pferde. Im Sattel: Jockey Rene Pichulek – Steinbergs Lebensgefährte.
Erste Austragung 1869: Noch nie war eine Frau bislang in der Siegerliste
„Ich bin überglücklich. Es hat perfekt geklappt“, sagte Steinberg: „Rene ist für mich in der Arbeit und auch privat Gold wert.“
Der gab das Kompliment zurück: „Sie steckt extrem viel Herzblut rein. Ich freue mich riesig. Ich hatte ein unglaubliches Rennen.“
Eine Frau in der Siegerliste fand man seit der ersten Austragung 1869 bislang vergebens – das hat Steinberg am Sonntag geändert - ein historisches Ereignis.
Steinberg und die Pferde – das war von klein auf eine innige Verbindung. Schon als Kind war sie auf den familieneigenen Pferden beim Westernreiten aktiv. Mit 17 begann sie eine Lehre als Rennreitern, zwei Siege im Sattel stehen zu Buche.
Doch Steinberg merkte schnell, dass sie sich lieber als Trainerin verwirklichen wollte. 2012 machte sie den Abschluss als Pferdewirtschaftsmeisterin, sammelte Erfahrungen bei Größen des Sports wie Markus Klug und Peter Schiergen.
2015 ernannte sie der Schlafsystem-Unternehmer Hans-Gerd Wernicke als Nachfolgerin von Wolfgang Figge für sein Rennpferde-Trainings-Center RTC in München Riem. Für Steinberg eine riesige Chance – die sie konsequent nutzte.
„Frauen sind tendenziell weicher“
Ihr erstes Gruppe-Rennen (vergleichbar mit der Champions League im Fußball) gewann sie 2016 mit der Stute Night Wish. In 200 Jahren deutschen Galoppsports hatten das zuvor nur zwei Trainerinnen geschafft - Erika Mäder und Andrea Bertram.
Steinberg eilte weiter von Erfolg zu Erfolg. 2020 gelangen ihr fünf Gruppe-Siege in einer Saison. Im Vorjahr folgte der Sieg im Großen Preis von Baden Baden – ebenfalls historisch.
Ein Sonderlob gab es im Anschluss von Besitzer Wernicke: „Sie ist menschlich erste Klasse, und sie ist als Trainerin erste Klasse.“
Warum sie als so erfolgreiche Frau eine Ausnahme im deutschen Galoppsport ist? Steinberg hat eine Theorie. „Man muss eine andere Härte mitbringen, Frauen sind tendenziell weicher, das könnte ein Problem im Training sein“, sagt Steinberg der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Man darf nicht auf Ponyhof machen. Man wird angenommen, aber die Erfolge müssen schon da sein.“
Frauen-Power in Hamburg
Steinbergs Markenzeichen ist, dass sie ihre Pferde selbst vor dem Rennen führt. Das habe mit Personalkosten zu tun, aber so lerne sie auch viel über das Pferd. Gewünschter Nebeneffekt: „Ich muss dadurch nicht so unter den Menschen sein, ich bin lieber am Pferd.“ So hielt sie es auch am Sonntag in Hamburg.
Das Derby in Hamburg war übrigens Frauen-Power pur! Weracruz, die einzige Stute im Feld, lief auf Platz drei. Sibylle Voigt, der einzige weibliche Jockey, steuerte das Pferd Winning Spirit auf Rang vier.
Für den historischen Moment sorgte aber Sarah Steinberg.