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Tour de France: So wurde der Verlierer des großen Duells "gebrochen"

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Tour de France: So wurde der Verlierer des großen Duells "gebrochen"

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So wurde Pogacar gebrochen

Vingegaard-Boss Richard Plugge führt aus, wie sein Team Jumbo Visma den Rivalen Tadej Pogacar in den sportlichen Zusammenbruch trieb - und reagiert nochmals auf Doping-Argwohn.
Eine Zuschauermenge außer Rand und Band, Bengalos  - und mittendrin ein feiernder Radprofi! Der Franzose Benoit Cosnefroy springt während der Tour-de-France-Etappe am Samstag vom Rad und sorgt für verrückte Party-Bilder
Vingegaard-Boss Richard Plugge führt aus, wie sein Team Jumbo Visma den Rivalen Tadej Pogacar in den sportlichen Zusammenbruch trieb - und reagiert nochmals auf Doping-Argwohn.

Jonas Vingegaard steht am heutigen Sonntag vor seinem zweiten Gesamtsieg bei der Tour de France 2023 - und die Art und Weise, wie er seinen großen Rivalen Tadej Pogacar am Ende deklassiert hat, sorgt für anhaltendes Staunen.

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Der dänische Titelverteidiger nahm dem zweimaligen Champion aus Slowenien im Zeitfahren satte 1:38 Minuten ab. Auf der Königsetappe nach Courchevel fuhr er dem demoralisierten und nicht mehr 100 Prozent fit wirkenden Pogacar dann endgültig davon.

Die Frage, wie das vorher so einseitig gewordene Gigantenduell auf einen Schlag so einseitig werden konnte, beschäftigt seitdem Fans und Experten, auch die aufgrund der langen Skandalgeschichte des Radsports üblichen Doping-Verdächtigungen stehen im Raum.

Richard Plugge, Boss von Vingegaard Team Jumbo-Visma, bekräftigt nun seine Versicherung, dass sein Rennstall schlicht mit einem minutiösen Plan und viel Aufwand auf den Triumph hingearbeitet hat. Und bekommt auch Schützenhilfe von der Konkurrenz.

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„Man muss immer wieder sägen“

„Es ist ein Prozess von zweieinhalb Wochen, in dem wir, ich suche jetzt nach einem netteren Wort, Pogacar leiden lassen wollten“, sagt der Niederländer in einem vom Deutschlandfunk gesendeten Beitrag: „Und dann brach er zusammen.“

Der Niederländer führte aus: „Es ist, wie wenn etwas mit einer Säge schneidet. Man muss immer wieder sägen, und plötzlich hat man es geschafft. Genau das haben wir die letzten zweieinhalb Wochen gemacht. Und dann, wenn er bricht, kommen auch diese Abstände. Wenn man auf die Leistungsdaten schaut, dann sind sie über zweieinhalb Wochen konsistent für Jonas.“

Jumbo-Visma veröffentlicht die Leistungsdaten allerdings nicht.

Jumbo-Visma verweist auf hohen materiellen Aufwand

Nach Plugges Darstellung beruht die Überlegenheit des Rennstalls, der einst aus dem dopingbelasteten Team Rabobank hervorgegangen war, auf dem großen Maß an Aufwand, der auf allen Ebenen und in zahllosen Details betrieben werde.

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„Von 2015, 2016 an haben wir viel mehr Energie und Geld in Aerodynamik, Material, Ernährung und auch Schlaf gesteckt als viele andere Teams“, schildert Plugge, dessen Sportlicher Leiter der frühere deutsche Rabobank-Fahrer Grischa Niermann ist. Jumbo-Visma macht seit Jahren auch kein Geheimnis daraus, dass die legalen, aber umstrittenen Ketonpräparate Teil des Plans sind. Plugge erklärte In L‘Equipe soeben allerdings, dass Vingegaard persönlich Ketone ablehne (“Selbst ein Paracetamol nimmt er nicht gerne“).

Plugge schrieb in den vergangenen Tagen durch einen hässlich eskalierten Streit mit dem Team Groupama-FDJ Schlagzeilen, den er als beispielhaft für ein Team abkanzelte, das die Herausforderung Tour schlicht weniger professionell angegangen sei („Habe Fahrer große Biere trinken sehen“) - und dafür eine heftige Breitseite von seinem Widerpart Marc Madiot geerntet („Erbärmlich“ - „Was hat er zu verbergen?“).

Konkurrent sieht logische Erklärung

Mit anderen Teams ist das Verhältnis besser, so stellt sich in der Debatte um Vingegaards Irrsinns-Zeitfahrt auch der für den belgischen Rennstall Intermarche Circus Wanty aktive Trainingswissenschaftler Aike Visbeek auf seine Seite.

Während ein Kollege aus dem Team Groupama-FDJ mit dem vielsagenden Satz aufhorchen ließ, dass er sich die Diskrepanz zwischen Vingegaard und Pogacar nicht erklären könne, sieht Visbeek keine Veranlassung für verdächtigendes Raunen.

„Wenn man einen perfekten Zeitfahrkurs für Jonas Vingegaard zeichnen müsste, würde er aussehen wie der, den wir hatten“, sagt er: „Dann macht Pogacar noch den großen Fehler mit dem Radwechsel. Das kostet ihn 30 Sekunden. Vingegaard gewann schon 30 Sekunden in den Abfahrten und den Kurven. Das ist eine Minute.“

Die restlichen 30 Sekunden für Vingegaard ließen sich damit erklären, „dass ihm der Kurs mehr liegt. Wenn man also seine Mathematik macht und auf die Fakten schaut, dann ist da nichts, worüber man irgendwie spekulieren muss. Es ist einfach eine tolle Leistung.“

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Die Profile der Etappen der Tour de France 2023 zum Durchklicken:

Pogacars Boss erkennt Überlegenheit Vingegaards an

Auch Pogacars Boss Mauro Gianetti von Team UAE Emirates - dessen Ruf wegen vergangener Doping-Affären als Fahrer und Manager allerdings selbst belastet ist - stützt die Linie, dass Vingegaard schlicht der Bessere gewesen wäre.

„Tadej ist nicht auf seinem Niveau. Vingegaard hingegen ist auf seinem höchsten Niveau und erntet jetzt das, was er sich verdient hat“, sagt der Schweizer.

Pogacar war durch die Folgen eines Kahnbeinbruchs im Frühjahr gehandicapt, Herpes-Bläschen an seinem Mund erweckten in der letzten Tour-Woche auch den Eindruck, dass sein Immunsystem belastet war.

Gianettis Verweis auf Pogacars Probleme ist allerdings auch im Kontext dessen zu sehen, dass es Diskussionen gibt, ob sein Formaufbau nicht optimal war und ihm sein von Gianetti wegen unterschiedlicher Auffassungen nicht mehr beschäftigter Mentor Allan Peiper fehle.

„In diesem Sport wird es immer Fragen geben“

Vingegaard selbst hat die Diskussionen um ihn und sein Team mit wiederholen Versicherungen, sauber zu sein, beantwortet – aber auch mit Verständnis für die wegen der Skandal-Geschichte des Radsports bleibenden Fragen geäußert.

Boss Plugge hält es ähnlich. „In diesem Sport wird es immer Fragen geben, und das ist in Ordnung. Wir laufen nicht davor weg und sind bereit, alles zu beantworten“, sagte er soeben dem Telegraaf.

Man tue „sehr viel“, um Journalisten Zugang zu gewähren, sei zu jeder Zeit „offen für alle Fragen“. Auch Kamerateams von Amazon, Netflix und dem niederländischen ARD-Pendanr NOS seien „bei uns herzlich willkommen“.

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