Ex-Radsport-Star Jan Ullrich hat erstmals ausführlich über das jahrelange Doping in seinem ehemaligen Team Telekom gesprochen. In einem Interview mit dem Stern begründete der Deutsche den Griff zu verbotenen Substanzen mit fehlender Chancengleichheit.
Ullrich: „Wollte kein Verräter sein“
1995 ist Ullrich zum Team Telekom gewechselt und er habe „ziemlich schnell gelernt, dass Doping verbreitet war“. Er schilderte, wie damals die weitverbreitete Wahrnehmung war: „Ohne nachzuhelfen, wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei gehen.“
2006 kamen dann die Dopingvorwürfe gegen Ullrich auf und er wurde wegen Verbindungen zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes suspendiert. Damals wollte der 49-Jährige aber nicht mit der Argumentation von Chancengleichheit an die Öffentlichkeit gehen.
Ullrich gesteht Fehler ein
„Ich wollte kein Verräter sein. Ich wollte auch nicht mit Halbwahrheiten raus und schon gar nicht mit der ganzen Wahrheit“, begründete Ullrich dies mit juristischen Zwängen. Er verwies darauf, dass daran Existenzen, Familien und Freunde hingen.
„Die Anwälte haben mir gesagt: Entweder du gehst raus und reißt alles ein, oder sagst gar nichts“, verriet der Ex-Radprofi. Er gestand zudem, dass ihm in der Vergangenheit die Kraft gefehlt habe, den Satz „Ich habe gedopt“ auszusprechen.
Rückblickend hätte Ullrich es anders gemacht: „Aus heutiger Sicht hätte ich reden sollen. Es wäre für einen kurzen Moment sehr schwer geworden, aber danach wäre das Leben leichter gewesen.“