Der Renntag der Gestüte mit einem erlesenen Programm von elf Leistungsprüfungen bildete das große Saisonfinale am Sonntag auf der Galopprennbahn in Hannover. Zwei Grupperennen ragten heraus.
Wonderful Moon gewinnt wieder
Zurück auf der Siegerstraße war der diesjährige Derby-Favorit Wonderful Moon im Großen Preis der Besitzervereinigung (Gruppe III, 27.500 Euro, 2.000 m).
Der von Andrasch Starke gerittene und von Henk Grewe in Köln trainierte dreijährige Sea The Moon-Sohn aus der Zucht des Gestüts Görlsdorf erfüllte in den Farben des Stalles Wasserfreunde als 2:1-Favorit die hohen Erwartungen vollauf.
In großer Manier ging Wonderful Moon mit vier Längen Vorsprung von der Spitze aus von den sieben Gegnern weg und stand schon weit vor der Ziellinie als Gewinner fest. Der vierte Gruppe-Sieg des Klassehengstes war gleichzeitig beim neunten Start der fünfte Erfolg seiner Laufbahn. 16.000 Euro gab es als Siegprämie. 136.100 Euro beträgt nun seine Gewinnsumme. Nur im Derby, in dem er Fünfter wurde, war ihm die Distanz von 2.400 Metern zu weit geworden.
Stall Grafenbergs Dato gehörte in äußerer Spur stets dem Vordertreffen an und eroberte bei seiner besten Karriereleistung Platz zwei vor Enjoy The Moon, der an der Innenseite stets groß mitmischte. Itobo holte sich deutlicher zurück Platz vier vor dem aus guter Lage nicht weiterkommenden Sahib’s Joy, dem aus hinteren Regionen nie wegkommenden Wai Key Star, sowie den chancenlosen Walsingham und Sharoka.
Siegreiter Andrasch Starke sagte: "Ich bin so glücklich, dass Wonderful Moon wieder da ist. Er trug vor dem Derby so viele Lorbeeren, war aber im Sommer nicht das Pferd wie sonst. Wir haben immer an ihn geglaubt. Die Art und Weise, wie er nach Hause gecantert ist, war sehr stark. Mein Kompliment an das Team und den Trainer. Ich habe mit ihm gleich die Spitze übernommen. Mit gespitzten Ohren ist er immer weiter galoppiert. Im Schlussbogen gab es Druck, aber er hat sofort reagiert. Ich habe heute jederzeit eine Antwort von ihm bekommen. Er hat sich spielerisch leicht gelöst."
Außenseitersieg durch Lucky Lycra
Ein hochspannendes Duell bis zur Ziellinie prägte den Großen Preis der Mehl-Mülhens-Stiftung (Gruppe III, 27.500 Euro, 2.200 m). Nach einem riesigen Kampf verteidigte die in Frankreich von Francois Rohaut für Katar-Scheich Al Thani (Al Shaqab Racing) vorbereitete vierjährige Stute Lucky Lycra mit Jockey Thomas Trullier als 22,8:1-Außenseiterin einen hauchdünnen Vorteil gegen die immer näher kommende Favoritin Sunny Queen.
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Trotz einer Pause seit Juli präsentierte sich die Olympic Glory-Tochter Lucky Lycra, die beim zwölften Start ihr drittes Rennen gewann, in absoluter Höchstform und schaffte ihr Karriere-Highlight. Dass die 16.000 Euro Siegbörse nach Frankreich gehen würden, ist zu einem großen Teil ihrem Reiter Thomas Trullier zu verdanken, der sofort die Spitze übernommen hatte und es verstand, die Lady immer wieder neu zu motivieren.
"Das war ein Rennen mit sehr vielen guten Stuten, aber es ging für uns alles glatt", bilanzierte Thomas Trullier. "Ich war mir im Ziel sicher, dass ich mit Lucky Lycra gewonnen hatte."
Belcarra mit viel Selbstvertrauen
In einem packenden Finale klang das Sea The Moon-Rennen (Listenrennen, 12.500 Euro, 1.400 m) für zweijährige Stuten aus. Ulrich Zerraths Belcarra (7,7:1) aus dem Stall von Markus Klug, die bei ihrem Debüt hier Anfang des Monats schon sehr gut gelaufen war, schaffte mit einem großen Speedwirbel unter Maxim Pecheur noch die Wende und ihren ersten Karrieretreffer.
Lange schien Libre, Belcarras Bezwingerin vom 4. Oktober, ihrer Favoritenrolle gerecht werden zu können. An der Spitze wurde sie auf der Zielgeraden ganz nach außen beordert, wo sie lange beschleunigte, doch das dürfte etwas Kraft gekostet haben, und auf den letzten Metern ging es nicht mehr weiter. Sie musste mit Platz vier vorlieb nehmen. Belcarra hatte schließlich den stärksten Drive vor der ebenfalls heranfliegenden Außenseiterin Nottingham, die nach Spurwechsel mächtig aufdrehte, und Dibujaba, die innen stets gefährlich wirkte.
Murzabayevs vierter Coup mit Majestic Colt
Im Großen Preis der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Listenrennen, 12.500 Euro, 1.400 m) wartete der in Überform agierende Bauyrzhan Murzabayev mit seinem vierten Tagessieg auf. Auf dem von Andreas Wöhler für Jaber Abdullah aus Dubai trainierten 2:1-Favoriten Majestic Colt bewies der Champion erneut seine ganze Klasse und bescherte dem fünfjährigen Clodovil-Sohn den vierten Listen-Treffer und siebten Sieg seiner Laufbahn.
Ganz außen überlief Majestic Colt noch den nie nachlassenden Außenseiter Sugar Daddy und die im Schlussbogen nach vorne beorderte Desobeissance, die am Toto ebenfalls kaum beachtet worden und einen sehr guten Einstand für Trainer Henk Grewe gab. Von den stärker gewetteten Song of Life und Light Blush ging bald keine Gefahr mehr aus.
Bauyrzhan Murzabayevs erstes Statement: „Majestic Colt ist eines meiner Lieblingspferde, ein Profi und Riesenkämpfer.“
Das erlebt man auch nicht alle Tage - eine Siegquote von 17,7:1 auf ein Pferd aus dem Erfolgsstall von Peter Schiergen. Doch die zweijährige Stute Turandot präsentierte sich in einem 1.750 Meter-Rennen gegenüber ihren bisherigen beiden Auftritten deutlich gefördert und dominierte mit Wladimir Panov Start-Ziel vor Atyllus und Wonderful Starlet. Die Nennung für den Henkel – Preis der Diana scheint ihre volle Berechtigung zu haben. „Die Stute besaß schon Erfahrung und hat das heute wie ein Profi gemacht. Ich sollte sie ungestört galoppieren lassen“, berichtete Panov.
Sea Shepherd in großem Stil
Bei ihrem Debüt in Iffezheim war Sea Spepherd als Favoritin Vierte geworden, doch die Sea The Stars-Tochter, die Jean-Pierre Dubois als Jährling für 190.000 Euro bei der BBAG-Auktion vom Gestüt Wittekindshof erworben hatte, steigerte sich nun enorm. In einem 1.600 Meter-Rennen löste sich die von Andreas Wöhler trainierte Stute als 3,6:1-Chance noch klar von der Konkurrenz.
Das Münchener Auktionsrennen könnte das nächste Ziel sein für die ebenfalls in der Diana 2021 genannte zweijährige Pferdedame. „Wir hatten ein ideales Rennen. Vorne war es etwas unruhig, daher bin ich nicht gleich mitgegangen. Sie hat das toll gelöst“, sagte Jockey Bauyrzhan Murzabayev. Starke Endgeschwindigkeit entwickelte Sophie Katharina als Zweite vor Sejana.
Beim dritten Versuch der erste Treffer – das war die Losung bei UNIA Racings Groupie (6,4:1), die für die Mülheimer Trainerin Yasmin Almenräder mit Jockey Bauyrzhan Murzabayev Tayfun und Magical Lips in Schach hielt.