Das ist direkt die erste Überraschung bei der 111. Ausgabe der Tour de France! Auf der ersten Etappe von Florenz nach Rimini hat der französische Star Romain Bardet alle überrascht und als Ausreißer seinen Vorsprung in einem Krimi ganz knapp über die Ziellinie gebracht.
Tour de France beginnt mit Überraschung
Der Fahrer vom Team dsm-firmenich PostNL riss auf dem schweren ersten Abschnitt der Rundfahrt früh aus und fuhr gemeinsam mit seinem Teamkollegen Frank van den Broek vorweg. Rund 15 Kilometer vor dem Ziel hatten sie noch ein Polster von 2:00 Minuten.
Bardet überrascht die Favoriten
Doch dann machte das Peloton ernst und verringerte den Rückstand immer weiter. Kurz vor dem Ziel sah es fast so aus als würde das Duo noch gestellt werden.
Doch es reichte um wenige Meter. So sicherte sich Bardet, ein Kandidat für die Top Ten der Tour, den Erfolg und sicherte sich damit auch das Gelbe Trikot. „Die Zielgerade war so lang und ich konnte das Feld sehen. Ich habe den Kopf runtergenommen und die letzte Energie aus meinen Beinen gepresst. Vielleicht werde ich in ein paar Stunden realisieren, was ich da gerade gemacht habe. Jetzt ist es einfach unglaublich“, sagte van den Broek bei Eurosport.
Für Bardet, zu dessen Team auch der deutscher Etappenjäger John Degenkolb gehört, war es der vierte Tagessieg beim wichtigsten Radrennen der Welt, das Maillot jaune hatte der Gesamtzweite von 2016 noch nie getragen. „Wahnsinn! Ich bin hin und weg. Ich habe jetzt Gänsehaut und hatte es auch vorhin. Ich glaube, ich war noch nie so emotional für einen Sieg, den ich nicht selbst eingefahren habe“, jubelte Degenkolb bei der ARD.
Die Topfavoriten wie Tadej Pogacar, Primoz Roglic oder Jonas Vingegaard sind auf der Fahrt über den Fluss Rubikon noch kein übertriebenes Risiko eingegangen und fuhren alle fünf Sekunden später mit dem Hauptfeld ins Ziel. Die Stars hielten sich noch sehr zurück.
Großes Drama gab es derweil um eine Legende. Mark Cavendish träumt bei seiner letzten Tour de France davon, Geschichte zu schreiben. Ein Etappensieg fehlt dem Briten, um mit 35. Siegen auf der Tour alleiniger Rekordhalter zu werden - bisher teilt er sich die Bestmarke mit Eddy Merckx. Doch schon früh ließ die Legende abreißen und fuhr dem Feld mit einem Rückstand von mehr als 30 Minuten hinterher.
Vingegaard weint vor dem Start
Der dänische Titelverteidiger Vingegaard zeigte noch keine Schwäche: Nach seinem schweren Sturz mit einigen Knochenbrüchen bei der Baskenland-Rundfahrt im April hatte es der Champion von 2022 und 2023 nur mit Mühe zur Tour geschafft - und zeigte sich vor dem Start am Samstagmittag sehr angefasst.
„Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagte der 27-Jährige mit Tränen in die Augen, bevor er zum Start rollte. Was Vingegaard wirklich drauf hat, werden die ersten schweren Alpenetappen der kommenden Woche zeigen.
„Jonas kann nicht auf demselben Niveau der vergangenen zwei Jahre sein“, vermutete sein Sportlicher Leiter Grischa Niermann im FAZ-Interview. Auch Pogacar - der Sieger von 2020 und 2021 war kurz vor der Tour an Corona erkrankt - legte noch nicht seine Karten auf dem Tisch. Zumindest aber hinterließ sein UAE-Team um den Kölner Nils Politt einen ganz starken Eindruck.
Um 12.00 Uhr hatten sich in Florenz 176 Profis aus 22 Teams auf den 3498 km langen und gut dreiwöchigen Weg nach Nizza gemacht, wo die Tour am 21. Juli enden wird. Bei 35 Grad und mehr in der Anfangsphase schaffte es keiner der acht deutschen Fahrer in die Ausreißergruppe, die sich nach heftigem Ringen bildete und einen stattlichen Vorsprung herausfuhr.
Die Teams der großen Favoriten hielten sich auch angesichts der Bedingungen lange zurück. Gerade von Pogacars UAE-Mannschaft war erwartet worden, das Rennen schnell zu machen - um eben Vingegaards Leistungsfähigkeit auszuloten. Darauf verzichtete UAE dann aber - in der entscheidenden Phase, die am berühmten Rubikon-Fluss begann, belauerten sich beide nur.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)