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Tour de France 2023: Ein Horror-Szenario schwebt über dem Radsport

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Tour de France 2023: Ein Horror-Szenario schwebt über dem Radsport

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Horror-Szenario im Radsport?

Nach dem tragischen Tod von Gino Mäder flammt die Sicherheitsdebatte im Radsport wieder auf. Neue Ideen tauchen auf, doch die kommen nicht überall gut an.
Im Frühjahr war Tadej Pogacar der haushohe Favorit auf den Sieg der diesjährigen Tour de France. Doch Jonas Vingegaard hat aktuell gute Chancen, seinen Vorjahreserfolg zu wiederholen.
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Nach dem tragischen Tod von Gino Mäder flammt die Sicherheitsdebatte im Radsport wieder auf. Neue Ideen tauchen auf, doch die kommen nicht überall gut an.

Es war ein trauriger Tag im Radsport.

Gino Mäder verunglückte Mitte Juni schwer bei der Tour de Suisse - einen Tag später erlag er seinen Verletzungen.

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Dieser tragische Unfall löste nicht nur eine Welle der Bestürzung aus, sondern ließ auch eine altbekannte Diskussion - wenige Tage vor der Tour de France 2023 - wieder aufleben: Wie können die Fahrer besser geschützt werden?

Bereits seit Jahren diskutieren die Beteiligten über verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, zu großen Ergebnissen sind sie allerdings (noch) nicht gekommen.

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Rad-Stars bemängeln fehlende Sicherheit

Dabei schlagen die Profis immer lauter Alarm. „Ich hoffe, dass das heutige Finale der Etappe sowohl für die Organisatoren als auch für uns selbst als Fahrer ein Denkanstoß ist. Eine Bergankunft wäre problemlos möglich gewesen. Daher war es keine gute Entscheidung, uns die Etappe mit dieser gefährlichen Abfahrt beenden zu lassen“, schrieb Straßen-Weltmeister Remco Evenepoel im Anschluss an den Sturz.

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Eine Warnung spricht auch Romain Bardet aus. „Wir werden immer schneller und schneller und gehen an die Grenzen. Wir kokettieren Kurve um Kurve mit unseren Grenzen. Doch der Tag ist rabenschwarz, wenn das Schicksal beschließt, einen von uns mitzunehmen, einen Mitmenschen, einen Akrobaten im Lycra-Anzug“, meinte er auf Instagram.

Auch der neue Chef der Athletenkommission, Adam Hansen, sieht seinen Sport als „wesentlich gefährlicher“ als noch vor einigen Jahren an. „Die Räder sind viel schneller geworden, und das allgemeine Wettbewerbsniveau hat neue Höhen erreicht“, schilderte er der englischen Zeitung The Guardian.

Dem stimmt die deutsche Radsport-Legende Jens Voigt zu. „Das Material ist besser geworden, dadurch sind alle schneller geworden. Wenn es dann knallt, ist natürlich auch der Aufprall härter“, erklärte der zweimalige TdF-Etappensieger im SPORT1-Interview.

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Tour Féminin des Pyrénées abgebrochen - Veranstalter sauer

Dabei fällt die Kritik immer wieder auf die Veranstalter zurück. Sie sind zuständig für den Streckenverlauf und die Sicherheit auf der Strecke. Um Teil der UCI World Tour zu sein, müssen sie dafür die Straßen sperren lassen und den Fahrern damit freie Fahrt gewähren.

Doch genau dieser Punkt sorgte aber für einen heftigen Zoff auf der Tour Féminin des Pyrénées, einer Frauen-Rundfahrt durch die Pyrenäen.

Die Tour wurde nach der zweiten von drei Etappen abgebrochen, da es zu enormen Gefahren für die Fahrerinnen gekommen war. So befanden sich immer wieder Autos auf der Straße und auch andere Verkehrsteilnehmer kamen dem Peloton gefährlich nah - für 17 der 23 Teams war das Grund genug, für einen Abbruch zu plädieren.

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Diese Entscheidung sorgte aber für mächtig Frust beim Organisator. „Die Mädchen haben Ansprüche, die nicht ihrem Niveau entsprechen. Sie stellen sich vor, dass sie an der Tour de France teilnehmen und dass alle Straßen gesperrt werden müssen, dass alles abgesperrt werden muss. Aber in Frankreich können wir das nicht tun“, lederte Renndirektor Pascal Baudron und bezeichnete die Fahrerinnen als „verwöhnte Kinder“.

Auch bei Paris-Nizza kam es im März zu einem Zwischenfall, wo ein Auto auf einmal auf der Gegenfahrbahn stand. Glücklicherweise kam es dabei ebenfalls zu keinem Unfall mit einem Rad-Profi.

Ex-Profi mahnt vor zu vielen Auflagen

Diese Kritik von Baudron zeigt aber, wie verzwickt die Lage derzeit ist. Alle Seiten haben genaue Vorstellungen, die nicht immer übereinstimmen.

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So müssen die Veranstalter zahlreiche Sicherheitsstandards erfüllen, die teils hohe Kosten verursachen. Die Refinanzierung ist dabei kompliziert, sie können keine Tickets wie andere Sportarten verkaufen.

Damit entgehen ihnen nicht nur wichtige Erlöse, sondern auch das Publikum lässt sich so nur schwer kontrollieren. Schließlich kann jeder dem Event beiwohnen.

„Es gibt heute schon so viele Auflagen, welche Rennveranstalter erfüllen müssen, dass vor allem kleine Rennen diese nicht erfüllen können. Sie verzichten darauf, Wettkämpfe zu veranstalten“, meint Fabio Cancellara, Teamchef vom Schweizer Pudor-Team, im Blick-Interview.

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Fehlender Austausch zwischen Fahrern und Veranstaltern

Gleichzeitig muss man aber auch die Sportler im Blick behalten - und damit diejenigen, um dessen Gesundheit am Ende des Tages geht. Stürze wie bei der Tour de France 2021, als ein Fan-Plakat im Zielsprint für einen Massen-Unfall sorgte, können Karriere beenden.

Während die Veranstalter für solche Crashs nur schwer zu verantworten sind, fällt in ihren Bereich die Streckenplanung - ein weiterer kritischer Teil in der Sicherheitsdebatte. Ob es wirklich einer rasanten Abfahrt bedarf, wenn auch eine Bergankunft möglich ist, muss bei Gesprächen zwischen allen Beteiligten erörtert werden.

Voigt wünscht sich deshalb einen besseren Austausch zwischen Fahrern und Veranstaltern. „Wenn dann 70 Prozent der Fahrer sagen, sie wollen auf keinen Fall eine Zielankunft am Ende einer Abfahrt, sollte man umgehend darauf hören und das umsetzen“, führt er an.

Laut dem 51-Jährigen könnten die Fahrer selbst „auch ein bisschen Einfluss nehmen“. Es sei aber „natürlich schwer“, da die Fahrer um einen Vertrag kämpfen.

Fangnetze als Lösung in der Radsport-Sicherheitsdebatte?

Jedoch könnten in einem Gespräch mit allen Beteiligten auch andere Möglichkeiten wie Fangnetze, die es bei den Rennen im Alpin-Bereich gibt, diskutiert werden. Hansen hält es für „eine großartige Idee“, die aber wiederum neue Kosten für die Rundfahrten bedeuten würden.

Den Kostenfaktor bemängelt auch Voigt. „Das ist in der Idee sehr schön, aber wenn die Etappe 200 Kilometer lang ist, mit vier Pässen, dann reden wir von vier Mal 20 Kilometer Fangzaun. Das sind 80 Kilometer“, rechnete er im SPORT1-Interview vor.

Cancellara stellte fest: „Ich finde, dass die aktuellen Regeln richtig sind – man muss sie einfach durchsetzen.“ Er warnt wie Rolf Aldag vor Schnellschüssen, die nicht im Sinne des Sports wären.

Laut Aldag müsse man viel mehr in Ruhe reflektieren. „Was macht Sinn? Was ist zielgerichtet? Wie machen wir jetzt weiter? Da müssen Teams, Veranstalter und Sportler an einen Tisch“, meint der Teamchef von Bora-hansgrohe zum SID.

Bessere Ausbildung für Rad-Profis

Dabei könnte auch eine Lösung eine bessere Ausbildung der Rad-Profis sein. Diese Idee stellt zumindest Thibau Pinot in den Raum. „Es wird oft gesagt, dass man auf dem Rad sein Gehirn ausschalten muss. Ich habe aber Probleme mit dieser Idee. Wir üben einen gefährlichen Sport aus“, mahnt der Franzose bei The Guardian.

Damit dürfte er beim Chef der Fahrergewerkschaft CPA offene Türen einrennen. „Vielleicht müssen wir die Fahrer besser ausbilden oder irgendwie eine Situation schaffen, in der sie keine so hohen Geschwindigkeiten erreichen können. Die Fahrer müssen sich bewusst sein, dass Radfahren ein gefährlicher Sport ist, und sie müssen gut über die Risiken informiert sein“, glaubt Hansen.

So oder so, das Thema wird den Sport auch weiter beschäftigen. Einen ersten Termin zwischen den Beteiligten wird es bereits vor der anstehenden Tour de France geben - Ausgang offen.