Neun Monate ist es her, da sorgte Sarah Steinberg für ein Novum.
Schreibt sie erneut Geschichte?
Als erste Trainerin gewann die 35-Jährige mit dem Pferd Mendocino den Großen Preis von Baden Baden, eines der wichtigsten Galopp-Rennen in Deutschland.
In einem packenden Finale ließ Mendocino unter anderem keinen geringeren als Torquator Tasso hinter sich, der im Jahr zuvor den Prix de l‘Arc de Triomphe in Paris gewonnen hatte – das wohl prestigeträchtigste Galopp-Rennen der Welt.
Steinberg wird Geschichte schreiben
Nun schickt sich Steinberg erneut an, Geschichte zu schreiben. Ihr Pferd Fantastic Moon gilt als Mitfavorit für das Deutsche Derby am ersten Juli-Sonntag in Hamburg-Horn. Eine Frau in der Siegerliste findet man seit der ersten Austragung 1869 nicht, das könnte Steinberg – wie schon in Baden Baden - ändern.
Steinberg und die Pferde – das war von klein auf eine innige Verbindung. Schon als Kind war sie auf den familieneigenen Pferden beim Westernreiten aktiv. Mit 17 begann sie eine Lehre als Rennreitern, zwei Siege im Sattel stehen zu Buche.
Doch Steinberg merkte schnell, dass sie sich lieber als Trainerin verwirklichen wollte. 2012 machte sie den Abschluss als Pferdewirtschaftsmeisterin, sammelte Erfahrungen bei Größen des Sports wie Markus Klug und Peter Schiergen.
2015 ernannte sie der Schlafsystem-Unternehmer Hans-Gerd Wernicke als Nachfolgerin von Wolfgang Figge für sein Rennpferde-Trainings-Center RTC in München Riem. Für Steinberg eine riesige Chance – die sie konsequent nutzte.
Steinberg: „Man darf nicht auf Ponyhof machen“
Ihr erstes Gruppe-Rennen (vergleichbar mit der Champions League im Fußball) gewann sie 2016 mit der Stute Night Wish. In 200 Jahren deutschen Galoppsports hatten das zuvor nur zwei Trainerinnen geschafft - Erika Mäder und Andrea Bertram.
Steinberg eilte weiter von Erfolg zu Erfolg. 2020 gelangen ihr fünf Gruppe-Siege in einer Saison. Im Vorjahr folgte der historische Triumph mit Mendocino in Baden Baden. Ein Sonderlob gab es im Anschluss von Besitzer Wernicke: „Sie ist menschlich erste Klasse, und sie ist als Trainerin erste Klasse.“
Warum sie als so erfolgreiche Frau eine Ausnahme im deutschen Galoppsport ist? Steinberg hat eine Theorie. „Man muss eine andere Härte mitbringen, Frauen sind tendenziell weicher, das könnte ein Problem im Training sein“, sagt Steinberg der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Man darf nicht auf Ponyhof machen. Man wird angenommen, aber die Erfolge müssen schon da sein.“
Steinbergs Markenzeichen ist, dass sie ihre Pferde selbst vor dem Rennen führt. Das habe mit Personalkosten zu tun, aber so lerne sie auch viel über das Pferd. Gewünschter Nebeneffekt: „Ich muss dadurch nicht so unter den Menschen sein, ich bin lieber am Pferd.“
Kuriose Situation um Lebensgefährte Rene Pichulek
So wird sie es auch am ersten Juli-Sonntag beim Derby in Hamburg halten. Im Sattel von Fantastic Moon, der gerade eines der wichtigsten Vorbereitungsrennen in Baden Baden gewann, wird dann übrigens ihr Lebensgefährte Rene Pichulek sitzen.
Es ist eine kuriose Situation: Pichulek ist Stalljockey bei Steinberg und darüber hinaus bei ihrem schärfsten Trainerrivalen Peter Schiergen. Jockey-Sharing sozusagen. Weil die Ritte auf Steinbergs Pferden für Pichulek Priorität haben, muss Schiergen für das Derby auf eine Alternative zurückgreifen - und die heißt Sibylle Vogt.
Die 28 Jahre alte Schweizerin könnte wiederum der erste weibliche Jockey werden, der das Derby gewinnt.
Ob Steinberg oder Vogt – es kann ein geschichtsträchtiges Rennen werden.