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Tour de France: Lance Armstrong staunt vielsagend, die Szene raunt

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Tour de France: Lance Armstrong staunt vielsagend, die Szene raunt

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Armstrong staunt, die Szene raunt

Die unglaublichen Tour-Auftritte von Jonas Vingegaard verblüffen auch Lance Armstrong und andere zwiespältige Größen. Konkurrenten werfen vielsagend Fragen auf,
Gut 25 Jahre nach seinem Triumph bei der Tour de France und zahlreiche Negativ-Schlagzeilen später will der einstige Rad-Star Jan Ullrich seine Geschichte erzählen - "die ganze Geschichte", wie er selbst sagt. Die Doku "Jan Ullrich - Der Gejagte" gibt es ab 28. November exklusiv bei Prime Video.
Die unglaublichen Tour-Auftritte von Jonas Vingegaard verblüffen auch Lance Armstrong und andere zwiespältige Größen. Konkurrenten werfen vielsagend Fragen auf,

L‘Equipe, die Institution der französischen Sportberichterstattung, machte es womöglich nicht absichtlich. Aber es war eine Schlagzeile, die in die Stimmungslage passte, so oder so.

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„D‘une autre Planete“, titelte sie am Mittwoch, nachdem Jonas Vingegaard im zweiten Zeitfahren der Tour de France 2023 Tadej Pogacar und den Rest der Konkurrenz deklassierte. Von einem anderen Planeten.

Fast genauso lautete der Titel, als 1999 ein ähnlich dominanter Fahrer schon am neunten Tourtag mehr als sechs Minuten vor allen anderen lag: „Sur un autre Planete“, auf einem anderen Planeten, lautete damals das Urteil über Lance Armstrong. Den ehemaligen Tour-Rekordsieger, der inzwischen als außerirdischer Doping-Betrüger diskreditiert ist.

Und - nicht als einzige Person - mit dafür gesorgt hat, dass nun auch über die Performance des Jumbo-Visma-Fahrers aus Dänemark intensiv diskutiert wird.

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Wofür Armstrong auch selbst Stichworte liefert.

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Armstrong findet Vingegaard „mind-blowing“

In dem Podcast The Move, in dem der heute 51 Jahre alte Armstrong das Tour-Geschehen begleitet, zeigte sich der US-Amerikaner nicht weniger verblüfft von Vingegaard als alle anderen.

Er sei „sprachlos“, sagte er nach dem vorentscheidenden Zeitfahren, Vingegaards Leistung dort sei „außergewöhnlich“ gewesen: „Es war technisch perfekt und das bei einem Tempo bei Abfahrten, da musst du wirklich wissen, was du tust. Ich kann es nicht genug betonen: Das ist atemberaubend (‚mind-blowing‘). Er ist DAS perfekte Rennen gefahren.“

Und dann noch ein Satz, der aus Armstrongs Munde nochmal besonders aufhorchen ließ: „In so einem 30-Minuten-Zeitfahren musst du dich eigentlich so verausgaben, dass du dich selbst begräbst. Und er sah für mich am Ende alles andere als begraben aus.“

Kann das mit rechten Dingen zugehen?

„Verrückter Auftritt, der den ewigen Doping-Verdacht nährt“

Armstrong diskutierte diese Frage - natürlich - nicht, Vingegaard bejahte sie ebenso naturgemäß und leistete nach der Königsetappe am Mittwoch einen Anti-Doping-Schwur ab, der praktisch keinen Raum zwischen ehrlichem Bekenntnis und Meineid ließ: „Ich kann es mit der Hand auf dem Herzen sagen: Ich nehme nichts und ich werde nichts nehmen, was ich nicht meiner zweijährigen Tochter geben würde.“

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Dass viele Beobachter andere Vermutungen anstellen, konnte er damit – wie ihm selbst erklärtermaßen klar war – nicht verhindern. Die Diskussion nimmt auch im Tour-Mutterland viel Raum ein.

Von einem „verrückten Auftritt, der den ewigen Doping-Verdacht nährt“, schreibt die öffentlich-rechtliche Rundfunkstation France Bleu, auch viele andere Medien debattieren anhand der abnormen Daten.

Auch in der Szene wird öffentlich geraunt

Vingegaard war im Zeitfahren 41,2 km/h schnell, deutlich flinker als Pogacar (39,3), der selbst weit über dem Schnitt war: Kein anderer Fahrer knackte die 38.

Es ist ein Klassenunterschied, über den auch innerhalb der Szene öffentlich geraunt wird.

Das Portal RMC Sport zitiert Frédéric Grappe, Head of Performance, des Rennstalls Groupama-FDJ, dem unter anderem Thibaut Pinot angehört: „Pogacar hat wirklich eine gute Zeit gemacht. Ich weiß nicht, wie ich diese Diskrepanz erklären soll, denn das haben wir selten gesehen.“

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Samuel Bellenoue, in derselben Funktion bei Cofidis, meint vielsagend – nicht nur auf Vingegaard bezogen -, dass kritische Fragen kein Wunder seien: „Wenn wir die aktuellen Kletterzeiten und Klettergeschwindigkeiten betrachten, sehen wir, dass wir uns auf einer Ebene befinden, die es auch zur Zeit des Dopings noch gar nicht gab, also stellt sich die Frage. Aber ich bin nicht in der Lage, über diese Frage hinauszugehen.“

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Auch Technik und legale Präparate wirken sich aus

Ein 1:1-Vergleich der Daten von früher und heute führt allerdings in die Irre: In jedem Jahr sind die Voraussetzungen anders, Etappenzuschnitte und -anordnungen ändern sich, auch der technische Fortschritt bei den Rädern wirkt sich massiv aus.

Auch der deutsche Doping-Experte Fritz Sörgel warnt bei SPORT1 vor voreiligen Schlüssen beim Vergleich der Armstrong- , Ullrich- und Epo-Ära mit der heutigen Zeit: „Die Trainingsmethoden und die Materialien, die verwendet werden, haben sich seitdem deutlich verbessert.“ Das spiele in jedem Fall eine Rolle.

Nicht zu vergessen sind auch der Einsatz von Schmerztabletten und anderen legalen Medizinpräparaten, auf dessen Exzessivität im vergangenen Jahr Ex-Fahrer Christophe Bassons in der Süddeutschen Zeitung aufmerksam gemacht hat.

Und die erlaubten, aber wegen ihrer unklaren Kurz- und Langzeitwirkung umstrittenen Ketone - auf die Jumbo-Visma seit Jahren schwört und die auch in den Werbepausen des Armstrong-Podcasts öfters beworben werden.

„Nicht Indurain, nicht Armstrong. Irgendwer?“

Trotzdem kreisen auch viele Fragen um die Vergangenheit der Szene und die vielen personellen Verbindungen von heute zu damals. Auch Vingegaards deutscher Sportchef Grischa Niermann hat 2013 gestanden, zu aktiven Zeiten „einige Male“ mit dem einstigen Doping-Goldstandard Epo betrogen zu haben.

Neil Stephens, sein Widerpart bei Pogacars Team UAE Emirates, war Teil des berühmt-berüchtigten Festina-Rennstalls, dessen Doping-Praktiken 1997 aufflogen und die Tour an den Rand des Kollapses brachten. Auch Stephens war mit Epo unterwegs, nach eigener Darstellung unwissentlich, es sei ihm als Vitaminpräparat untergejubelt worden.

Umso spannender ist nun, wenn nun auch einschlägig bekannten Dopern von einst ob des aktuellen Tour-Geschehens die Kinnlade herunterklappt - neben Armstrong auch Vingegaards dänischem Landsmann Michael Rasmussen.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass in einem Zeitfahren je ein Sieger 4,5 Sekunden pro Kilometer schneller war als ein Zweitplatzierter“, schrieb er am Dienstag bei Twitter: „Nicht Indurain, nicht Armstrong. Irgendwer?“

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Später ergänzte Rasmussen bei Ouest-France nach einem Blick in die Archive, dass eine solche Dominanz früher wohl nur Jacques Anquetil ausgeübt hätte – in den fünfziger und sechziger Jahren legendär geworden als im Zeitfahren unnahbarer „Monsieur Chrono“. Und als geständiger und überzeugter Doping-Pionier.

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