Der Tour-Sieg von Jonas Vingegaard hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Schließlich zeigten er und sein Konkurrent Tadej Pogacar solch starke Leistung, die vorher nur in der dunklen Doping-Zeit des Sports erreicht worden waren. Selbst innerhalb der Szene stellen manche Fahrer und Teamverantwortliche offen diese Frage.
Erklärt dies seine Tour-Dominanz?
Der Däne und sein Team haben sich am Wochenende erneut zu dem Thema gemeldet und jegliche Zweifel als unbegründet bezeichnet. Und dabei auch ein spannendes neues Detail zu Vingegaards Sauberkeitsverständnis bekanntgegeben.
Tour-Sieger Vingegaard nimmt angeblich auch keine Ketone
Richard Plugge, Vingegaards niederländischer Boss beim Team Jumbo-Visma, hat in L‘Équipe erklärt, dass der 26-Jährige nicht nur illegales Doping ablehne, sondern auch einer legalen Leistungssteigerung nicht nachgehe.
„Er lehnt Ketone ab“, schildert Plugge: „Selbst ein Paracetamol nimmt er nicht gern.“ Das Bemerkenswerte daran: Jumbo-Visma gesteht den Gebrauch der Nahrungsergänzungsmittel - anders als andere Teams - offen ein und er wurde in den vergangenen Jahren oft als Teil der Erklärung für Vingegaards Aufstieg gesehen.
Künstliche Ketonpräparate, die den Kohlehydrathaushalt von Ausdauersportlern positiv beeinflussen sollen, sind im Radsport zum Trend geworden, aber sowohl innerhalb als auch außerhalb der Szene umstritten: Wie viel der Gebrauch im Vergleich zu konservativem Ernährungsmanagement wirklich bringt, ist Gegenstand von Debatten, zudem herrscht Unklarheit über die Langzeitfolgen.
Mit der Erklärung, dass Vingegaard von Ketonen absehe, wirkt auch dessen jüngster Anti-Doping-Schwur stimmiger: „Ich kann es mit der Hand auf dem Herzen sagen: Ich nehme nichts und ich werde nichts nehmen, was ich nicht meiner zweijährigen Tochter geben würde“, hatte Vingegaard jüngst erklärt.
Vingegaard lobt Pogacar: „Ohne ihn wäre es nicht so aufregend“
In der Marca ergänzte Vingegaard nun, er habe Verständnis für das Thema, „aber wir müssen auch einige Dinge betrachten, die sich im Radsport verändert haben“.
„Viele Dinge wie Ernährung, Training, Trainingslager in der Höhe, die Art und Weise, wie wir uns vorbereiten, haben sich geändert. All das macht einen großen Unterschied, und das ist der Grund, warum wir heute so schnell sind“, begründet er seine Leistungsexplosion.
Auch L´Équipe hat den 26-Jährigen mit der Doping-Frage konfrontiert. Nach einem anfänglichen Schnauben schildert er: „Es muss genetisch bedingt sein.“
Schließlich würden alle Fahrer dasselbe Training absolvieren und sich ebenfalls bestens vorbereiten. „Also muss es etwas sein, mit dem Tadej und ich geboren wurden. Und dann tun wir natürlich unser Bestes, um unser Potenzial auszuschöpfen“, meint der zweifache Tour-Sieger.
Dabei pflegen die beiden Superstars trotz aller sportlichen Rivalität ein gutes Verhältnis. „Ich glaube, man kann von einer Freundschaft sprechen“, sagt Vingegaard und ergänzt, „er ist ein super netter Kerl, ich mag ihn wirklich.“
Für ihn macht das Duell der beiden auch die diesjährige Tour de France aus. „Um ehrlich zu sein, wäre es ohne Tadej nicht so aufregend gewesen, wie es war. Also fahre ich gerne gegen ihn, das ist gut für die Tour de France, für das Radfahren und für uns“, befindet der Jumbo-Visma-Fahrer.
Nach Sieg bei der Tour de France: Vingegaard sündigt mit Bier und Fleisch
Doch nun steht für den Dominator der größten Rundfahrt der Welt erstmal etwas Erholung an. Dabei will er bei der Rückkehr vor allem erstmal wieder ein Dürüm essen, wie er jüngst verriet.
Mit seinem Essensplan hat aber auch schon vor der letzten Etappe etwas gebrochen. So gab es am Samstagabend ein „Craft Bier mit 9,5 Prozent“.
Viel getrunken habe er allerdings nicht. „Ich muss zugeben, dass ich nur einen Schluck getrunken habe, ich roch noch nach dem ersten Bier“, erzählt er grinsend.
Dazu gab es auch ein deftiges Abendessen bei der Ankunft im Teamhotel. „Für mich gab es viel Fleisch und Krokets (eine niederländische Spezialität, Anm. d. Red.). Das war zwar nicht das gesündeste Essen, aber es fühlte sich gut an“, berichtet er.