War das die Vorentscheidung bei der Tour de France 2023?
Vingegaard demontiert Pogacar
Jonas Vingegaard hat beim Zeitfahren auf der 16. Etappe ein echtes Ausrufezeichen gesetzt und seinen Kontrahenten um den Gesamtsieg Tadej Pogacar deutlich distanziert.
Der Däne absolvierte die 22,4 Kilometer in 32:26 Minuten nahm seinem Kontrahenten satte 1,38 Minuten ab und sicherte sich mit einem starken Zeitfahren auch den Tagessieg. „Das war das beste Zeitfahren, das ich je gefahren bin“, sagte der Däne: „Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Ich habe nicht erwartet, dass ich so gut sein werde.“
Pogacar kam zwar als zweitschnellster Fahrer ins Ziel, scheint aber nun kaum mehr Chancen auf den Gesamtsieg zu haben. Der Slowene zeigte sich trotz der bitteren Niederlage aber als echter Sportsmann und gab seinem Kontrahenten nach dem Rennen fair die Hand und gratulierte ihm zu seiner Topleistung.
„Es war eine unglaubliche Etappe für uns, er hat viel Zeit gut gemacht“, sagte Vingegaards Teamkollege Wout van Aert, der Dritter wurde (+2:51): „Das konnten wir uns nicht vorstellen, dass der Vorsprung nun so groß ist. Es zeigt, wie viel er noch in den Beinen hat.“
Durch den Erfolg hat der Däne vom Team Jumbo-Visma vor der Königsetappe in den Alpen am Mittwoch 1,48 Minuten Vorsprung auf seinen Kontrahenten in der Gesamtwertung. Der Däne hatte vor dem Zeitfahren hauchdünne zehn Sekunden vor dem Slowenen gelegen.
Tour de France: „Heute zeigst du der Welt, dass du der Beste bist.“
Um 16.58 Uhr ging Pogacar als Gesamtzweiter und vorletzter Fahrer auf den 22,4 km langen Kurs, genau zwei Minuten später rollte Vingegaard von der Startrampe: An seinem elften Tag in Gelb wurde der Däne vom Gejagten zum Jäger - und er füllte diese Rolle mit Leben.
Mehr als 600 Höhenmeter lagen zwischen Start und Ziel. Nur zwei Kilometer nach dem Start waren die Kletterkünste auf der giftigen Cote de la Cascade de Couer erstmals gefordert. Die anschließende technische Abfahrt überstanden beide schadlos.
Sein Team zeigte sich von Beginn an zuversichtlich. Sein deutscher Sportdirektor Grischa Niermann funkte ihm kurz nach dem Rennstart zu: „Heute zeigst du der Welt, dass du der Beste bist.“
Und Vingegaard lieferte sogleich. Er distanzierte seinen Kontrahenten und lag früh auf Siegkurs. An der zweiten Zeitmessung rund sechs Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung bereits 31 Sekunden.
Pogacar versucht alles, aber Radwechsel verpufft
Zur Schlüsselstelle wurde die Cote de Domancy, ein kurzer, aber steiler Anstieg der 2. Kategorie kurz vor dem Ziel.
Pogacar und sein UAE-Team entschieden sich am Fuße des Anstiegs für einen Wechsel von der Zeitfahr-Maschine auf das leichtere Rennrad für die Berge. Auf etwa fünf Sekunden bemaß UAE-Teamchef Mauro Gianetti den Vorteil der Maßnahme.
Vingegaard dagegen blieb auf dem Spezialrad für das Zeitfahren. Die Wahl erwies sich nicht als nachteilig. „Hol dir die Tour“, funkte der deutsche Sportdirektor Grischa Niermann an Vingegaard. Der Mann in Gelb ließ auf der Straße Taten folgen.
Am Mittwoch heißt es bei der Tour de France erneut „alle Karten auf den Tisch“. Auf der letzten Alpenetappe sind insgesamt vier Anstiege auf den 165,7 km nach Courchevel zu überwinden. Höhepunkt ist der Col de la Loze, das Dach der Tour (2304 m) und ein echtes Biest mit bis zu 24 Prozent Steigung. Der Berg sei einer der „härtesten Anstiege der Welt“, sagte Pogacar. Im Kampf um den Gesamtsieg ist er dort zum Handeln gezwungen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)