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Tour-de-France-Fans verärgern Fahrer und Bosse: "Bleibt zu Hause, wenn ..."

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Tour-de-France-Fans verärgern Fahrer und Bosse: "Bleibt zu Hause, wenn ..."

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Ärger um Tour-Fans: „Bleibt daheim!“

Die Tour de France lebt wie kaum ein zweites Sport-Großereignis von der Nähe zwischen Fahrern und Fans. Für die Radprofis wird das aber immer wieder zur unberechenbaren Gefahr.
Die ersten Tage der Tour de France sind begleitet von einem Zoff zwischen Phil Bauhaus und der ARD. Ein Gespräch sorgt nun für neue Entwicklungen.
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Die Tour de France lebt wie kaum ein zweites Sport-Großereignis von der Nähe zwischen Fahrern und Fans. Für die Radprofis wird das aber immer wieder zur unberechenbaren Gefahr.

Ein wenig genervt war der sonst stets gut gelaunte Tadej Pogacar dann doch.

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„Ich habe eine Patrone verschwendet. Das ist ein schon ein bisschen ärgerlich“, sagte der Slowene im Ziel von Morzine. Was Pogacar sauer aufstieß: Im Sekundenkrimi ums Gelbe Trikot der Tour de France hatte er seinen Rivalen Jonas Vingegaard ein letztes Mal entscheidend attackieren wollen - und wurde unsanft ausgebremst.

Ein Begleitmotorrad versperrte dem 24-Jährigen den Weg. In dem dichten Fan-Spalier auf der engen Straße des Col de la Joux Plane, dem letzten Anstieg am Samstag, konnte der im Nachgang sanktionierte Motorrad-Pilot nicht schnell genug Platz machen - Pogacar musste seinen Antritt abbrechen, um eine Kollision zu vermeiden.

„Es ist, wie es ist“, sagte Pogacar im Anschluss, dem anzumerken war, dass er kein großes Fass aufmachen wollte. Auch der zweimalige Gesamtsieger weiß, die Faszination der Tour de France besteht zu einem großen Teil aus der ungewöhnlichen Nähe zwischen Fahrern und Fans. Am Wochenende wurden Fluch und Segen aber deutlich sichtbar.

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Scharfe Worte von Jumbo-Visma-Boss

Auf der einen Seite stehen atemberaubende TV-Bilder und eine unvergleichliche Atmosphäre auch für die Fahrer - der abgeschlagene Franzose Benoit Cosnefroy stieg am Samstag gar vom Rad, ließ sich ein Getränk anreichen und tanzte ausgelassen mit seinem Fanclub über den Asphalt. Auf der anderen Seite kommt es zur Beeinflussung des Wettkampfs und auch immer wieder zu gefährlichen Situationen - besonders am vergangenen Wochenende.

Am Sonntag bekam das unter anderem Vingegaards Team Jumbo-Visma zu spüren: Edelhelfer Sepp Kuss blieb bei hohem Tempo am Arm eines unachtsamen Zuschauers hängen, stürzte und räumte dabei auch seinen Teamkollegen Nathan van Hooydonck ab. Dahinter kamen zahlreiche weitere Fahrer bei dem Massensturz zu Fall.

Richard Plugge, Teamchef des niederländischen Rennstalls, war nach der wiederholten Beeinflussung des Rennens durch einen Zuschauer spürbar angefressen. Am Sonntag kritisierte er die Fans via Twitter scharf.

„Meine Güte! Es ist eindeutig, was hier passiert ist. Was zur Hölle macht ihr da? Einfach ein paar Leute vom Rad stoßen. Bleibt Zuhause, wenn ihr die Fahrer nicht respektiert“, meinte Plugge. Mehrere Fahrer unterschrieben die deutliche Ansage inhaltlich genau so.

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Auch Vingegaard kritisiert die Fans

Dylan van Baarle, ein weiterer Kollege Vingegaards bei Jumbo-Visma, sagte: „Diese Leute, ich weiß nicht, warum sie hierherkommen. Sie sollten in den Spiegel schauen. Zuschauer wie diese sollten Zuhause bleiben. Die Menschen müssen Verantwortung übernehmen. Wenn sie den Radsport nicht mögen, sollen sie wegbleiben.“

Einen dringenden Appell an die Fans richtete auch Vingegaard selbst. Der Gesamtführende sagte: „Ich hätte gerne, dass die Zuschauer das Rennen genießen und uns anfeuern, ohne auf der Straße zu stehen und Bier über uns zu schütten. Bitte, genießt einfach nur das Rennen!“

Das Cofidis-Team veröffentlichte derweil ein Statement, in dem es hieß: „Man braucht kein Telefon, um einmalige Erinnerungen zu kreieren.“ Ineos Grenadiers teilte mit: „Bitte gebt den Fahrern Platz, um Rennen zu fahren.“

Der langjährige deutsche Tour-Liebling Jens Voigt formulierte es in seiner Funktion als TV-Experte nochmal etwas greifbarer: „Liebe Zuschauer: Jeder Quadratzentimeter der Strecke ist das Büro der Fahrer. Kommen Sie nicht in ihr Büro! Sie wollen auch nicht, dass wir in Ihr Büro zuhause kommen.“ Die Zuschauer sollten das Spektakel genießen, „aber versuchen Sie nicht, Teil des Spektakels zu sein!“

„Unangenehmster Teil des Tages“

Schon am Freitag hatten die Fans den Fahrern Kopfzerbrechen bereitet. Nachdem die Profis das Rennen nach der Bergankunft auf dem Col du Grand Colombier offiziell beendet hatten, mussten sie anschließend den gleichen Weg wieder hinunterrollen, um zu ihren Teambussen zu gelangen - im allgemeinen Chaos zwischen aufgepeitschten Anhängern und Autos.

Georg Zimmermann fand dies den „unangenehmsten Teil des Tages“, Wout van Aert erlebte das Hinabrollen gar als „tatsächlich lebensgefährlich“. „Das muss man sich mal vorstellen“, sagte Zimmermann - „bei uns ist es normal, dass wir durch das Chaos 18 km runter müssen an den ziemlich betrunkenen Fans vorbei.“ Er wolle, betonte Zimmermann, den Radsport-Enthusiasten gar keinen Vorwurf machen: „Aber das ist schon unangenehm“.

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Gänzlich verhindern lassen sich derartige Situationen bei teilweise über 200 km Strecke pro Tag sicher nicht. Bei sogenannten Evakuierungsrouten wie der Abfahrt am Freitag aber gäbe es Raum für Verbesserungen. Eine Option wäre es gewesen, die Fahrer auf einer Alternativroute ins Tal zu leiten, der Grand Colombier verfügt immerhin über vier verschiedene Wege zum Gipfel.

Und auch die unschöne Einflussnahme auf den Kampf um Gelb am Samstag hätte sich vielleicht verhindern lassen, hätte man einen größeren Teil der Strecke mit Gittern abgesperrt. Es liegt nun in der Verantwortung des Veranstalters ASO, in Zukunft Lösungen zu finden. Wie am Wochenende auf die Vernunft teils stark alkoholisierter Fans zu setzen, sollte wohl eher nicht das Mittel der Wahl sein.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)