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Radsport - "Lassen Sie uns das Massaker beenden": Diskussionen um Stürze und Streckenänderung

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Radsport - "Lassen Sie uns das Massaker beenden": Diskussionen um Stürze und Streckenänderung

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Streckenänderung sorgt für Unmut

Der Radsport ist von einer Vielzahl von Stürzen gebeutelt. Am Sonntag soll bei Paris-Roubaix eine umstrittene Sicherheitsmaßnahme das Risiko weiterer Unfälle minimieren.
Nils Politt (l.) und Tiesj Benoot bei der Flandern-Rundfahrt
Nils Politt (l.) und Tiesj Benoot bei der Flandern-Rundfahrt
© IMAGO/Belga
SID
SID
Der Radsport ist von einer Vielzahl von Stürzen gebeutelt. Am Sonntag soll bei Paris-Roubaix eine umstrittene Sicherheitsmaßnahme das Risiko weiterer Unfälle minimieren.

Für Angst, sagt Nils Politt, ist im Radsport kein Platz. Die fürchterlichen Bilder der brutalen Sturzserie im Peloton lassen den deutschen Klassikerjäger keineswegs kalt. Angst, sich beim bevorstehenden Höllenritt über die Pflastersteine von Paris-Roubaix in die lange Verletztenliste um Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel oder Wout van Aert einzutragen, lässt Politt trotzdem nicht zu.

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„Man sollte schon Respekt haben“, sagte der Kölner im FAZ-Interview: „Aber Angst darf man nicht haben. Wenn Angst mitfährt, fährt man vorsichtig. Und dann hat man mehr oder weniger schon verloren.“

Wer bremst, verliert

Politt fährt um Siege. Er ist bereit, dafür Risiken einzugehen. Bei Paris-Roubaix, der „Königin der Klassiker“, zählt Politt am Sonntag über 259,7 km zu den Podestanwärtern. Sein dritter Platz bei der Flandern-Rundfahrt am vergangenen Wochenende unterstrich seine gute Form und seine Ambitionen.

Die „Hölle des Nordens“ aber ist tückisch und voller Gefahren. 29 Pave-Sektoren erstrecken sich über eine Gesamtlänge von 55,7 km, so viel wie seit 30 Jahren nicht mehr. Die holprigen Feldwege sind ein extremer Härtetest für Mensch und Material. Wie viel Risiko ist den Fahrern dabei zuzumuten?

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Die Sicherheitsfrage wird vor dem Höhepunkt der Klassikersaison heiß debattiert. Die Schockbilder des Massensturzes bei der Baskenland-Rundfahrt am Donnerstag gaben der Diskussion weitere Nahrung. Tour-Sieger Vingegaard erlitt mehrere Knochenbrüche und Verletzungen an der Lunge. Van Aert, eigentlich ein Mitfavorit, fällt nach einem Sturz beim Halbklassiker Quer durch Flandern aus. Der Trainingsunfall des deutschen Radprofis Lennard Kämna auf Teneriffa, der sich im stabilen Zustand auf der Intensivstation befindet, verdeutlichte die Gefahren für die Radprofis zusätzlich.

Ein strukturelles Problem sieht Politt aber nicht. Es werde genug für die Sicherheit der Fahrer getan, sagte der 30-Jährige: „Vieles hat sich geändert in den letzten Jahren.“ Ein vergrößertes Gefahrenpotenzial begründet er mit diversen Veränderungen in seiner Sportart, vor allem im technischen Bereich.

Politt sieht technischen Fortschritt als Gefahrenquelle

„Wir werden immer schneller, weil das Material immer weiterentwickelt wird. Das ist wie in der Formel 1, kann man sagen“, so Politt, „von Aero-Helmen oder Stoffen für das Trikot, die besser im Wind stehen, bis hin zu Laufrädern. Alles wird schneller, alles wird besser.“ Auch im Peloton nimmt er eine neue Entwicklung wahr. Politt spricht von einem „deutlich höherem Stresslevel“.

Bei Paris-Roubaix ist die berühmt-berüchtigte Schneise durch den Wald von Arenberg einer der größten Stressfaktoren. Die Veranstalter reagierten. Vor der Einfahrt in die Kopfsteinpflaster-Passage wurde eine Schikane eingebaut. Sie soll das Feld ausbremsen.

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„Seit Monaten warnen wir alle. Die Rennveranstalter stellen zig Dinge auf die Beine. Aber wir stellen fest, dass die Stürze nur zunehmen“, sagte Renndirektor Thierry Gouvenou der L‘Équipe und nahm auch die Fahrer in die Pflicht. Die Stürze seien nicht nur auf die Strecke zurückzuführen: „Fangen wir an, über die Geschwindigkeitsprobleme nachzudenken. Stopp, stopp, stopp, lassen Sie uns das Massaker beenden.“

Die neue Schikane unmittelbar vor der Schlüsselstelle birgt jedoch ihr eigenes Risiko. Vor der Engstelle dürfte es zu Positionskämpfen kommen. Die Reaktionen fielen daher gespalten aus. „Soll das ein Witz sein?“, kommentierte Weltmeister und Titelverteidiger Mathieu van der Poel.