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Tour-de-France-Enthüllung sorgt für Wirbel: "Da ist nichts Verdächtiges dran"

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Tour-de-France-Enthüllung sorgt für Wirbel: "Da ist nichts Verdächtiges dran"

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Wirbel um Tour-Enthüllung

Die Teams von Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard offenbaren, bei der Tour-Vorbereitung auf ein teures Höhentrainings-Tool gesetzt zu haben. Weil die Methodik theoretisch einen Doping-Effekt haben kann, entbrennt eine Debatte. Neben den Stars wiegelt allerdings auch ein Experte ab.
Tadej Pogacar ist der große Favorit auf den Sieg bei der Tour de France. Der amtierende Champion Jonas Vingegaard hat sich nach einem schweren Sturz Anfang des Jahres fit gemeldet.
Die Teams von Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard offenbaren, bei der Tour-Vorbereitung auf ein teures Höhentrainings-Tool gesetzt zu haben. Weil die Methodik theoretisch einen Doping-Effekt haben kann, entbrennt eine Debatte. Neben den Stars wiegelt allerdings auch ein Experte ab.

Bei den Top-Teams der Tour de France ist ein teures Utensil im Einsatz, das für Gesprächsstoff sorgt.

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Drei große Rennställe - unter ihnen die von Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard - haben auf Nachfrage öffentlich gemacht, dass sie einen so genannten Kohlenmonoxid-Rebreather zur Leistungsdiagnostik ihrer Fahrer benutzen. Die Enthüllung hat eine Debatte entfacht, denn das hochentwickelte Gerät kann theoretisch auch für eine Form von - Stand jetzt - legaler Leistungssteigerung verwendet werden.

Pogacars und Vingegaards Team setzen auf Rebreather

Das junge englischsprachige Radsport-Portal Escape Collective hatte bereits vor einigen Tagen berichtet, dass die Teams von Pogacar (UAE Emirates) und Vingegaard (Visma Lease a Bike, ehemals Jumbo Visma) auf den Rebreather setzen, wie auch das Team Israel Premier Tech, für das unter anderem auch Pascal Ackermann fährt.

Das rund 50.000 Euro teure Gerät werde rein zum Zweck der Leistungsdiagnostik benutzt, versichern die drei Teams einhellig. Am ausführlichsten äußerte sich Mathieu Heijboer, der „Head of Performance“ von Visma: Man arbeite bereits seit „einigen Jahren“ mit dem norwegischen Universitätsprofessor Bent Ronnestad zusammen, es gehe um „Messungen zu Beginn und am Ende von Höhentrainingslagern“. Vingegaard selbst hat im Gespräch mit der dänischen Zeitung Politiken mittlerweile bekräftigt: „Da ist nichts Verdächtiges dran.“

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Pogacar wiederum erzählte bei der Pressekonferenz nach der Dienstagsetappe freimütig, über das Thema nicht im Bilde zu sein: „Ich habe das gehört und an Autoauspuff gedacht. Ich weiß nichts darüber und kann es nicht kommentieren. Ich bin vielleicht einfach ungebildet.“

Teures Utensil hat zwei Effekte

Der Rebreather - im Prinzip ein Kreislaufatemgerät, wie es auch von Tauchern und Feuerwehrleuten verwendet wird - dient dazu, dem Körper eine bestimmte, geringe Menge von Kohlenmonoxid zuzuführen. Die Methode ermöglicht die präzise Messung und Analyse bestimmter Blutwerte, die Aufschluss etwa über den individuellen Wirkungsgrad von Höhentrainingseinheiten gibt. Kohlenmonoxid hilft vor allem bei der Bestimmung des Hämoglobinwerts, eine wichtiger Ausdauer-Messgröße.

Die Problematik, auf die Escape Collective allerdings hinweist: Die Zufuhr von Kohlenmonoxid hat für einen gewissen Zeitraum einen ähnlichen Effekt wie Höhentraining, weil es eine künstlich erzeugte Hypoxie (Sauerstoffunterversorgung) zur Folge hat.

Die Arbeit mit dem Rebreather kann theoretisch also eine Art von Blutdoping zweckentfremdet werden, die dem Geist der Anti-Doping-Regeln der WADA widerspricht, die jede Art von künstlicher Blutmanipulation verbietet.

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Kohlenmonoxid als Doping-Mittel? Experte relativiert

Der Bericht hat in der Radsport-Community einigen Staub aufgewirbelt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Idee mit Kohlenmonoxid zu dopen - bekanntermaßen eine giftige und in höherer Dosis tödliche Verbindung aus Kohlen- und Wasserstoff - gefährlich und beunruhigend anmutet. Ob das Thema aber tatsächlich praktische Relevanz hat, ist eine andere Frage.

Raphael Faiss, Doping-Experte an der Universität von Lausanne, glaubt nicht daran. Der leistungssteigernde Effekt bei einer Kohlenmonoxid-Zufuhr sei zwar vorhanden, aber nur bedingt von Nutzen, weil er von anderen, leistungsmindernden Effekten geschmälert werde, sagt er in einem Interview mit der französischen Zeitung Libération.

Der Positiveffekt halte außerdem nur einige Stunden an und bringe im Vergleich zu anderen, einfacheren und legalen Methoden nicht viel: „Um die Höhe zu simulieren, ist es viel effektiver, sich mit speziellen Kammern oder Masken in eine hypoxische Situation zu begeben.“

Für Faiss ist die Arbeit mit dem Kohlenmonoxid-Rebreather deshalb „keine schockierende Enthüllung“, sie sei „weit entfernt“ davon, für Doping-Zwecke zu taugen.