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Tour de France 2024: Der leise Tour-Abschied eines Hochgelobten

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Tour de France 2024: Der leise Tour-Abschied eines Hochgelobten

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Leiser Abschied eines Hochgelobten

Simon Geschke beendet seine allerletzte Tour de France. Der 38-Jährige steuert auf sein Karriereende zu – und freut sich schon auf eine andere Aufgabe. Legendären Episoden bleiben.
Mit dem sechsten Etappensieg zum dritten Toursieg: Tadej Pogacar krönt beim Finale in Nizza überragende drei Wochen.
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Simon Geschke beendet seine allerletzte Tour de France. Der 38-Jährige steuert auf sein Karriereende zu – und freut sich schon auf eine andere Aufgabe. Legendären Episoden bleiben.

Der 21. Juli 2024 markiert das Ende einer deutschen Radsport-Geschichte in Frankreich. Simon Geschke fuhr beim Zeitfahren nach Nizza seine allerletzte Etappe der Tour de France in seinem Leben. Vorbei, Ende - zumindest bei der Tour. Die Karriere beendet der 38-Jährige erst mit Jahresschluss.

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„Ich habe heute Morgen nachgerechnet, es war meine 248. Tour-Etappe – und joa, reicht dann jetzt auch langsam“, sagte Geschke der Sportschau bereits am Samstag nach seiner vorletzten Teilstrecke in einem Mix aus Wehmut und Erleichterung.

Was definitiv bleiben wird, sind die Höhen und Tiefen von knapp 10.000 Rennkilometern durch die Pyrenäen und Alpen. Und einige Episoden rund um den Mann mit dem auffälligsten Bart des Fahrerfeldes.

Geschke: „Hier hat man eigentlich nichts verloren“

Im Jahr 2009 feierte Geschke sein Debüt bei der legendären Frankreich-Rundfahrt. Zwar sei er damals stolz gewesen, wie der gebürtige Ost-Berliner später in einem Interview erzählte, er hätte aber sehr schnell gemerkt, welch absurdes Niveau gefahren werde: „Es war sehr schön, aber auch sehr ernüchternd zu merken: Okay, hier hat man eigentlich gar nichts verloren.“

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Ganze sechs Jahre musste Geschke dann auf den vorläufigen Karriere-Höhepunkt warten. In der Zwischenzeit hatte er zwar beim Critérium International mit einem Etappensieg seinen ersten internationalen Eliteerfolg geholt, mehr aber auch nicht. Bis er 2015 wieder zur Tour nach Frankreich kam – und explodierte.

Geschke erfüllte sich den Traum, den so viele junge Radsportler durchleben: einen Etappensieg bei der Tour de France. „Es ist der Moment meiner Karriere, der alles andere in den Schatten stellt. Unvergesslich. Für diesen einen Tag hat sich alles gelohnt, was ich bis dahin gemacht habe“, freute sich Geschke.

Etappensieger bei der Tour

Der damals 29-Jährige kletterte mit einem sagenhaften Solo über das Dach der Tour, den schwersten Alpen-Anstieg und kämpfte sich nach insgesamt 161 km in Pra Loup zum größten Erfolg seiner Karriere.

„Das ist ein unwirklicher Moment. Ich habe noch nicht so viel gewonnen in meiner Laufbahn“, sagte Geschke in der ARD mit zittriger Stimme und Tränen in den Augen: „Ich habe es mit der Brechstange probiert, ich hatte keine Lust, nochmal Vierter oder Fünfter zu werden.“

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Vierter oder Fünfter wurde Geschke auch bei seiner zweiten ganz großen Tour-Episode nicht. Sondern unglücklicher Zweiter – und das maximal bitter.

Von Vingegaard geschlagen

Denn bei der Rundfahrt 2022, es war Geschkes zehnte, konnte er sich lange im Bergtrikot behaupten. Immer wieder streifte sich Geschke das begehrte weiße Trikot mit den roten Punkten über. Bis zu letzten Bergetappe, als Jonas Vingegaard zuschlug.

Der Däne, der sich in diesem Jahr Tadej Pogacar geschlagen geben musste, luchste Geschke das Trikot noch ab. Auf der letzten Bergetappe.

Zwar gewann Geschke in diesem Jahr die Auszeichnung zu Berlins Sportler des Jahres, gar zum gesamtdeutschen Radsportler des Jahres – über das eigene Ärgernis konnten die Auszeichnungen dennoch nicht hinweg tünchen.

Tour de France: „Hätte ich mir ein Denkmal setzen könne“

„Da hätte ich mir persönlich ein Denkmal setzen können. Das wäre fast noch höher einzuordnen gewesen als der Etappensieg. Der passiert an einem Tag. Aber das Bergtrikot, dafür musste ich fast zwei Wochen arbeiten. Das ist ja fast wie auf Gesamtwertung fahren“, bemitleidete sich Geschke selbst, die Enttäuschung trug er offen nach außen: „Von daher ist es immer noch eine ganz bittere Pille. Die Chance kommt nie wieder.“

Und tatsächlich: Diese Chance kam nie wieder. Bei der Tour 2023 blieben Szene im Gedächtnis als sich Geschke kurz vor dem Zeitlimit der 17. Etappe auf den Flugplatz von Courchevel quälte, im Ziel mit Schüttelfrost zu kämpfen hatte – und nur einen Tag später aufgeben musste.

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2024 konnte er seine zwölfte und letzte Rundfahrt beenden. Zwar nicht standesgemäß im Arm seiner Teamkollegen auf der Champs-Élysées, aber dafür kam er am Sonntag als bester Deutscher auf Platz 62 in Nizza ins Ziel.

„Irgendwann muss die letzte Etappe kommen“

Geschke selbst kann seine abflauende Leistung übrigens inzwischen mit Humor nehmen: „Vor neun Jahren habe ich mich besser gefühlt als jetzt in der dritten Woche.“

„Irgendwann muss die letzte Etappe kommen“, sagte Geschke schon am Samstag, „man zählt die Tage, bis man wieder zu Hause ist.“ Denn mit dem Karriereende nach der Saison steht auch ein neuer Lebensabschnitt im privaten Umfeld an: Geschke wird – wohl im November – erstmals Vater.

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Eine neue Herausforderung. „Das ist sehr gutes Timing, weil ich im Winter nicht mehr trainieren muss. Das wird die nächste große Aufgabe für mich. Da freue ich mich sehr drauf“, sagte Geschke zuletzt.

Am Sonntag aber durfte er sich erst einmal stolz über die Zielankunft freuen. Über die 249., um genau zu sein. Als finale Amtshandlung im Rahmen der Tour de France rührte Geschke einen Fan zu Tränen, als er diesem nach dem Rennen seine letzte Startnummer, die 144, schenkte.