Marcel Kittel pfefferte sein Rad gegen den Teambus, flüchtete ins Innere - und schimpfte hinter der geschlossenen Tür deftig: Nach einem weiteren Tour-Tag zum Vergessen war der deutsche Sprintstar restlos bedient.
Egoismus-Vorwurf: Kittel bedient
Nicht nur, dass Kittel auch bei der letzten Chance auf einen Etappensieg vor den Alpen in Amiens erneut völlig chancenlos war - er kassierte auch heftige öffentliche Kritik aus den eigenen Reihen.
Am Morgen vor der achten Etappe der 105. Frankreich-Rundfahrt, die der Niederländer Dylan Groenewegen gewann, war zu lesen, was Katushas Sportdirektor Dimitri Konischew offenbar von seinem Topstar Kittel hält.
Bemerkenswert nonchalant bezeichnete der Russe den Thüringer im Vorsteller eines langen Interviews als "Egoisten", die Kritik fiel massiv aus.
Konischew: Kittel "nur an sich selbst interessiert"
"Wir bezahlen ihm eine Menge, aber er ist nur an sich selbst interessiert", sagte der 52 Jahre alte frühere Sprinter: "Vor dem Mannschaftszeitfahren in Cholet hat er während der Teambesprechung mit seinem Handy herumgespielt. Das hat mir zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht interessiere."
Ex-Radstar Jens Voigt äußerte in der ARD Unverständnis zur Art der Kritik. "Seinen eigenen Kapitän zu kritisieren, hilft überhaupt nicht. Das kann man im Teambus intern machen, aber nicht so", so Voigt.
Wie die Parteien auf dieser Basis zumindest die laufende Tour gemeinsam überstehen wollen, ist eine der großen Fragen in den kommenden Tagen.
Konischew ruderte zwar nach der Etappe leicht zurück, führte an, dies bestenfalls unter der Hand gesagt zu haben ("Es war ein persönliches Gespräch mit jemandem, kein Interview über Marcel") - die Aussagen sind aber in der Welt und dürften das angespannte Teamklima weiter vergiften.
Kittel äußerte vor dem Start nur knapp, die Aussagen nicht zu kennen. Teamchef Jose Azevedo versuchte dagegen, die Wogen zu glätten: "Marcel Kittel bleibt der beste Sprinter der Welt", sagte der Portugiese - angesichts von Platz 15 am Samstag eine derzeit kühne These.
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